Original geschrieben von: Jonas
Original geschrieben von: Alter Preusse

Das die Deutschen heute Russland auf Augenhöhe begegnet sind, hat für mich drei Gründe. In Deutschland wird auch Eishockey gespielt, Sturm ist ein toller Trainer und die Deutschen wollten etwas. Es ist dieser Geist, die Kameradschaft, und der unbändige Wille, was deutsche Mannschaften auszeichnet. Das ist für mich auch der Unterschied zur Schweizer Nati. Die Schweizer sind besser ausgebildet, haben ein professionelleres Umfeld, verdienen besser, haben es in der Liga viel bequemer (Von Schwenningen nach Bremerhaven ist für Schweizer Verhältnisse eine Weltreise) - ihnen fehlt es aber im Vergleich zu den Deutschen wohl im Bereich Spirit, Wille.


Das mag für dieses Turnier zutreffen, als generelle Aussage halte ich das aber doch für gewagt. Schlussendlich halten sich die Resultate der Schweiz und Deutschland in etwa die Waage, mal ist die Schweiz etwas besser, mal Deutschland. Die Unterschiede in der Spielerqualität sind marginal, die Schweiz hat wahrscheinlich noch die etwas grössere Tiefe, was aber an diesen olympischen Spiele kaum in die Waage viel, weil auch auf Schweizer Seite kaum Verletzungen vorlagen.

Man kann immer über Trainer diskutieren, man kann jetzt Fischer auswechseln und dann das Gefühl haben es wird alles besser. Vielleicht käme ein anderer Trainer an der WM weiter als Fischer dies tun wird, vielleicht auch nicht. Wer wirklich das Schweizer Eishockey weiter bringen will pumpt die Mittel, die eine Entlassung von Fischer kosten würde in andere Projekte, die helfen die jungen Spieler besser auszubilden und weiterzubringen. Nur so wird die Schweiz eine bessere Eishockeynation und kann den Gap zu den Grossen verkleinern.


Das Schweizer Eishockey sollte sich nach meiner Meinung mal auf sich selbst besinnen. Wann ging es mit dem Schweizer Hockey bergauf? Das war in der Ära Krüger. Das lag aber nicht nur an der Person des Nati-Trainers, sondern der ganze Verband hat sich hinterfragt und an sehr vielen Stellen Stellschrauben bewegt. In der Zeit wurde die Nachwuchsarbeit forciert, die Organisation angepasst, Leistung als Gradmesser herangezogen und am Ende in Turin Kananda mit 2:0 und Tschechien geschlagen. Den Höhepunkt und auch das Ende dieser Ära stellte dann wohl die WM-Finalteinahme 2013 dar.
Danach hat man sich, aus meiner Warte, zu sehr selbst genügt. Brässige Selbstzufriedenheit zog ein. Der Erfolg wurde verwaltet.

Die Basis des Schweizer Eishockey ist nach wie vor toll. Der Sport ist verankert. Die mediale Aufmerksamkeit gegeben. Die NLA ist eine sportlich hochklassige Liga. Auf dem muss sich doch wieder etwas aufbauen lassen, dass weit über das Austauschen des Nati-Trainers hinausgeht.

Für mich ist dabei elementar, dass die Breite wieder gewonnen wird. Die NLA ist toll - darunter beginnt das Lichterlöchen. Die NLB (mir geht das „Swiss-League“ einfach schwerer über die Lippen) verkommt und damit wird dem Eishockey in der Schweiz die Basis eingeschrumpft. Wer aus der zweiten Liga eine Ausbildungsliga machen will und diesen Prozess auch noch mit pompösen Namenswechseln begleitet, ist für mich ein Scharlatan. Der würde den siffigen Laden eines Gebrauchtwagenhändlers auch „Motor-World“ nennen.
Immer mehr Standorte außerhalb der NLA verkommen. Damit schrumpft die Basis. Immer weniger Kids und Jugendliche finden einen emotionalen Leuchtturm, einen Verein, dem sie sich erst mal aus Leidenschaft anschließen. Für Eltern wird es zunehmend schwieriger, ihr Hockey-verrücktes Kind in räumlicher Nähe überhaupt unter zu bringen. Die gehen dann eben zum Fußball oder bleiben gleich am Natel hängen. Was ist da zu tun? Dafür gibt es Leute, die das professionell betreiben. Die müssen Antworten liefern oder gehen. Aber sicher muss man über Geld reden. Das wird sich schnell nicht vermehren lassen. Die NLA-Clubs müssen abgeben. Und hier liegt wohl das Problem. Die Spieler werden zwar nicht besser; aber immer teurer. Welches Interesse hat ein Schweizer, sich anderswo zu beweisen, wenn er es in Zug oder Zürich so schön bequem hat und dabei noch höllisch gut verdient? Die NLA-Vereine tun Alles, ihre wirtschaftliche Übermacht auszubauen. Aber Mann muss z.B. über die Verteilung von Fernsehgeldern reden. Wenn diese ein signifikanter Teil des Budgets eines NLB-Vereines wären, dann lohnt es sich vielleicht auch wieder, einen solchen in Chur oder Martigny zu installieren. Die Anreize, in der NLB zu spielen, schwinden. Warum soll man in Herisau oder Arosa ein solches wirtschaftliches Risiko eingehen?
Wieso wird die NLB nicht mehr im fetten Schweizer Staats-Fernsehen gezeigt?
Für mich ist der Schweizer-Hockey-Verband in der Pflicht, Strukturen zu schaffen, die das Schweizer Hockey wieder auf die Erfolgsspur führen, auf der es vor 10 Jahren schon mal war. Damals wurde der Weg zu noch mehr abgebrochen. Und das löst man nicht mit einem neuen Nati-Trainer.
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