Kloten unterliegt Davos zuhause 5:6 n.V.

Von Rolf Schwarz

Eine torreiche Partie zwischen Kloten und Davos resultiert in einer gerechten Aufteilung der Punkte. Kloten hat sich mit einem Hattrick von Shore einen Zweitore-Vorsprung erarbeitet, gibt diesen aber im Schlussdrittel innert kürzester Zeit Preis.

Davos ist unter Druck. Arno del Curto spricht zwar jede Saison wieder von Playout, heuer sind die Gäste aus dem Landwassertal aber effektiv nicht gut in die Saison gestartet. Nach 5 Spielen und einem ertragslosen Wochenende haben die Davoser erst 5 Punkte auf dem Konto und sind aktuell nur auf dem 10. Tabellenrang. Die Klotener sind überraschend gut unterwegs und mit 10 Punkten nach ebenso 5 Spielen und dem 4. Tabellenrang kann man sicher von einem äusserst geglückten Saisonstart sprechen.

Die Aufstellung der Klotener ist ohne Überraschungen praktisch identisch wie zuletzt. Auf der Goalieposition hat’s eine Rochade gegeben, Gerber ist heute Nummer 1. Davos hat mit Jörg einen neuen Verletzten zu beklagen. An seiner Stelle figuriert heute der Elite-Junior Jerome Portmann (Jg. 97) auf dem Matchblatt.

Es dauert bis zur 5. Minute, bis etwas Nennenswertes passiert. Da gibt’s erstmal so etwas wie Gefahr vor dem Davoser Tor, als der 4. Klotener Block in einer Aktion zu zwei, drei Chancen kommt. In der folgenden Minute sind es aber die Davoser, die den ersten Treffer erzielen können. Sträflich alleine gelassen kann Lindgren einen von hinter Gerbers Tor gespielten Pass von Marc Wieser problemlos im Tor unterbringen. Da hat Gerber keine Chance gehabt. Beim zweiten Tor der Davoser kurz darauf (Kellenberger sitzt auf der Bank) lässt Gerber einen Schuss aus seiner Fanghand wieder fallen und Marc Wieser stochert die Scheibe über die Linie. Tirkkonen nimmt bereits nach knapp 8 Minuten sein Timeout. In Überzahl kann Kloten dann reagieren: Shore hämmert die Scheibe im Powerplay rein und nach knapp 14 Minuten kann Hollenstein, an der blauen Linie perfekt lanciert und plötzlich mit viel freiem Eis vor sich losziehen und den Ausgleichstreffer schiessen.

Kurz nach Wiederaufnahme der Partie trägt der 2. Klotener Block einen schnellen Konter vor und Shore schiesst die Klotener erstmals am heutigen Abend in Führung. In der Folge vermag keines der beiden Teams sich so richtig gute Chancen zu erspielen. Die Partie ist zwar recht flüssig und mit nur wenigen Unterbrüchen, aber gleichzeitig ohne nennenswerte Aktionen. Es zeichnet sich keine Tendenz ab, wo der nächste Treffer fallen könnte. So geht’s weiter bis zur Spielhälfte ehe Shore mit seinem 3. Treffer heute Abend einen Hattrick erzielt. Bei den zwei einzigen Strafen im Mitteldrittel – beide kurz vor Drittelsende und gegen Kloten - ist Davos dem Anschlusstreffer nahe dran, aber Gerber bewahrt den Klotenern trotz gutem Davoser Powerplay die Zweitore-Führung.

Kaum hat das Schlussdrittel begonnen bringt sich Kloten selber um die Früchte seiner Arbeit. Einem schnellen Treffer von Lindgren folgen zwei unnötige weitere Tore, bei welchen beide Male Klotens Schlussmann Gerber schlecht aussieht und die bereits gehalten geglaubte Scheibe wieder loslässt und den Davosern zum einlochen überlässt. Vom Klotener Stehplatzsektor werden «Boltshauser-Rufe» skandiert. Innert 4 Minuten und 20 Sekunden verspielt Kloten einen Zweitore-Vorsprung und liegt nun mit einem Tor im Rückstand. Wo dann Gerber kurz vor Schluss einem 6. Feldspieler Platz macht, kann Praplan noch auf 5:5 ausgleichen und die Verlängerung erzwingen. Die Klotener Freude dauert aber nicht lange an: nach 34 Sekunden der Verlängerung kann Ambühl entwischen und den Siegestreffer markieren.

Die beiden Teams sind heute auf Augenhöhe unterwegs gewesen. Davos hat ein grosses Kämpferherz bewiesen und auch nach einem Zweitore-Rückstand nicht aufgesteckt. Begünstigt durch Patzer von Goalie Gerber findet Davos nach einem 4:2 Rückstand ins Spiel zurück, innert kürzester Zeit. Das ist aus Klotener Sicht ganz klar nicht genügend. Es wäre jedoch vermessen, diese Klotener Niederlage nur Gerber in die Skates zu schieben. Ein Schussverhältnis von 21:44 macht einerseits deutlich, dass Gerber viel Arbeit hatte und immerhin 38 Saves für sich in Anspruch nehmen darf. Andererseits aber ist heute in der Offensive der Klotener auch nicht eben so viel los gewesen wie in den Spielen zuletzt. Und die Frage, weshalb so oft aufs Klotener Tor gefeuert werden konnte, wo man sich doch in den letzten Partien so oft in die gegnerischen Schüsse geworfen hatte, sei ebenfalls erlaubt. Für einmal ist Klotens Paradeformation um Praplan, Santala und Hollenstein heute weit weniger wirkungsvoll geblieben als in den Partien zuletzt. Sciaroni, Walser und Ambühl haben die erste Sturmformation der Klotener grösstenteils neutralisiert. Die Musik hat heute bei beiden Teams im zweiten Block gespielt, wobei trotz des Hattricks von Shore letztlich die Davoser mit einem starken Lindgren das bessere Ende für sich behalten durften und mit zwei verdienten Punkten zurückreisen.

Telegramm

EHC Kloten – HC Davos 5:6 n. V. (2:2, 2:0, 1:3; 0:1)

SWISS Arena, Kloten - Zuschauer: 5’076 - Schiedsrichter: Koch, Wehrli; Abegglen, Kovacs; - Tore: 06:08 Lindgren (Wieser M.) 0:1; 07:57 Wieser M. (Forster, Lindgren; Ausschluss Kellenberger) 0:2: 12:02 Shore (Stoop; Ausschluss Kessler) 1:2; 13:58 Hollenstein 2:2; 21:30 Shore (Bieber) 3:2; 31:49 Shore (Ramholt) 4:2; 40:41 Lindgren (Wieser D., Forster; Ausschluss Shore) 4:3; 42:34 Ambühl (Walser, Schneeberger) 4:4; 45:01 Kousal 4:5; 58:49 Praplan 5:5; 60:34 Ambühl (Wieser) 5:6.

Schussverhältnis: 21:44 (11:19, 5:12, 4:12; 1:1)

Strafen: 4 x 2 Minuten gegen Kloten, 4 x 2 Minuten gegen Davos.

PostFinance Topscorer: Praplan für Kloten, Ambühl für Davos.

Kloten: Gerber (Boltshauser); Sanguinetti, Frick; Stoop, Ramholt; Back, Harlacher; Bircher; Praplan, Santala, Hollenstein; Grassi, Shore, Bieber; Lemm, Schlagenhauf, Kellenberger; Leone, Obrist, Hartmann.

Davos: Van Pottelberghe (Senn); Kindschi, Du Bois; Jung, Forster; Heldner, Daniel; Schneeberger, Paschoud; Sciaroni, Walser, Ambühl; Wieser Marc, Lindgren, Kousal; Simion, Corvi, Wieser Dino; Kessler, Aeschlimann, Portmann.

Bemerkungen: Kloten ohne von Gunten (rekonvaleszent), sowie Gähler, Bader, Weber und Homberger (alle mit Winterthur); Davos ohne Axelsson, Jörg, und Egli (alle verletzt) sowie Forrer (überzählig)); Pfostenschuss Davos 10’ (Jung); 07:57 Timeout Kloten; 31:49 Timeout Davos; Kloten von 58:17 bis 58:49 ohne Torhüter; Best Player Kloten: Shore; Best Player Davos: Lindgren.