Eine Boxeinlage, eine finnische Mauer und McTavish

Von Dennis Schellenberg

Die Kloten Flyers konnten auch in diesem Spiel einen Rückstand in ein Remis umwandeln. Doch in der Verlängerung mussten sich die Flyers dieses Mal geschlagen geben. Dies war aber nur möglich, weil Jussi Markkanen zuvor die Flyers fast zur Verzweiflung führte.

Die Klotener wollten ihre unheimliche Siegesserie auch gegen den EV Zug weiterziehen. Doch die Zuger konnten gestern aus bekannten Gründen nur wenig Eishockey spielen und waren vor dem Spiel sicherlich hungrig, endlich wieder aufs Eis zu dürfen. Generell können die Innerschweizer auf einen erfolgreichen Saisonbeginn zurückblicken. Und auch zu Beginn dieses Spiels war die Torgefährlichkeit bei den Zugern intakt. Am gefährlichsten waren die Zuger wenn sie mit Schwung ins Drittel hinein fuhren. Die Frische der Zuger machte sich dort ein erstes Mal bemerkbar. Auch in der 10. Minute powerte sich ein Zuger Flügelstürmer bei den Klotener Verteidiger hindurch. Von Gunten konnte Lüthi nur noch mit dem Stock stoppen. Und weil nur wenige Sekunden später ein weiterer Klotener hinaus musste, konnten die Gäste mit einem 5:3 Powerplay spielen. Doch, der bereits in Biel starke, Rüeger hielt den Klotenern das Remis fest. Die Hausherren wurden am gefährlichsten, wenn sie sich im Slot freispielen konnten. Vor allem Bell sorgte vor Markkanen für Unruhe. Der gestern unter Kritik gestandene Finne Santala zeigte sich im ersten Drittel wieder von seiner guten Seite. Er machte mit einem fairen und cleveren Einsatz eine zwei gegen eins Situation der Zuger zunichte. Nur wenige Sekunden vor dem Ende des ersten Drittels stand Rüeger erneut im Mittelpunkt. Gegen Duri Camichel rettete der Klotener Schlussmann fast schon mirakulös. Doch die Klotener wären gut beraten, nicht zu fest auf Rüeger zu setzten, denn auch dieser ist nur ein Mensch.

Es scheinte so als wollten die Klotener Rüegers Selbstvertrauen weiter aufbauen. Doch dies ging bereits in der zweiten Minute des Mittelsdrittels in die Hosen. Ex-Klotener Damien Brunner konnte einen Abpraller von Rüeger ohne grosse Mühe verwerten. Wieder einmal gerieten also die Flyers in Rückstand. Es hätte sogar noch schlimmer kommen können, da Lüthi alleine auf Rüeger zulaufen konnte. Rüeger hielt aber weiterhin stark. Danach kehrte das Spiel vorübergehend. Kloten brachte den grösseren Aufwand auf, doch der Ertrag blieb den Zürcher Unterländer weiterhin verwehrt. Grosser Anteil am Scheitern der Klotener Stürmer hatte Jussi Markkanen. Der Finne stand wie eine uneinnehmbare Wand im Tor und erinnerte dadurch stark an Ari Sulander. Fünf Minuten vor der Sirene konnte Markkanen gegen Bell und Rintanen klären. Die Zuger konnten ausser dem Tor nicht mehr viel zustande bringen. Wenn sie aber vor Rüeger auftauchten, wurde es brandgefährlich. Vor allem Brunner hielt die Klotener Verteidiger bei Laune. Wenige Sekunden vor der zweiten Pause war es eben wieder dieser Brunner, der sich mit einem Doppelpass mit Schnyder in eine gefährliche Situation spielen konnte. Aber Rüeger konnte das 0:2 verhindern.

Kloten drückte zu Beginn des letzten Abschnitts vehement auf den Ausgleich. Dank einer 4:3 Überzahl gab es viel Platz für die Zuger. Aber der EVZ machte zu wenig aus diesem Überzahlspiel. Die Flyers fanden einfach kein Rezept gegen Markkanen. Auch nicht, als Bell auf Jenni passte. Dafür fanden die Zuger die Lücke. Dale McTavish erzielte mit einem ansatzlosen Backhandschuss das vorentscheidende 0:2. Das Spiel war zu dieser Zeit extrem hitzig. Camichel und Stancescu hatten ein paar nette Worte auszutauschen. Weil Camichel eine 2+2 Strafe erhielt, konnten die Flyers mit einem Mann mehr agieren. Und dies nutzten sie schliesslich aus. Rintanens Schuss bezwang Markkanen ein erstes Mal. Danach liessen sich die Zuger weiter provozieren. Snell und Liniger führten weitere intensive Gespräche. Die beiden Strafbänke waren prallvoll. In Unterzahl hatten die Zuger keine Chance. Santala besorgte den Flyers den Ausgleich. Zug nun völlig von der Rolle. Steinmann und Lindemann stellten sich für einen NHL-ähnlichen eins gegen eins Fight. Eishockey wurde in diesem Drittel dann nicht mehr wirklich gespielt, darum kam es zu einer Verlängerung. Die Flyers haben es wieder einmal geschafft, einen Rückstand wettzumachen. In der Verlängerung liess sich Sidler zu einer dummen Strafe wegen Spielverzögerungs hinreissen. In dieser Überzahl erzielte Dale McTavish mit seinem zweiten Treffer den Sieg für die Zuger.

Der Zuger Captain Camichel stellte sich nach dem Spiel den Medien: „Wir hatten schon lange keine Verlängerung mehr gespielt. Man muss einfach weiterspielen und Vollgas geben und ich denke der Sieg ist verdient“. Auch Micki Dupont sah dies ähnlich: „Wir wollten gegen Kloten Revanche für die letzte Playoffserie nehmen“. Wieso gab es denn so viele Gehässigkeiten im Spiel? „Emotionen gehören dazu und manchmal gibt es halt Meinungsdifferenzen“, meint Ex-Klotener Damien Brunner. Eldebrink nimmt aber trotzdem das Positive aus der Niederlage;“ Das Powerplay war gut und ein Punkt ist besser als keiner“.

Kloten Flyers – EV Zug 2:3 n.V(0:0, 0:1, 2:1; 0:1)

Kolping Arena, Kloten. – 5269 Zuschauer. – SR: Rochette, Fluri/Müller.

Tore: 22. Brunner (Diaz; Ausschluss Jenni) 0:1; 47. McTavish 0:2; 52. Rintanen (Hamr; Ausschluss Brunner) 1:2; 53. Santala (Hamr; Ausschluss Brunner) 2:2; 63. McTavish (Brunner, Holden; Ausschluss Sidler) 2:3.

Kloten: Rüeger (Ersatz: Flückiger); Sidler, Hamr; Schulthess, Kellenberger; Von Gunten, Bonnet; Müller; Lindemann, Santala, Rintanen; Rohten, Bell, Jacquemet; Jenni, Liniger, Stancescu; Bodenmann, Zeiter, Hollenstein.

Zug: Markkanen (Ersatz: Zurkirchen); Dupont, Blaser; Diaz, Fischer; Schefer, Snell; Loichat; McTavish, Camichel D., Camichel C., Brunner, Holden, Schnyder; Di Pietro, Steinmann, Christen; Rüfenacht, Oppliger, Lüthi.

Bemerkungen: Kloten ohne Du Bois, Welti, Wick und Winkler (alle verletzt) und Stevenson und Haakana (beide überzählig) und Steiner (Elite). Zug ohne Kress und Frei (beide verletzt).