Am Montag startet der SCB zur Saisonvorbereitung. Ein neuer Trainer, zwei neue Ausländer und viel guter Wille begleiten den Trainingsstart. Wieder einmal soll alles besser werden.

Gestern trafen Coach Larry Huras sowie die Ausländer Lubos Bartecko und Jean-Pierre Vigier in Bern ein. Sie sind die Ersten von denjenigen, die nicht schon das Sommertraining mit dem SCB bestritten haben. Das ist Zufall, und doch entbehrt es nicht eines gewissen Symbolgehalts: Das neue Trio soll dafür sorgen, dass der SCB endlich mit seiner unbefriedigenden sportlichen Vergangenheit bricht.

Gut vier Monate sind vergangen, seit der SCB im Playoff gegen den EV Zug gescheitert ist – es war die dritte Viertelfinalniederlage in vier Jahren, und sie blieb nicht ohne Folgen: Coach John Van Boxmeer sowie die Ausländer Sébastien Bordeleau und Ramzi Abid mussten gehen. Geschäftsführer Marc Lüthi sagt: «Rückblickend hätten wir uns wohl schon zu Weihnachten vom Trainer trennen müssen. Im Nachhinein aber ist man immer klüger.»

Mehr Sozialkompetenz

Van Boxmeer hatte die Mannschaft nicht mehr erreicht. Er war innerhalb der Kabine nie sonderlich beliebt gewesen; in seinem dritten und letzten Berner Jahr aber verlor er auch den letzten Draht zu den Spielern. «Der zwischenmenschliche Umgang gehörte nicht zu Johns Stärken. Ich erwarte von Larry bedeutend mehr Sozialkompetenz», sagt Lüthi.

Daneben wünscht sich der Geschäftsführer in der kommenden Saison einen SCB, der wieder Emotionen weckt: «Die Leute sollen das Stadion mit dem Gefühl verlassen, etwas Besonderes gesehen zu haben.» Lüthi selber hatte im vergangenen Winter nach den Spielen zu oft den Eindruck gehabt, die Mannschaft habe nicht mehr mit Leidenschaft, sondern zur reinen Pflichterfüllung gespielt.

Die Kritik fusst nicht nur auf der Frustration über die Resultate. Lüthi weiss, dass auch der wirtschaftliche Druck zunimmt. Der SCB wird bei seiner Jahresmedienkonferenz am 11.August zwar erneut einen Gewinn präsentieren. Der Umsatz aus Sport AG und Gastro GmbH bewegte sich im letzten Winter erneut im Rahmen zwischen 30 und 35 Millionen Franken. Die Zuschauer halten dem Klub weiter die Treue: Trotz teilweise misslicher Bedingungen während des Umbaus im Stadion und der erneuten sportlichen Enttäuschung sind gemäss Lüthi bereits 80 Prozent oder 10500 der 13000 Saisonkarten abgesetzt, die in den Verkauf kommen. Das entspricht dem Stand zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs. Die Plätze in der PostFinance-Arena sind weiterhin begehrt.

Garantie, dass das so bleibt, gibt es aber keine. Auch der SCB spürt die verschärfte wirtschaftliche Situation. Sämtliche Werbeflächen sind zwar verkauft. Für die Kiosk AG, die ihr Engagement als letzter Sponsor aus der Valora-Familie Ende letzter Saison beendete, sprang der Duschwandhersteller Duscholux ein. Mehrere Partner aber haben sich erkundigt, ob ein Ausstieg möglich wäre. Lüthi pochte auf die weiterlaufenden Verträge. Wie die wirtschaftliche Situation im nächsten Frühjahr aussehen wird, weiss niemand.

Ins Stadion investiert

Reserven, um eine allfällige finanzielle Durststrecke ohne Abstriche zu überwinden, hat selbst der wirtschaftlich starke SCB zu wenig. «Wir werden in den nächsten Jahren tendenziell eher von Statuswahrung oder sogar von leichten Abstrichen sprechen», sagt der Geschäftsführer.

Die finanziellen Reserven sind beschränkt. Der SCB hat im letzten Winter rund sieben Millionen Franken in die Stadioninfrastruktur investiert. Er finanzierte unter anderem gewisse Einrichtungen im Gastronomiebereich, die Verbesserung der Stadionbeleuchtung und die neue Audio- und TV-Anlage zur Unterhaltung des Publikums. Einen Teil des dafür nötigen Geldes musste der Klub über Bankkredite beschaffen.

Larry Huras, Lubos Bartecko, Jean-Pierre Vigier und der Rest des Teams stehen in der Pflicht. Die Zeit der Misserfolge muss in Bern endgültig vorüber sein. Der Kredit ist aufgebraucht.

(Berner Zeitung)