Erneut Showtime mit Rolf Schrepfer

Quelle: tagesanzeiger.ch/Si

Rapperswil verlor in Bern 4:7 und zum siebten Mal in Folge. Schrepfer nutzte das freie Eis zu vier Toren und Werbung in eigener Sache.

Am 28. September und nach dem Auswärtssieg in Lausanne war Rapperswil auf Platz 2 und das Team der Stunde gewesen. Seither hat es nur noch verloren. Das 4:7 gestern in Bern war bereits die siebte Niederlage der St. Galler in Folge. Heute droht gegen Leader Ambri die Verlängerung der Negativserie.

Rapperswils Flirt mit der Tabellenspitze ist längst der Realität und dem Kampf um die Playoffqualifikation gewichen. Und die Rapperswiler spielten gestern nie wie ein potenzieller Playoff-Teilnehmer. Bereits nach neun Sekunden und dem ersten Schuss von Marc Reichert gerieten sie in Rückstand, danach waren sie hilflos den Launen des SC Bern ausgeliefert. Wenn der SCB auf das Tempo drückte, herrschte Chaos und drohte das Debakel. Als die Berner zu Beginn des Mitteldrittels und gegen Ende des Spiels nonchalant wurden, kamen die Rapperswiler zu Chancen und Toren.

Die gute Nachricht aus Bern war, dass Rapperswil erstmals seit dem letzten Sieg wieder mehr als zwei Tore erzielte; die schlechte, dass es momentan praktisch ohne Ausländer spielt. Martikainen liegt mit einer Lungenentzündung im Bett, Richard sucht seine Form nach seinem verspäteten Saisondebüt erfolglos, und McTavish kurvt den Aktionen regelmässig hinterher. Statt der Ausländer profilierte sich gestern Verteidiger Jakub Horak für einmal als Skorer, erzielte seinen zweiten Saisontreffer und hatte den Stock bei drei der vier Rapperswiler Toren im Spiel. Übertroffen wurde er allerdings von Rolf Schrepfer. Der 28-jährige Ostschweizer schoss im 16. Spiel für den SC Bern und erstmals in seiner Karriere überhaupt vier Tore in einem Spiel und damit nur eines weniger als in der ganzen vergangenen Saison für die ZSC Lions zusammen.

Schrepfer harmonierte in der neu gebildeten Linie hervorragend mit Alex Chatelain und Ivo Rüthemann. Seine Tore aus der Ferne sind die leise Rache dafür, dass er vom Zürcher Sportchef Simon Schenk nicht ernst genommen wurde.

In Bern ist Rolf Schrepfer längst zum neuen Publikumsliebling geworden. Gestern gehörten das Eis und der Applaus der über 9000 am Ende ihm allein. Nicht nur er, sondern der ganze SCB nutzte den Auftritt des desolaten Gegners zu einem Schaulaufen mit einer Fülle an Torchancen, aber auch ohne defensive Absicherung, was gegen einen besseren Gegner leicht hätte Punkte kosten können. Torhüter Marco Bührer war erstmals in dieser Saison einsam und bei mehr als einem Gegentor nicht ohne Schuld. Er konnte den schwächeren Abend aber ungestraft einziehen. Rapperswil hat derzeit zu viel mit sich selber zu tun, um einen Gegner wie den SC Bern ernsthaft zu gefährden.