Kein Davoser "Wunder von Göteborg"

Von Martin Schlegel

Mit viel Motivation im Gepäck reiste der HC Davos nach Göteborg, um nach der 0:5-Heimniederlage das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Das frühe 1:0 der "Indians" passte dabei ganz und gar nicht zum Gameplan von Arno del Curto. Der Rest der Partie ist schnell erzählt: In einer höchst intensiven und attraktiven Partie konnte der HCD trotz Ausgleich durch Andres Ambühl die Hypothek aus dem Hinspiel nicht mehr wett machen.

Das Drehbuch der engagiert startenden Davoser sah natürlich ein frühes Tor vor. Dementsprechend offensiv starteten sie dann in die Partie, ohne dabei den souveränen Torhüter der "Indians" - Lars Johansson - ernsthaft in Gefahr zu bringen. Nach nur 3:39 kam dann wie aus dem Nichts das frühe Tor der Partie, aus Sicht des HCD aber auf der falschen Seite. Patrik Carlsson nutzte mit der ersten Offensivaktion seines Teams einen Abpraller zur 1:0-Führung für die Gastgeber.

Partie mit viel Körpereinsatz

Die Davoser wirkten aber keineswegs geschockt. In einer Partie mit vielen harten aber fairen Checks waren die Gäste weiterhin sehr bemüht. Gegen defensiv äusserst diszipliniert spielende Schweden bliebt dem HCD ein Torerfolg aber weiterhin verwehrt, unter anderem auch weil Enzo Corvi in der 12. Spielminute die beste Chance nicht verwerten konnte. Und als Sekunden vor der ersten Sirene Mats Roselli-Olsen das leere Davoser Tor verfehlte, konnte man aus Sicht der Bündner mit dem 1-Tore-Rückstand gar noch einigermassen zufrieden zum ersten Pausentee.

Keine Kehraus-Stimmung

Die Spieler von Arno del Curto kamen erneut sehr arbeitswillig aus der Kabine. Eine Strafe gegen Artturi Lehkonen nach nur 53 Sekunden unterstütze das Davoser Unterfangen zum "Wunder von Göteborg". Das Powerplay des HCD war schnell installiert, Corvi bediente den nimmermüden Captain Andres Ambühl welcher das Score ohne Probleme auf 1:1 stellen konnte.

In der Folge sah man weiterhin ein intensives und hochklassiges Spiel zwischen zwei Spitzenteams, die sich gegenseitig keinen Zentimeter Eis schenkten. Die 3819 Zuschauer in der schmucken Hockeyarena "Frölundaborg" sahen weder Schongang beim Heimteam noch Resignation bei den Bündnern. Der HCD kam offensiv zu guten Torchancen, doch weder Du Bois mit einem Pfostenschuss noch Marc Wieser in der selben Überzahl konnten den HCD in Front bringen. Auch die Schweden hatte gute Chancen zur erneuten Führung, doch selbst 77 Sekunden mit fünf gegen drei Feldspieler auf dem Eis liess man ungenutzt.

"Anständiges" Ausscheiden

Auch im Schlussabschnitt blieb die Begegnung auf höchstem Playoff-Niveau. Beide Teams kamen jedoch zu keinen weiteren Toren, obwohl sich der HCD gerne mit einem Sieg aus der Champions Hockey League verabschiedet hätte und bis zuletzt auf den Siegtreffer aus war. Mit diesem Unentschieden verabschiedet sich der HCD zumindest resultatmässig anständig aus der CHL. Anständig triff auf die vielen Davoser Fruststrafen im letzten Drittel nicht zu, doch weder Forster's Frustfoul in bester Holzfäller-Manier noch ein Flaschenwurf von Setoguchi hatten Auswirkungen auf dem Scoreboard. Obschon bezüglich Final-Qualifikation keine Spannung mehr aufkam, sahen die Zuschauer zumindest ein Eishockey Spiel auf europäischem Top-Niveau.

Stimmen zum Spiel

Arno del Curto: Das war ein sehr gutes Spiel von uns. Wir haben noch zu oft einen Gerechtigkeitssinn, sodass ein Spieler von uns regelrecht ausflippt. Obwohl sie dabei im Recht sind, darf das nicht passieren wenn man so ein Spiel gewinnen will. Ohne Wenn und Aber. Wir haben einige Spieler die solche Strafen holen, wie z.B. der Flaschenwurf.

Wir hatten auch Phasen wo wir sie exzellent in die eigene Zone eingeschnürt haben. Das schaffen sehr wahrscheinlich keine andere Mannschaften hier in Göteborg. Danach haben wir Strafen gefasst und den Rhythmus etwas verloren.

Alles in allem war das ein sehr hohes Niveau, schöne Passe und schöne Auslösungen. Uns fehlte etwas die Kraft und den Zug aufs Tor. Wir kamen nicht nah genug ans Tor, mussten dadurch zu oft aus weiter Entfernung schiessen. Wir schiessen auch zu wenig hart.

Für unsere körperliche Verfassung war das ein sehr hohes Niveau. Wir waren wirklich am Limit und sind jetzt noch mehr am Limit. Aber wir wollten es schaffen und haben es versucht. Danach haben wir versucht, den Ernstfall für die Playoffs zu trainieren und uns aufopfern.

Wir hatten sozusagen zwei Mal den schwedischen Tabellenführer. Skelleftea war damals Tabellenführer und nun Frölunda. Wir hatten mit Helsinki den finnischen Tabellenführer und mit Liberec den tschechischen Tabellenführer. Wir haben sie alle geschlagen, ausser Frölunda. Aber in Göteborg mit all diesen Jungen Spielern in unseren Reihen war das hervorragend, einfach fantastisch, eine Top-Leistung. Das fühlt sich wie ein Sieg an.

Felicien Du Bois:

Das war ein gutes Spiel, wir haben heute eine sehr gute Leistung gezeigt. Das Spiel war hart und intensiv, aber als Spieler liebt man solche Spiele. Das war wie Playoff-Eishockey auf höchstem Niveau.

Die 0:5-Heimniederlage ärgert natürlich doppelt, denn man hat heute gesehen, dass wir mit dieser Mannschaft gut mithalten können. Mir war schon nach dem Hinspiel bewusst, dass diese Hypothek sehr gross ist. Obwohl sie nicht unschlagbar sind denn ich hatte das Gefühl, dass Skelleftea als Mannschaft sogar etwas stärker besetzt ist.

Heute gab es nur eine Devise gegen: Alles geben und das haben wir auch gemacht und eine gute Leistung gezeigt. Trotzdem stehen wir jetzt mit leeren Händen da. Wir können aber nichts desto trotz mit der CHL Kampagne zufrieden sein. Das waren sehr viel Spiele auf hohem Niveau und wir konnten dadurch sehr viel profitieren.

Auch wenn die Spiele und Reisen aktuell die Müdigkeit forcieren wird uns das in den wichtigen Momenten dieser Saison wieder entgegen kommen. Wir müssen in den Playoffs genau solches Eishockey zeigen. In den wichtigen Momenten gutes Boxplay spielen, die Nerven nicht verlieren und das entscheidende Tor schiessen, was uns heute leider nicht ganz gelungen ist.

Tor für Frölunda
Arno Del Curto
Die mitgereisten HCD Fans
Enzo Corvi (70), Henrik Tommernes (7) und Joel Lundqvist (20)
Arno Del Curto und Tino Kessler (9)
Schwedischer Torjubel nach der 1:0-Führung
Noah Schneeberger (32)
Christoffer Ehn (21) und Marc Wieser (65)
Tom Nilsson (43) und Chris Egli (96)
Dick Axelsson (28) und Patrik Carlsson (72)
Niklas Lasu (31) und Dino Wieser (56)
Leonardo Genoni (30)
Marc Aeschlimann (19) und Spencer Abbott (9)
Tor durch Andres Ambühl (TS) zum 1:1-Endstand
Leonardo Genoni (30) und Robin Figren (22)
Mauro Jörg (21) und Tom Nilsson (43)
Lars Johansson (1), Dick Axelsson (28) und Andreas Johnson (88)
Leonardo Genoni (30) pariert den Schuss von Johan Sundstrom (28)
Arno Del Curto und Andres Ambühl (TS)
Oliver Lauridsen (25) und Andres Ambühl (TS)
Sebastian Stalberg (17) und Marc Wieser (65)
Mauro Jörg (21) und Spencer Abbott (9)
Rauferei zwischen Andres Ambühl (TS) und Joel Lundqvist (20)
HCD Fans
© Christoph Perren

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Dienstag, 19. Januar 2016

Frölunda - Davos

Kärpät - Rauma
2:2 (0:0 1:1 1:1)

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