Ein bitteres Ende für ein gutes Turnier. Die Teams, die man schlagen sollte alle geschlagen, gegen die Letten wars eng, die anderen 3 souverän. Gegen die 4 Grossen dann 3 Mal Nahe dran (Das Spiel gegen die Tschechen werten wir jetzt mal als Unentschieden).

Torhüter:
Reto Berra: Grundsolide, grundsätzlich machtlos bei allen Gegentoren.
Leonard Genoni: Du brauchst einen heissen Goalie um weit zu kommen. Genoni war erneut heiss. Das Spiel gegen Kanada überragend. Gutes Zusammenspiel mit der Abwehr um die Rebounds wegzukriegen. Auch sehr aktives Mitspielen, gutes Puckhandling, ich hoffe die Form stimmt auch in einem Jahr wieder.
Robert Mayer: 35 Minuten Eiszeit sind natürlich etwas wenig für eine ausgewogene Bewertung. Sein Gegentor sicher nicht sein Verschulden, den Rest hat er gehalten.

Verteidiger:
Raphael Diaz:
Nach dem Playofffinal hatte ich so meine Befürchtungen, er hat sie aber zerstreut. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass er etwas Langsamer wird. Immer noch sehr smart, gutes Zweikampfverhalten und ein grossartiger Captain. Seine grösste Offensivwaffe, den Schuss für die Ablenker, gabs leider etwas wenig zu sehen, was aber sicher auch etwas mit der (mangelden) Präsenz vor dem Tor zu tun hatte.
Michael Fora:
Bildete mit Frick in den ersten Spielen ein grundsolides, praktisch fehlerloses Verteidigerduo. Als sich Moser verletzte und da in der Abwehr viel gewechselt werden musste wurde auch er fehleranfälliger. Er ist 23, am Anfang seiner NM-Karriere, er wird ein wichtiges Puzzleteil in der Zukunft, auch weil er offensiv durchaus Potential hat.

Lukas Frick:
Hat mir sehr gut gefallen und kommt wohl grundsätzlich, auch unter dem Aspekt seines Fehlers gegen Tschechien, etwas zu schlecht weg. Auch er war mit Fora besser als mit anderen. Gegen die Kleinen eine absolute Bank, gegen die Grossen ist er dann hoffentlich in einem Jahr soweit auch fehlerlos seinen Stiefel runterspielen zu können.


Joel Genazzi:
Er hat sicher im Rahmen seiner Möglichkeiten gut gespielt. Aber es fehlt ihm halt etwas an Zweikampfhärte und Stabilität. Er verliert rein subjektiv mehr Zweikämpfe als all seine Kollegen. Er hatte nicht grundlos in den ersten 3 Spielen am wenigsten Eiszeit aller Verteidiger.

Roman Josi:
Ich bin damit einverstanden, dass er wohl schon etwas besser war. Was nichts an seiner Wichtigkeit für das Team ändert. Er ist der Leader, auf und neben dem Eis und von unschätzbaren Wert. Verliert praktisch keine Zweikämpfe, geht voran, immer und überall. Kein anderer Verteidiger kann die Scheibe so ins gegnerische Drittel tragen wie er. Kein anderer Verteidiger macht ein Team so viel besser wie er. Dass da mal ein Fehler drin ist, natürlich. Im Vergleich zu Eiszeit sind das aber immer noch wenige und Auswirkungen hatten sie selten. Er weiss wann er riskieren kann und wann nicht. Will die Schweiz wieder um Medallien mitspielen nächstes Jahr braucht sie Josi. Auf und neben dem Eis.

Romain Loeffel:
Meine Bewertung zu ihm ähnelt der von Genazzi. Er hat gut gespielt und vorwerfen kann man ihm nichts. Er ist in der NLA ein sehr guter Offensivverteidiger, um diese Rolle aber auch international ausspielen zu können fehlt im etwas. Im Gegensatz zu Rathgeb (den ich sehr ähnlich einschätze) kann er aber defensiv sehr solide spielen. Im PP war er die ersten Spiele wirkungslos.

Janis Moser:
Ich glaube da gibts nicht viel zu diskutieren, sehr souveräner Auftritt und natürlich eine bittere Verletzung. Ihn (und wohl auch Tim Berni) dürften wir in einem Jahr wiedersehen, sofern da nichts gröberes dazwischenkommt. Seine Verletzung hat sicher auch etwas Instabilität in die Abwehr gebracht. Die Umstellungen danach waren sicher nicht alle super.

Yannick Weber:
Ein guter Auftritt von ihm, auch weil Albein ihn gut einsetzt und seine Eiszeit geschickt managt. Er spielte immer irgendwas um die 12 Minuten. In dieser Rolle ein sehr wertvoller Mann.

Stürmer:
Andres Ambühl:
Auch Ambühl ist extrem wertvoll und das sollte nicht unterschätzt werden. Auch wenn wir, wenn alle gesund sind, vielleicht bessere Spieler hätten. Seine Routine, seine Hartnäckigkeit und vor allem seine Flexibilität sind unerreicht. Er kann jede Rolle einnehmen, offensivere, defensivere, er kann Boxplay spielen auf höchstem Niveau aber auch im Powerplay Verantwortung übernehmen. Kein Schweizer erreicht all diese Punkte im Moment auch nur annähernd.

Sven Andrighetto:
Andrighetto war natürlich eine Bereicherung. Auch wenn man ihm, hab ich das Gefühl, die fehlende Spielpraxis schon etwas angemerkt hat. Ab und zu noch etwas unsorgfältig mit der Scheibe, das war er aber auch im letzten Jahr. High risk, high reward.

Christoph Bertschy:
Für seine erste WM durchaus ein ordentlicher Auftritt. Hatte 2-3 wirklich sehr starke Spiele, ist aber dann auch 1-2 Mal etwas abgefallen. Eigentlich die Idealbesetzung für den Center der 4.Linie. Er ist pfeilschnell, kann physisch gut spielen, steht seinen Mann und hat aber durchaus auch einen offensiven Upside, kann also kreieren. Wenn er noch etwas konstanter wird und auch am Bullypunkt noch etwas zulegt auch er ein wichtiger Teil für die Zukunft. Seine Nordamerikaerfahrung wird ihm sicher noch zu Gute kommen.

Kevin Fiala:
An Fiala scheiden sich immer mal wieder die Geister, auch weil er ab und zu einen Trick zu viel einbaut. Ändert aber nichts dran, dass er zu einem guten NHL-Stürmer gereift ist. Auffallend wie viele Pucks er sich erkämpft hat, wie hartnäckig er im Zweikampf an der Bande geworden ist. Dass er in seiner vertraglichen Situation gekommen ist, ist ihm hoch anzurechnen. Zum Glück ist alles gut gegangen.

Gaetan Haas:
Auch bei ihm ist es nicht selbstverständlich dass er kommt. Manch einer hätte nach seiner Fingerverletzung und dem Meistertitel die Ferien vorgezogen. In den Spielen gegen die Grossen hat man gesehen weshalb er NHL-Interesse auf sich zieht. Sehr guter Zweiwegcenter, Zweikampfstark, super Schlittschuhläufer. In den ersten 4 Spielen hatte er noch nicht den Einfluss aufs Schweizer Spiel, musste er auch noch nicht. Gegen die Grossen aber ein Grosser. Nur schade, dass er es da 15s vor dem Ende gegen Kanada nicht schafft den Puck rauszuschaffen.

Nico Hischier:
Hischier ist 20, spielt seine erste WM. Nicht alle Spiele waren grossartig, er war aber da wenn es ihn wirklich brauchte. Unfassbare Spielübersicht. Was für Haas gilt, gilt für ihn noch etwas mehr. Ein moderner Center wie er im Lehrbuch steht.

Gregory Hofmann:
Er macht wieder 3 Tore, trotzdem war es nicht unbedingt seine WM. Dass er im PP seinen Platz an Andrighetto abgeben musste (während er im letzten Jahr dort seinen fixen Platz hatte) bestätigt das. Bei ihm muss die Linienzusammensetzung stimmen, die stimmte für ihn dieses Jahr nicht unbedingt.

Philipp Kurashev:
Hat mich positiv überrascht, kaum gegen Männer gespielt ist er seinen Mann gestanden. Feine Technik, guter Läufer, gute Übersicht. Kein Hischier, aber trotzdem einer mit viel Potential und einer der noch viel Freude bereiten wird.

Lino Martschini:
Bin sehr positiv überrascht von ihm. 1-2 schwächere Spiele, wo er Mühe hatte sich durchzusetzen. Ansonsten, gerade auch gegen die Tschechen und Kanadier, hätte ich ihm solch einen Auftritt nicht unbedingt zugetraut.
Einziger, wirklicher Kritikpunkt, viele Schüsse, wenig zählbares draus. Vor allem im PP flogen seine Abschlüsse irgendwohin, aber nicht dorthin wo sie sollten (oftmals nebens Tor).

Simon Moser:
Auf ihn kann man sich verlassen, immer. Einer von nur 3 physisch starken, international tauglichen, Stürmern, die die Schweiz hat. Er hat nicht ganz das läuferische Level von Nino und Timo Meier, ist aber trotzdem ein wichtiger Teil des Teams, auch weil er Boxplay und Powerplay spielen kann, auch weil er schon viel erlebt hat und natürlich auch als Assistenzcaptain.

Nino Niederreiter:
Nino ist Nino, unersetzlich für die Schweiz. Dass er in beiden Spielen den Fehler zur Niederlage macht ist bitter, ohne ihn wäre es aber wesentlich schwieriger überhaupt in solche Situationen zu kommen. Wie er beim 4-4 gegen CZE ausgleicht, das kann sonst kein Schweizer.
Vincent Praplan:
Schwieriges Jahr, das konnte er nicht verbergen. Profitierte zu Beginn deutlich von Hischier/Fiala. Ich hoffe er findet den Tritt wieder, viele so talentierte Stürmer haben wir nicht.

Noah Rod:
Wenig Eiszeit, daher schwierig zu beurteilen. Ich mag ihn grundsätzlich sehr, ihm geht aber auf diesem Level schon etwas der offensive Flair ab. Und wenn du dann Spieler für die 4.Linie hast, die physisch spielen können und gleichzeitig auch noch offensiv gefährlich sind wird es für ihn halt knapp. Trotzdem immer wichtig solch einen Spieler in der Hinterhand zu haben.

Tristan Scherwey:
Hat sich im Verlauf des Turniers deutlich gesteigert, ist auch kein Spieler für ein schönwetter 9:0, sondern für die harten, physischen Duelle auf Augenhöhe, die unter die Haut gehen. Auch im nächsten Jahr ein Fixstarter, keine Frage.
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- Jonas