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#39148 - 31/07/2008 17:08 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: Dylan]
echo Offline
Profi

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Beiträge: 1175
der 1. august wurde doch gewählt, weil im bundesbrief von "anfang august" die rede ist? oder täusche ich mich da? falls nein, würde ich das nicht als total willkürlich bezeichen
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Wir waren vor euch da und werden auch nach euch noch da sein!




hoch
#39149 - 31/07/2008 18:26 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: blue_penguin66]
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Antwort auf:
sensationell dylan, du sprichst mir aus der sele. es verhält sich ja in etwas gleich mit der selbstkritik resp. der selbsteinschätzung. nichts hat nur gute seiten, auch die schweiz nicht und das darf man auch sagen.


Es wird aber öfters das schlechte gesagt als das gute.
Sagt einer das gute, ist er SVP oder noch schlimmer.
Faktisch gesehen ist die Schweiz immer noch eines der "besten" Länder der Welt.
Ob man dies nun angesichts der Politik, der Geschichte, dem Aussehen, der Wirtschaft, der Ehrlichkeit, den Menschen oder was auch immer ansieht spielt dabei eigentlich keine Rolle....
Und dies kann mehr belegen als wann Tell gelebt hat oder wann der 1. August jetzt genau sein müsste....

hoch
#39150 - 31/07/2008 18:43 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: echo]
edelweiss0 Offline

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Ort: Stehrampe
Antwort auf:
der 1. august wurde doch gewählt, weil im bundesbrief von "anfang august" die rede ist?


Absolut richtig. Hier kann der Inhalt des Bundesbriefes eingesehen werden:

http://www.admin.ch/org/polit/00056/index.html?lang=de

hoch
#39151 - 31/07/2008 22:08 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: edelweiss0]
Jonas Offline
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Beiträge: 5192
Natürlich ist er nicht total willkürlich, ich wollte damit eigentlich das ausdrücken was dylan gesagt hat, der Tag der "Erklärung" der Bundesverfassung von 1848 wäre passender.

Mein "Problem" mit Tell ist, dass er eigentlich erst von Schiller dazu gemacht wurde was er heute ist während andere "Helden", die es teilweise sogar ziemlich sicher gegeben hat kaum Beachtung finden. Darum mag ich die Geschichte nicht so. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/wink.gif" alt="" />

Zeitnahe Sagen wie die Teufelsbrücke und ähnliches haben es mir natürlich auch viel mehr angetan.
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- Jonas

hoch
#39152 - 31/07/2008 22:25 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: LeDueff]
The Moose Offline
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Ort: Chur, Schweiz, Europa
Mal etwas ausführlicher, schliesslich feiern wir ja morgen Geburtstag... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/wink.gif" alt="" />

von www.geschichte-schweiz.ch

"Die Zeitgenossen der ersten Eidgenossen hielten es nicht für nötig, etwas vom Gesslerhut, vom Apfelschuss, vom Tellensprung, vom Tyrannenmord in der Hohlen Gasse bei Küssnacht am Rigi und vom Rütlischwur schriftlich festzuhalten. Der Bundesbrief von 1291 ist jedenfalls nicht die schriftliche Urkunde vom Rütli, sondern ein Vorläufer des Rütlibundes, während schon die älteste Tradition die Taten Tells und den Rütlischwur auf das Jahr 1307 datiert. Erst um 1890 beschloss das Bundesparlament gegen den Widerstand der Urkantone, Rütlischwur und Bundesbrief gleichzusetzen und am 1. August 1891 eine 600-Jahr-Feier abzuhalten. Die Urner errichteten 1895 das Telldenkmal in Altdorf und meisselten darauf zum Trotz nochmals die althergebrachte Jahreszahl 1307 ein. Die älteste bekannte schriftliche Quelle ist das so genannte "Weisse Buch von Sarnen", in dem der Landschreiber Hans Schriber aus Obwalden um 1470 Urkunden und Erzählungen zum Ursprung der Eidgenossenschaft zusammen stellte"

selbe Quelle: "Eine ganze Reihe von Kritikern bezeichnen die Geschichte von Wilhelm Tell als Mythos oder sagen, sie sei bloss ein "dänisches Märgen". Tatsächlich gibt es in Skandinavien und England mehrere Sagen, in denen ein Apfelschuss mit dem zweiten Pfeil und der Mord am Tyrannen nach einer abenteuerlichen Flucht vorkommen. Das allein genügt allerdings noch nicht, um die Gestalt von Wilhelm Tell ins Reich der Märchen zu verweisen.

Indizien sind noch keine Beweise
Wenn es nämlich möglich gewesen sein soll, dass die ganze Tellengeschichte im 15. Jahrhundert von einer nordischen Vorlage abgeschrieben wurde, dann könnte ebenso gut Geßler sich die sadistische Idee vom Apfelschuß aus eben einer solchen nordischen Sage ausgeliehen haben - abgesehen davon, dass sie nicht ausserordentlich originell ist und er auch von selbst darauf gekommen sein könnte. Wohl hat es der Tell etwas gar 'faustdick hinter den Ohren', doch völlig unglaubwürdig sind weder sein radikales Engagement (hat es doch zu allen Zeiten Leute gegeben, die man - je nach Standpunkt - als "Freiheitskämpfer" oder als "Terroristen" zu bezeichnen pflegt) noch ist der Vorteil des Einheimischen im Föhnsturm (eine auf dem Urnersee durchaus nicht seltene Wetterlage) von der Hand zu weisen. Ebensowenig fehlt es an Beispielen von willkürlichen und grausamen Herrschern. Insofern spricht nichts dagegen, dass die Geschichte von Wilhelm Tell einen historischen Kern hat und möglicherweise nicht einmal allzu kräftig ausgeschmückt ist. Die "Beweise" für einen nordeuropäischen Ursprung der Sage von Wilhelm Tell sind mir also etwas dürftig"

Fazit: (gem wwww.geschichte-schweiz.ch)

1. Von Wilhelm Tell finden sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts keinerlei Spuren in historischen Quellen: Die historische Existenz Wilhelm Tells lässt sich nicht beweisen. Dies ist entgegen mancherlei anderslautenden, meist recht abenteuerlichen Theorien, die im Internet wie Unkraut aus dem Boden spriessen, klar festzuhalten.

2. Umgekehrt ist die Quellenlage des Spämittelalters allgemein so dürftig, dass der umgekehrte Schluss ebenso unseriös wäre: Man weiss schlicht zu wenig, um wissenschaftlich gesichert zu behaupten, Wilhelm Tell habe nicht gelebt.

3. Es gibt somit nur eine ehrliche, wissenschaftlich vertretbare Antwort: Wir wissen nicht, ob Wilhelm Tell wirklich gelebt hat, selbst wenn man sagen kann, dass die Zweifel höchst berechtigt sind.
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the moose is loose...

hoch
#39153 - 31/07/2008 23:48 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: The Moose]
Dylan Offline
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Beiträge: 1652
Ort: Zürich/Klosters
@The Moose
Und weil es so belegt ist, wie Du sagst und aufgezeigt hast, kommt es eben nicht darauf an, ob dieser "Tell" wirklich existiert hat, oder nicht! Tatsache ist, dass es hunderte und tausende und zehntausende von Menschen gab und gibt, die nie (symbolisch gesehen) einen Hut auf einer Stange grüssen würden, sprich: sich nie einem König oder Kaiser, oder Vogt, oder Tyrannen freiwillig unterwerfen würden! Drum hat es immer viele "Tells" gegeben, in allen Schichten und Berufen, bis auf den heutigen Tag, auch wenn die heutigen "Tells" etwas ängstlicher und angepasster daherkommen, keine Armbrust mehr tragen, und zahlenmässig sind es bedeutend weniger als auch schon.
Die ewigen "Nein-Sager" und die fremdenfeindlichen Propheten sind jedenfalls keine Tells, weil sie letztlich das eigene Land nur immer über Abgrenzung von anderen lieben können. Das ist erstarrter, engstirniger und hermetischer Nationalismus und keine Heimatliebe.

Ich finde die Schweiz kann stolz sein, sehr stolz sogar, dass sie bis jetzt prinzipiell nie einen König, Kaiser oder Alleinherrscher wollte und sich immer dagegen gewehrt hat, oder dann hat man solche "Möchtegern-Alleinherrscher" schlussendlich erschlagen (Jürg Jenatsch, z.B.) oder man hat sie vertrieben, oder wie kürzlich aus dem Bundesrat abgewählt...;) Ein solches "Gehabe" wollte die Schweiz letztlich nie, und das ist auch gut so...auch wenn es zwischendurch grosse Schwächen und auch Bürgerkriege gab, Korruption und sogar Grossmachtspolitik (Eroberung des Tessin u.a.) Anfällig auf "Führer" sind alle Menschen, ohne Ausnahme! Dass die Schweiz dieser Versuchung letztlich immer widerstanden hat, ist das "Tellischste", was man sich denken kann! Und das ist das Starke an diesem Land, nebst vielen anderen Stärken.

"Tell" heisst also "Widerstand gegen Alleinherrscher, Kaiser und Könige" - Schiller hat diesem Anliegen, das weit in die Geschichte der Alten Eidgenossenschaft zurückreicht, einen wunderschönen, literarischen Rahmen gegeben. Versteht man die Geschichte so, braucht man nicht nach dem einzigen "historischen" oder realen Tell zu suchen. Das ist Humbuk!

Gab es "Heidi?" Die Japaner glauben es und einige Schweizer, am ehesten die Maienfelder, ebenfalls. Ja, es gab "Heidi", in der grossen Fantasie der armen Johanna Spyri, die als gute Bürgertochter so eingesperrt und einsam war, oben auf dem Albis. "Heidi" ist also ein Symbol von weiblichem Widerstand gegen erstarrte Normen, gegen Unterdrückung und für die Liebe zu einem wilden, einfachen und "freien" Leben auf der Alp. Weil dieser Drang Ketten zu sprengen, fast alle Menschen intuitiv kennen, ist die Geschichte weltweit so berühmt geblieben, genau wie Tell. Natürlich kann man Mythen und Symbole auch grauenhaft verkitschen, und das ist schon mit "Tell" und mit "Heidi" oft geschehen. Und wie!

Nimmt man sie aber in dieser Deutung als Widerrstandssymbole, dann bekommt auch der 1. August einen gewissen Sinn ...

Einen schönen, wenn auch verregneten 1.August-Abend! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkend.gif" alt="" />
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#39154 - 01/08/2008 02:45 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: Dylan]
LeDueff Offline
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Beiträge: 2066
Ja Dylan, ich kann dir eigentlich in deiner Hauptaussage nur recht geben und bin ehrlich gesagt etwas überrascht das von dir zu lesen. Nun gut, ich hätte es nicht besser formulieren könnnen, und daher finde ich dein Beitrag für den 1. August mehr als nur geeignet.

Auch ich wünsche allen einen schönen 1. August....
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„Wir müssen die Religion des Anderen respektieren, aber nur in dem Sinne und dem Maße, wie wir seine Theorie respektieren müssen, dass seine Frau schön ist und seine Kinder klug.“

hoch
#39155 - 01/08/2008 20:04 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: Dylan]
who cares Offline
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@Dylan: Du hast ein bisschen eine rosarote Wahrnehmung in Bezug auf die "Schweizer" Geschichte vor 1848.
Lies mal das Buch von Werner Meyer, ehemaliger Geschichtsprofessor der Uni Basel (MEYER, WERNER: 1291. Die Geschichte. Die Anfänge der Eidgenossenschaft.). Ein sehr gutes Buch über die Realität in Bezug auf die Geschichte der alten Eidgenossenschaft. Was es dort sicher nicht gab waren Dinge wie Freiheit oder Demokratie. Das sind Errungenschaften der modernen Schweiz von 1848.

hoch
#39156 - 02/08/2008 01:13 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: who cares]
Dylan Offline
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@who cares

Du hast wahrscheinlich mein Posting nicht ganz verstanden, oder schlecht gelesen. Ich verstehe nicht, auf was Du Dein Posting beziehst. Natürlich gab es damals in der Alten Eidgenossenschaft solche Dinge wie "Freiheit und Demokratie", so wie wir das heute kennen noch nicht.. Drum sagte ich ja, dass wohl der 12.September 1848 sich besser eignen würde als Nationalfeiertag. Was es aber gab, war ein grosser Freiheitsdrang und grosse Bemühungen sich loszumachen von der Herrschaft der Habsburger. Warum gab es denn sonst Morgarten und Sempach?
Ich wollte ja sagen, dass es eben nicht auf den "Tell an sich" ankommt, sondern dass das Symbole und Mythen seien, schön ausgeschmückt, um einem Freiheitsdrang von damals Ausdruck zu verleihen.
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#39157 - 02/08/2008 01:34 Re: Was sollte man über die Schweiz wissen? [Re: Dylan]
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jo. Ich habe Deinen Beitrag schon verstanden. Aber schlussendlich waren das auch nur Machtspiele der herrschenden Kaste. Die Oberen in den Schweizer Kantonen hatten auch territoriale Ansprüche und wollten diese verteidigen. Mit Freiheitsdrang hatte das sehr wenig zu tun. Zumal das Volk genau gleich unterdrückt war wie an anderen Orten auch.
Wie schon gesagt: Lies das Buch. Es gibt noch ein anderes Buch "Der Weg zur Gegenwart", das die Geschichte ab kurz vor 1798 beschreibt.

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