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#417266 - 08/11/2020 19:56 Re: Coronavirus [Re: Wernu]
calli Offline
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Original geschrieben von: Wernu
@calli: ich gehe davon aus, dass du deine 2 Kollegen oder deine Kollegen das Mail falsch verstanden haben und deine Kollegen nur Kontakt mit jemandem gehabt haben der positiv getestet wurde.
Dann würden nämlich die 10 Tage Quarantäne Sinn machen. Und die Mail-Adresse hätten deine Kollegen dann irgendwo hinterlassen. Z. B.: Club, Restaurant, Eishockeymatch, usw.
Wenn man selbst positiv getestet worden ist, muss man soviel ich weiss Min. 10 in Quarantäne bleiben und min. 48 Stunden ohne Symptome sein bevor man wider raus darf.

Sonnst würde es wirklich kein Sinn ergeben...


Meine Frage noch dazu, ist man nach der Quarantäne das Virus los?

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#417267 - 08/11/2020 21:12 Re: Coronavirus [Re: calli]
Caipi Offline
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Original geschrieben von: calli


Meine Frage noch dazu, ist man nach der Quarantäne das Virus los?


Grundsätzlich würde ich diese Frage nicht in einem Forum für Sportinteressierte stellen, sondern an Leute, die wirklich drauskommen, aber: Nein, nicht zwingend.

Bei der Quarantäne geht es darum, dass du möglichst niemanden weiter anstecken kannst. Und 10 Tage, nachdem du Kontakt mit dem Infizierten hattest, der es dir möglicherweise weitergegeben hat, du selber aber keine Symptome aufweist, kannst du wahrscheinlich keine anderen Leute mehr anstecken. Dass das nur wahrscheinlich ist und nicht absolut sicher, kannst du einerseits daraus entnehmen, dass viele andere Länder eine 14 tägige Quarantäne haben. Und das BAG schreibt selber auf seiner Website, dass die Zeit von der Infizierung bis zu Symptomen 14 Tage dauern kann. Also könntest du theoretisch nach der 10 tägigen Quarantäne - in welcher du gar keine Symptome verspürt hattest, gerade am ansteckendsten sein. Wie selten solche verzögerten Inkubationszeiten sind, kann ich dir leider nicht sagen.

Falls du Symptome hast, kannst du sicher andere Leute anstecken. Gemäss BAG auch noch bis zu 48 Stunden, nachdem die letzten Symptome verschwunden sind. In dem Fall gilt also sowieso zuhause bleiben, auch wenn die 10 Tage durch sind.

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#417272 - 09/11/2020 14:34 Re: Coronavirus [Re: Caipi]
droopy Offline
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Ort: Region Basel
https://www.bazonline.ch/impfstoff-hersteller-verspricht-mehr-als-90-prozentigen-schutz-328605388389
Zulassungsantrag nach positiven Daten
Impfstoff-Hersteller verspricht mehr als 90-prozentigen Schutz

Ist das der Durchbruch im Kampf gegen Corona? Biontech und Pfizer teilen mit, ihr Impfstoff sei wirksam. Die Börsen jubeln, Donald Trump frohlockt.

sda/reuters 9.11.2020




Erstmals gibt es zu einem für Europa massgeblichen Corona-Impfstoff Zwischenergebnisse aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase. Das deutsche Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer teilten am Montag mit, ihr Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19.




Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert worden. Biontech und der Pharmariese Pfizer wollten voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. «Das ist die erste Evidenz, dass Covid-19 durch einen Impfstoff beim Menschen verhindert werden kann», sagte Biontech-Chef Ugur Sahin zu Reuters. Man habe einen «entscheidenden Meilenstein» zur Kontrolle von Covid-19 erreicht.

Beschleunigter Prozess

Der Impfstoff BNT162b2 war von Biontech im Projekt «Lighspeed» (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt worden. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Inzwischen haben mehr als 43 500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.

In der Studie wurden demnach bis Sonntag insgesamt 94 Fälle der Krankheit bestätigt. Die Ergebnisse werden den Angaben zufolge erst dann abschliessend ausgewertet, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft, in welchem Mass die Impfung nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor schweren Verläufen der Krankheit. Insgesamt sollen sowohl die Schutzwirkung als auch etwaige Nebenwirkungen über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet werden.

Die Unternehmen schlüsselten nicht genau auf, wie viele der Erkrankten den Impfstoff erhielten. Gemäss der Wirksamkeitsrate müssen aber acht oder weniger der 94 Krankheitsfälle in der Gruppe mit den geimpften Teilnehmern verzeichnet worden sein und der Rest in der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt.




Für den Corona-Impfstoff gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hat neben Biontech auch das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca bereits vor einiger Zeit für seinen Impfstoff-Kandidaten gestartet. Astrazeneca hat bisher noch keine Phase-III-Daten veröffentlicht. Zum Zeitplan dafür lasse sich noch nichts sagen, teilte eine Sprecherin am Montag mit.

50 Millionen Dosen bis Ende Jahr

Das Biontech-Präparat ist ein sogenannter RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiss herstellt – in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen. Zahlreiche Regierungen haben sich bereits Millionen Dosen der Impfung vorab gesichert, darunter die USA, Japan und Grossbritannien.




Zwar haben schon Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain andere Impfstoffe mit Einschränkungen freigegeben und impfen damit bereits Teile der Bevölkerung. Aber wie gut diese Impfungen tatsächlich schützen und welche Nebenwirkungen sie haben können, ist derzeit weitgehend offen.

Spahn zurückhaltend, Trump freut sich

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, er freue sich, dass gerade ein deutsches Unternehmen so weit sei. Da es aber immer Rückschläge bei der Impfstoff-Entwicklung geben könne, rechne die Regierung vorsichtiger damit, dass ein Impfstoff erst im ersten Quartal 2021 zur Verfügung stehen werde.

Weniger Zurückhaltung gab es an den Börsen: Die Nachricht zum Corona-Impfstoff liessen sie weltweit jubeln. Der SMI kletterte um rund 2 Prozent hoch, der Dax schnellte gar binnen weniger Minuten um 4,5 Prozent in die Höhe auf 13.035 Punkte, der EuroStoxx50 machte 4,4 Prozent gut und notierte auf 3346 Zähler. Die Biontech-Papiere gewannen in Frankfurt 20 Prozent, die Pfizer-Titel im vorbörslichen US-Handel sechs Prozent. US-Präsident Donald Trump frohlockte auf Twitter, der Impfstoff werde bald kommen. Deswegen seien die Aktienmärkte stark im Plus.

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#417275 - 09/11/2020 15:33 Re: Coronavirus [Re: calli]
Trancessiv Offline
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Original geschrieben von: calli
[/quote]

Meine Frage noch dazu, ist man nach der Quarantäne das Virus los?


Unterscheide zwischen Quarantäne und Isolation.
Wenn Du mit jemand Kontakt hattest (wie Deine Kolleginnen) musst Du 10 Tage in Quarantäne. Sollten bis dann keine Symptome auftreten ist gut.

Ansonsten testen und bei pos. Bescheid in Isolation. Die dauert so lange bis man 48h symptomfrei ist. Je nach dem ist ein neg. Test erforderlich (zB Sportler).

Genau so entstehen Gerüchte/Fake News. Mit etwas Verstand hätte man das merken können.

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#417286 - 09/11/2020 21:19 Re: Coronavirus [Re: Trancessiv]
calli Offline
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1. Hatten meine Kollegen KEINEN Kontakt zu positiv getesteten Personen
2. Ist meine Frage immer noch nicht beantwortet.

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#417291 - 10/11/2020 02:43 Re: Coronavirus [Re: Haifa HC]
Trancessiv Offline
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#417296 - 10/11/2020 11:05 Re: Coronavirus [Re: calli]
iFaya Offline

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Original geschrieben von: calli
1. Hatten meine Kollegen KEINEN Kontakt zu positiv getesteten Personen
2. Ist meine Frage immer noch nicht beantwortet.


Welche Frage? Dass man das Virus nach der Quarantäne los wäre? Die hat Transcessiv eigentlich beantwortet: Unterscheide Isolation von Quarantäne.

Sonst in einem Wort, sofern die Person in Quarantäne es tatsächlich hatte: NEIN. Gerne erkläre ich es Dir anhand eines aktuellen Beispiels: Bis jetzt hatte ich noch keinen Kontakt - oder es war mir zumindest nicht bewusst, ich wurde also nicht informiert - mit einer positiv getesteten Person. Eine Arbeitskollegin hat letzte Woche einen Brief vom kantonsärztlichen Dienst erhalten, datiert am 5. November 2020, dass sie sich ab dem 31. Oktober zehn Tage bis am 10. November in Quarantäne begeben muss, da sie mit einer positiv getesteten Person Kontakt hatte (am 3. November war sie noch bei uns an der Arbeit). Meine Arbeitskollegin musste sich NICHT testen lassen, sie musste einfach während der Quarantäne ohne Symptome sein. Ihr Arzt hatte ihr sogar abgeraten, sich testen zu lassen, da sie den Test selber bezahlen muss, weil sie sich ohne Symptome testen lässt. Es ist also nicht bekannt, ob sie nun mit dem Virus infiziert ist oder nicht. Symptome können immer noch auftreten, ausserdem erst ab 14. November sind es 14 Tage her, seit sie mit der positiv getesteten Person Kontakt hatte.

FakeNews verbreiten sich rasch und in Krisenzeiten noch viel häufiger. Tendenziell würde ich Deine Geschichte mit den Kolleginnen eher als FakeNews einordnen. Aber da das ContactTracing überall überlastet ist würde ich solche oder ähnliche Irrtümer dennoch nicht ausschliessen. Es gibt tatsächlich Personen, welche die gleichen Vor- und Nachnamen haben. In dem Fall von Deinen Kolleginnen wären zwei positiv getestete Damen nicht informiert, da zwei nicht getestete Damen angeblich positiv getestet wurden und an deren Stelle in Isolation wären. Da aber Adressen, Telefonnummer und Email abweichen wäre das eher unwahrscheinlich, doch da Kontaktdaten meistens handschriftlich, vielleicht zum Teil unleserlich, manchmal sogar bewusst falsch angegeben werden, nicht ausgeschlossen.

Die Teststrategie find' ich momentan mangelhaft. Zudem sind in der Schweiz die Tests unverhältnissmäsig teurer im Vergleich zu anderen Ländern. Für die Schnelltests, die eigentlich unterstützen sollten, werden die Apotheker selbst für den Aufwand aufkommen müssen. Konsequenterweise wird es da Verzögerungen geben, unsere Politik wiedermal eine Bremse im Umgang mit der Pandemie.
Die Zahlen scheinen allerdings wieder zurückzugehen, im Wallis ist es mit den Spitälern auch nicht mehr so dramatisch. Meine Theorie, dass in den HotSpots bereits soviel angesteckt sind, dass es logischerweise weniger Neuansteckungen gibt, bewahrheitet sich immer mehr (natürlich ist das Spekulation, doch denken wir mal an die Dunkelziffer, vielleicht sind momentan ca. 0.5 - 1.5 Millionen aktiv infiziert, da gibt es irgendwann per se weniger Neuansteckungen, unabhängig aller Massnahmen).






Bearbeitet von iFaya (10/11/2020 13:21)
_________________________
2011 doppeltes Jubiläum: 90 JAHRE HC DAVOS - 30 MAL SCHWEIZERMEISTER HC DAVOS;-)

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#417353 - 14/11/2020 09:58 Re: Coronavirus [Re: iFaya]
droopy Offline
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BaZ 14.11.2020
Corona-Hotspot Romandie
Warum hat die Westschweiz so viele Infektionen?

Die französischsprachige Schweiz verzeichnet deutlich mehr Corona-Fälle als die Deutschschweiz. Es ist eines der grossen Mysterien der Pandemie. Ein Erklärungsversuch in vier Thesen.

Philippe Reichen aus Lausanne

Es ist ein Déjà-vu, ein dramatisches. Die Westschweiz weist nach der ersten Corona-Welle auch in der zweiten die höchsten Fallzahlen auf. Diese Woche folgte ein weiterer negativer Höhepunkt: Genf hat die belgische Region Wallonien abgelöst, der Kanton gilt in ganz Europa als jene Region mit den meisten Infektionen relativ zu seinen Einwohnern.

Das wirft Fragen auf. Die Genfer Regierung hat bereits Ende Juli Nachtclubs und Diskotheken schliessen lassen. Der Kanton hat seither die härtesten Corona-Massnahmen der Schweiz und liess am Donnerstag sogar Alters- und Pflegeheime abriegeln. Der Nachbarkanton Waadt wiederum führte im Sommer eine Maskenpflicht in Läden ein, liess aber sein Nachtleben unberührt. Die zweite Welle trifft, anders als die erste, nun auch die Kantone Jura, Neuenburg, Wallis und Freiburg massiv. Selbst in den zweisprachigen Kantonen Wallis und Freiburg wird deutlich: Die frankofonen Gebiete sind stärker von Covid betroffen als die deutschsprachigen. In der Deutschschweiz sinken die Zahlen bereits wieder, in der Westschweiz verharren sie trotz Lockdown auf hohem Niveau. Die Spitäler arbeiten allerorts an ihren Kapazitätsgrenzen. Patienten müssen in die Deutschschweiz verlegt werden. Die Armee muss helfen.

Warum trifft die Pandemie die Westschweiz derart hart? Warum bekommt man die Verbreitung des Coronavirus einfach nicht in den Griff? In der Romandie macht die Frage Bürger, Wissenschaftler und Politiker ratlos. Wissenschaftlich wurde das Phänomen bislang nicht erforscht. Vier Thesen zu diesem grossen Mysterium.

1. These: Die Angst vor dem Virus schwindet

Als im Frühjahr die Corona-Fallzahlen in der Romandie in die Höhe schnellten, erklärten die Kantonsärzte das Phänomen mit der Grenze zu Frankreich sowie den vielen und engen Verbindungen nach Italien. Darüber hinaus war man sich sicher, dass die Westschweiz mehr Menschen auf das Virus testete und damit mehr Fälle aufgedeckt wurden, während positive Fälle ennet der Saane unentdeckt blieben. Doch heute haben Schweizer Grenzregionen mehr Fälle als Frankreich, die Mobilität (auch nach Italien) ist eingeschränkt, und bei der Positivitätsrate gibt es im kantonalen Vergleich keine signifikanten Unterschiede. Die während der ersten Welle abgegebenen Erklärungen greifen heute nicht mehr.


Derweil hat bei den Bürgern die Angst vor dem Virus trotz hoher Mortalitätsrate abgenommen. Didier Trono, Virologe an der ETH Lausanne, stellte diese Woche in der Zeitung «Tribune de Genève» fest: «Die Menschen haben weniger Angst als während der ersten Welle, als man sich vor dem Unbekannten fürchtete. Heute kennen wir alle Leute, die erkrankten und wieder gesund wurden. Da vergisst man rasch die vergleichsweise wenigen Patienten, die im Spital landen, und die Überlastung, die ab einer gewissen Anzahl Spitaleinweisungen rasch entstehen kann.» Dass Angst und Respekt verloren gingen, habe er in Genf mit eigenen Augen beobachtet, so Trono. Die Cafés seien überfüllt gewesen. Obwohl die Leute grundlegende Massnahmen eingehalten hätten, sei gerade für Genf der massive Anstieg der Corona-Fallzahlen kein Mysterium.

2. These: Die Feierlaune ist zurück

Während im Sommer die Angst vor dem Virus wich und die Fallzahlen auf tiefem Niveau verharrten, nahm die Feierlaune in weiten Teilen der Romandie zu. Gerade im sogenannten Welschwallis ist das Feiern eine gesellschaftliche Tradition. Die Gewohnheit trägt nun dazu bei, dass die zweite Welle das Wallis mit enormer Härte trifft. Am 24. September nahmen tausend Katholiken im Dorf Ecône an der Umbettung des Leichnams des exkommunizierten Bischofs Lefebvre teil, ohne Masken und Sicherheitsabstand.

Dasselbe Bild bot sich Ende September beim in der ganzen Romandie beliebten, mehrtägigen Musikfestival Caprices in Crans-Montana. Hunderte Personen tanzten in einem Zelt. Die Menge war in Sektoren unterteilt, aber niemand trug eine Maske, und alle bewegten sich auf engstem Raum. Diverse Festivalbesucher wurden später positiv getestet.

Um im Oktober auf die traditionelle «Foire du Valais», die berüchtigte Walliser Herbstmesse in Martigny, nicht vollständig verzichten zu müssen, wurden wiederum diverse kleine Apéros für jeweils mehrere Dutzend Personen organisiert – für die Verbreitung des Virus ideal. Die Feiern und Anlässe fanden alle im frankofonen Kantonsteil statt. Dort habe man eine klar deutlichere Zunahme der Corona-Fälle festgestellt als im deutschsprachigen Oberwallis, bestätigt die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten. Dazu komme, dass die Bevölkerungsdichte im Oberwallis geringer ist als im französischsprachigen Unterwallis, «was die Ausbreitung des Virus verlangsamt», sagt Waeber-Kalbermatten.

3. These: Die fatale Staatsgläubigkeit

Stefan Schmid, Chefredaktor des «St. Galler Tagblatts», kennt die Romandie aus jungen Jahren, er hat in Freiburg studiert. Er erklärt sich die beständige Hausse der Fallzahlen in der Westschweiz mit einem kulturellen Unterschied. In der Deutschschweiz sei die Eigenverantwortung ein wichtiges Gut, und die Erwartungen an den Staat seien geringer als in der Romandie, sagte er in der Sendung «Infrarouge» im Westschweizer Fernsehen RTS. In der Konsequenz heisst das: Die staatsgläubigen Westschweizer reagieren erst, wenn ihre Kantonsregierungen klare Vorgaben machen und das öffentliche Leben einschränken, während sich Deutschschweizer selbst einzuschränken wissen.

Vor dem Hintergrund der Staatsgläubigkeit sendete gerade die Walliser Kantonsregierung noch Mitte Oktober ein fragwürdiges Zeichen an ihre Bürgerinnen und Bürger. Obschon sich die Spitäler bereits mit Covid-Patienten füllten, gab sie bekannt, dass Bars, Clubs und Restaurants während der touristischen Wintersaison spätestens um 1 Uhr morgens schliessen müssten, in der Silvesternacht sogar erst um 3 Uhr.

Peter Bodenmann, ehemaliger Präsident der SP Schweiz und Briger Hotelier, sagt: «Staatsrat Christophe Darbellay und seine Wirtschafts-Taskforce interessierte alleine die Frage, wie ein Schutzkonzept aussieht, das den Leuten erlaubt, bis am Morgen in der Beiz zu bleiben.» Angesichts der vielen Toten hielt die Zeitung «Le Nouvelliste» jüngst fest: «Schuldig ist niemand, verantwortlich schon.»

4. These: Die Gefahr der Todesküsschen

Der Zürcher Politologe Michael Hermann macht bei Umfragen seines Instituts Sotomo seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine interessante Beobachtung. Die Leute in der Romandie seien sich im Vergleich zu Deutschschweizern stets sicherer gewesen, sich genügend vor dem Virus zu schützen. Die Infektionszahlen widersprechen der Selbsteinschätzung. Die Suche nach Gründen vergleicht er mit einem Indizienprozess. So habe sich die Anzahl Kontakte und das Bewegungsverhalten in der Romandie stärker reduziert, und die Schutzmassnahmen seien strenger. Daran könne es nicht liegen. Weil man mittlerweile auch die Nähe zu Frankreich als Treiber ausschliessen könne, bleibe als möglicher Grund nur ein kulturell unterschiedliches Sozialverhalten zwischen Deutsch- und Westschweizern übrig, so Hermann.

Das sei kein «Blame-Game», betont Hermann. Er gehe davon aus, dass die lateinisch geprägten Westschweizer intuitiv weniger Distanz hielten und bei Begegnungen öfter den Körperkontakt suchten und auch lebhafter kommunizierten. «Die kleinen, nicht die grossen Unterschiede erklären die unterschiedlichen Fallzahlen in der Deutsch- und Westschweiz», ist sich Politologe Hermann sicher. Der Walliser Peter Bodenmann beobachtet in Brig mit Blick nach Martigny dasselbe Phänomen. Tatsächlich wird im Wallis nach wie vor bei der Begrüssung geküsst. Bodenmann bringt das Sozialverhalten und die Mortalitätsrate in einer mathematischen Formel zusammen. Sie lautet: «Aus der Anzahl der Kontakte, geteilt durch die durchschnittliche Nähe pro Kontakt, ergibt sich der Todesküsschenfaktor.» So einfach ist das.

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#417358 - 14/11/2020 12:33 Re: Coronavirus [Re: Haifa HC]
Rugenbräutrinker Offline
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Und was genau qualifiziert Peter Bodenmann dazu, virologische Einschätzungen abzugeben?
_________________________
Original geschrieben von: Martin
Wir behalten das im Auge und werden für die Zukunft über neue Lösungen nachdenken, damit das Forum möglichst komfortabel ist.

Oltenforum

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#417361 - 14/11/2020 13:52 Re: Coronavirus [Re: Haifa HC]
Trancessiv Offline
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Bodenmann?

Im Welschland ist sicherlich auch die Aerosolverbreitung viel höher, gerade in einem Festzelt ohne Masken. Aber das BAG schliesst ja immer noch Aerosole aus, genau so wie Kinder keine Rolle spielen. Beides, vorallem Schulen zur genüge Bewiesen.

Aber schon interessant das bei den welschen Clubs im A und B nicht 2-3 positiv sind, sondern gleich die halbe Mannschaft.


Bearbeitet von Trancessiv (14/11/2020 13:53)

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Moderator:  Martin, Role, Samuel Hufschmid