ZSC Lions gewinnt sensationell den Victoria Cup

Von Andreas Bernhard und Stefan Bosshard

Zürich – Vor 9’744 Zuschauer im Hallenstadion bezwang der ZSC die Chicago Blackhawks mit 2:1. Patrik Bärtschi und Lukas Grauwiler durften sich als Torschützen feiern lassen. Mit diesem Sieg schreiben die Lions ein weiteres Mal Geschichte

Was für eine Sensation! Die ZSC Lions besiegen die Chicago Blackhawks nach einem hart umkämpften Spiel knapp mit 2:1. Die Lions waren dem Gegner weitgehend auf Augenhöhe und überraschten das NHL-Team mit ihrer Spielweise. Mit der Geschlossenheit erinnert das Team stark an den Auftritt in der Champions Hockey League.

Nur 24 Stunden nach dem überragenden 9:2-Sieg gegen den Schweizermeister HC Davos mussten die Blackhawks am heutigen Abend gegen den Sieger der Champions Hockey League antreten. Die Spannung vor der Partie war sichtlich zu spüren. Nicht alle Tage gibt sich ein NHL-Team die Ehre auf Schweizer Eis. Auf Seiten der Lions stiessen Blaine Down und Andrea Signoretti von den GCK Lions ins Team.

Der ZSC begann stark und vergab durch Jan Alston und Lukas Grauwiler gleich zweimal die Führung. Patrick Sharp und Patrick Kane konnten Ihre Chancen im Powerplay ebenfall nicht verwerten. In der 7. Minute wurde es ruhig im Hallenstadion. Cam Barker lies den klaren Favoriten mit einem Schuss von der blauen Linie in Führung gehen. Ari Sulander hatte freie Sicht und sah nicht ganz glücklich aus. Jean-Guy Trudel und erneut Grauwiler scheiterten an Cristobal Huet, dem Franzosen mit NLA-Vergangenheit. In der 13. Minute lies Patrik Bärtschi das Hallenstadion beben. Der Zürcher wurde von Thibaut Monnet lanciert, stürmte alleine auf Huet los und umkurvte diesen eiskalt. Was für ein Tor. Pittis stieg erneut zu ungestüm in den Zweikampf und musste wieder den Weg zur Strafbank antreten. Der Kanadier mit NHL-Erfahrung schien übermotiviert zu sein. In diesem Powerplay waren es jedoch nicht die Blackhawks, welche zu der Grosschance kamen. Down stürmte alleine auf Huet los, scheiterte jedoch knapp. Die Lions standen die ersten zwanzig Minuten in nichts nach, konnten das schnelle Tempo mithalten und setzten auch gute Checks aus. Für die Zuschauer war es eine Augenweide dem Spiel zuzusehen, sei es dank den Lions, welche das Schweizer Eishockey bis dahin gut vertraten, und dank Chicago, welche mit schnellen Spielzügen und dem Tempo eine andere Liga aufzeigen konnten.

In der ersten Drittelspause stellte sich Cyrill Bühler den Fragen. „Wir haben uns viel vorgenommen für das Spiel. Wir wollen nicht vor Erfurcht sterben. Wir wollen das Spiel wie jedes andere Spiel auch gewinnen. Müssen gleich weiterspielen und weiterkämpfen.“

Für den ersten Aufreger im Mitteldrittel sorgte Down, welcher 2 Minuten wegen Haken raus musste. Die beste Chance lies Jonathan Toews, drittjüngster Captain der NHL Gesichte, aus. Der Captain auf der anderen Seite, Mathias Seger und Dustin Byfuglien gerieten kurze Zeit später aneinander. Die Lions liessen sich auch körperlich nicht einschrecken und spielten ihr Spiel konzentriert weiter. In der 32. Minute trat Seger erneut in Aktion. Sein Schuss traf nur die Torumrandung. Kurze Zeit später parierte Huet Bätschi’s Schuss¬. Bühler nahm seine Pausenansprache zu herzen. In der 35. Minute lies Huet seinen Schuss abprallen, diesen verwertete Grauwiler. Die erstmalige Führung für die Lions. Die Sensation schien greifbar nahe zu sein.

Nach 40 Minuten zeigte sich Sharp wenig überrascht. „Die Lions haben nicht umsonst die Champions Hockey League gewonnen. Wir müssen schneller spielen, schnellere Beine haben und den Puck besser abschirmen, dann kommt’s gut.“

Das Schlussdrittel begann temporeich. Beide Teams erspielten sich Chancen. In der 43. Minute konnte Huet mit Mühe den Schuss von Monnet abwehren. Den Spielwitz, das Tempo und die Genauigkeit der Pässe auf Seiten von Chicago waren beeindruckend. Die Lions versuchten mitzuhalten und verkauften sich sehr gut. In der 47. Minute scheiterte Peter Sejna nur knapp an Huet. Im Gegenzug brachte Kane die Zürcher Abwehr mächtig in Nöten. Monnet schadete seinem Team in der 49. Minute und sass seine Strafe ab. Die Blackhawks zogen ihr Powerplay auf und liessen die Scheibe schnell zirkulieren. Zweimal Barker, Dave Bolland sowie Brent Seabrook scheiterten am starken Sulander. Huet konnte sich immer wieder mit starken Paraden in Szene setzen, so auch n der 48. Minute nach Schüssen von Philippe Schelling, Trudel und kurze Zeit später Bärtschi. Jack Skille machte seinem Team keinen gefallen. Nachdem er seinen Helm verlor und diesen nicht richtig aufsetzte, musste dieser 6 Minuten vor Spielende auf die Strafbank. Mark Bastl machte diesen Vorteil für die Lions jedoch mit seinem Haken nur Sekunden später wieder weg. Die Gemüter erhitzten immer mehr und Bolland musste nach einem harten Check an Signoretti ebenfalls auf die Bank. 3 Minuten vor Schluss lies Down eine weitere Grosschance aus. Bärtschi enteilte ein weiteres Mal der Chicago-Abwehr und wurde im letzten Moment unfair vom Torschuss gehindert. Den anschliessenden Penalty verschoss Bärtschi. Sulander seinerseits zeichnete sich mit einem Big Save gegen Byfuglien aus. 40 Sekunden vor Schluss machte Huet einem weiteren Feldspieler Platz. Chicago brachte den Ausgleich nicht mehr zustande und die Lions schafften die Sensation. Nach dem Gewinn der Champions Hockey League schreiben die Lions ein weiteres Mal Geschichte. Der ZSC ist das erste und einzige europäische Team, welches in der regulären Spielzeit gegen einen NHL-Vertreter gewinnen konnte.

Stimmen zum Spiel

Mathias Seger: Dieser Sieg ist nur dank dem grossen Zusammenhalt in der Mannschaft und dank unserem Coach möglich gewesen. Sean Simpson hat es wieder geschafft, uns genau richtig auf dieses Spiel vorzubereiten.

Ari Sulander: Wir haben auf jeden Fall mehr für den Sieg gegeben als Chicago. Cristobal Huet muss weiterhin damit leben, dass ich in wichtigen Spielen gegen ihn gewinne.

Sean Simpson Es war wieder eine hervorragende Mannschaftsleistung heute. Wir bereit für diese Aufgabe und haben sie erfüllt. Es ist ein super Erlebnis für die Mannschaft. Es ist genial, eine NHL-Mannschaft zu schlagen. Wir haben uns gleich wie in der CHL vorbereitet und unser Spiel auf die Blackhawks eingestellt. Die Erfahrungen aus der CHL haben unseren Spielern geholfen, heute mit der richtigen Einstellung aufs Eis zu gehen.

Patrik Bärtschi: Es ist schwierig, zu realisieren was wir heute erreicht haben. Eine Riesenleistung der Mannschaft. Das 1:1 war wichtig für uns. Der hohe Sieg der Blackhawks gestern war sicherlich kein Nachteil für uns.

Ryan Gardner: Jeder Spieler hat heute sein Maximum gezeigt. Chicago war vermutlich nicht gefasst auf den Druck, den wir entwickeln konnten. Die dachten, sie könnten uns auseinander nehmen wie Davos gestern.

Joël Quenneville: Die Lions waren sehr gut gecoached. Sie hatten mehr Druck auf dem Stock als Davos und haben sehr hart gearbeitet. Wir haben gestern sicherlich besser gespielt als heute. Der heutige Gegner ist nicht ganz unschuldig an diesem Umstand. Die Zürcher sind schnell und verfügen über gute Skills.

Jonathan Toews: Ein grosses Lob an die ZSC Lions. Heute war ganz bestimmt nicht ein guter Tag für uns als Team. Wir haben auf jeden Fall noch viel zu verbessern in dieser langen Saison. Vor den zwei Spielen in dieser Woche in Finnland müssen wir uns jetzt vorallem einmal erholen.

hockeyfans.ch: Woran hat es gelegen, dass Ihr heute verloren habt?

J.T.: Die Zürcher haben hervorragend gekämpft. Die haben sicher doppelt so hart gearbeitet wie wir. Diese Niederlage ist nicht leicht zu schlucken.

hf: Was war der Unterschied zwischen Gestern und Heute?

J.T.: Ich habe keine Ahnung. Die Lions haben uns gestern beobachtet und wussten, dass sie sich anstrengen müssen. Ich will nicht sagen, dass uns der Victoria Cup nichts bedeutet hat aber die Lions wollten diesen Cup um jeden Preis gewinnen. Auf jeden Fall haben sie mehr geopfert für diesen Sieg als wir. Es ist frustrierend für uns, hier verloren zu haben. Peinlich ist vielleicht das falsche Wort aber wir müssen uns zusammen reissen und aufhören, mit solch schlechten Spielen unsere Zeit zu verschwenden.

hf: Ist der Druck auf Eure Mannschaft grösser geworden, nachdem ihr im letzten Jahr in den Playoffs unter die letzten Vier gekommen seid?

J.T.: Natürlich sind die Erwartungen jetzt höher. Vorallem müssen wir als Team besser spielen. Wir haben genug Können, um unser Spiel auf ein höheres Level zu bringen und das wollen wir in dieser Saison machen. Die Top Vier sind nicht genug für uns. In dieser Saison müssen wir es aber zuerst wieder dorthin bringen. Wir nehmen Spiel für Spiel.

hf: Was sind die aus Deiner Sicht die grössten Gegner für Euch in der Western Conference?

J.T.: Detroit Red Wings, Dallas Stars, San Jose Sharks sind sehr starke Gegner. In unserer Division haben sich vorallem die Nashville Predators und die St. Louis Blues verbessert. Das werden auch sehr interessante Spiele für uns. Wir dürfen aber nicht zuweit voraus schauen.

hockeyfans.ch: Cam Barker, habt ihr das heutige Spiel auf die leichte Schulter genommen, nachdem ihr gestern gegen Davos so hoch gewonnen habt?

Cam Barker: Nein, nein. Die Lions haben ein schnelles Spiel gezeigt und haben uns einige Male mit langen, präzisen Pässen erwischt.

hf: Wie hat Dir das Publikum heute Abend gefallen?

C.B.: Die sind unglaublich! Wir hörten davon, dass es hier laut werden kann. Gestern hatten wir einen kleinen Vorgeschmack erhalten und heute gingen erst recht ab.

Bemerkungen

Schüsse: 22:35 (7:11; 6:12; 9:12)

MVP

Patrik Bärtschi (ZSC Lions)

Aufstellung

ZSC Lions: Sulander (Ersatz: Flüeler); Suchy, Schelling; Seger, Schnyder; Geering, Signoretti; Stoffel; Pittis, Sejna, Bastl; Trudel, Alston, Gardner; Monnet, Bärtschi, Down; Bühler, Grauwiler, Kamber

Chicago Blackhawks: Huet (Ersatz: Niemi); Keith, Seabrook; Hjalmarsson, Campbell; Sopel, Barker; Skille; Toews, Brouwer, Kane; Sharp, Ladd, Bolland; Byfuglien, Eager, Kopecky; Versteeg, Fraser, Smolenak

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Dienstag, 29. September 2009

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