Ambri besiegt zahme Löwen

Von Stefan Bosshard

Zürich – Vor grosszügig gezählten 7'179 Zuschauer ringte das Schlusslicht Ambri den ZSC mit 3:5 nieder. Kirby Law mit zwei Treffern avancierte zum Matchwinner. Die Lions mussten im Kampf um das Heimrecht einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen

Nach den Niederlagen gegen die Top-2-Teams Servette (4:1) und Bern (2:1) musste heute gegen das Schlusslicht Ambri-Piotta eine Reaktion her. Betrachtet man die Tabelle, ist dies mit fast 3x so vielen erreichten Punkten eine leichte Aufgabe. So starteten die favorisierten Löwen auch besser in die Partie. Blaine Down kam dem gewünschten Schnellstart mit seinem Schuss an den Aussenpfosten schon ziemlich nahe. Danach flachte die Partie bis zur 7. Minute ab.

Ambri startete von der Abwehr aus einen schnell vorgeführten Konter. Adrian Brunner scheiterte aus spitzem Winkel an Lukas Flüeler, welcher auch heute wieder den Vorrang vor Ari Sulander erhielt. Dennoch jubelten die Levantiner. Brunner verwertete seinen eigenen Abpraller zur überraschenden Führung. Die Lions verzeichneten mehr Scheibenbesitz, Ambri’s wenige Chancen waren aber um einiges Gefährlicher. Gegen ein schwaches Ambri standen sich die Löwen meist selbst im Weg. Die Fans waren mit dem gebotenen alles andere als zufrieden und zeigten dies mit einigen Pfeifkonzerten. In der 19. Minute ergab sich für Ambri die Gelegenheit. Down musste wegen Stockschlag in die Kühlbox. Nur 20 Sekunden später gesellte sich Domenico Pitts nach einem harten, aber fairem Check an der Bande gegen Marc Gautschi zu ihm.

Ambri brachte in doppelter Überzahl nur ein Schuss von Zdenek Kutlak zustande. Kaum waren die Lions wieder komplett, klingelte es hinter Flüeler. Erik Westrum erzielte den vielumjubelten 100. Saisontreffer, was ihm wohl eine Runde kosten wird. Kurz darauf konnten die Lions in Überzahl spielen. Radoslav Suchy verlor an der blauen Linie die Scheibe, Mirko Murovic bediente Julian Walker, welcher zum 0:3 traf. Dieser Schuss schien haltbar zu sein.

Ambri startete wie die Feuerwehr ins Mitteldrittel. Die Lions, welche das Heimrecht für die Playoffs anstreben, wirkten geschockt. Ambri liess folgend beste Chancen aus. In der 29. Minute ergab sich in Powerplay eine weitere Chance zur Ergebniskosmetik. Jean-Guy Trudel nutze eine der vielen Möglichkeit und traf zum 1:3. Trudel spielte nicht wie gewohnt mit der 19. Da sein Dress vor Spielbeginn gestohlen wurde, musste der Kanadier auf die 24 ausweichen. Was ihm sichtlich kein Pech bereiten sollte.

Doch wer glaubte, dass die Lions nun zur Aufholjagd bläst, wurde enttäuscht. Mit dem ersten Angriff stellten die Tessiner den alten 3-Tore-Abstand wieder her. Paolo Duca und Kirby Law spielten sich ohne grosse Gegenwehr durch die gezähmte Löwenabwehr. Der Kanadier durfte seinen 13. Saisontreffer bejubeln. 6 Minuten vor Drittelsende führte ein weiteres Powerplayspiel zum erneuten Anschlusstreffer der Lions. Rückkehrer Mathias Seger’s Schuss von der blauen Linie wurde von Thomas Bäumle noch zur Seite abgewehrt. Gegen den Nachschuss von Patrik Bärtschi war der Schlussmann aber Chancenlos.

Der ZSC konnte sich bei Flüeler bedanken, welcher seine Mannschaft mit guten Paraden vor einem höheren Abstand bewahrte. Die Stadtzürcher fanden wieder ins Spiel zurück. Der gefürchtete zweite Block kombinierte sich einige Male gut durch die Verteidigung. Eben einer dieser Angriffe führte zum 3:4. Down erzielte auf Zuspiel von Bärtschi den verdienten Anschlusstreffer. Die Chance zum Ausgleich ergab sich 40 Sekunden vor Drittelsende. Bastl, von der Strafbank kommend, konnte alleine auf Bäumle losstürmen, scheiterte aber kläglich. Im direkten Gegenzug haute Law die Scheibe mit einem wuchtigen Schuss wunderschön ins obere Eck.

Sieg nach Punkten für Neff

Die Lions fanden am heutigen Abend kein Rezept mehr. Ihr gewohntes Eishockey konnten sie nicht zelebrieren. Ambri fokussierte sich auf die Defensive, an ihnen lag es nicht, das Spiel zu gestalten. Diese Aufgabe lösten sie ohne weitere Probleme.

Unverständlicherweise schadete sich der ZSC mit Strafen selbst. Flüeler zeigten während dieser Phasen einen kühlen Kopf. Mark Bastl stellte sich der Niederlage und forderte Claudio Neff zu einem Fight heraus. Jedoch sollte auch dieses Duell an das Schlusslicht gehen. Neff gewann nach Punkten. Ebenfalls das Ersetzen des Schlussmanns durch einen sechsten Spieler bewirkte nichts mehr. Der ZSC darf nicht zu lange dieser ärgerlichen Niederlage nachtrauern. Mit Lugano Auswärts und Davos im Hallenstadion warten starke Gegner. Möchte der ZSC die Chance auf das Heimrecht bewaren, muss eine klare Leistungssteigerung her.

Best Player

ZSC Lions: Patrik Bärtschi

Ambri-Piotta: Kirby Law

Aufstellung

ZSC Lions: Flüeler (Ersatz: S. Grauwiler); Suchy, Kienzle; Seger, Schnyder; Stoffel, Geering; Camperchioli; Trudel, Pittis, Gardner; Schommer, Down, Bärtschi; Bastl, Alston, Monnet; Krutov, L. Grauwiler, Bühler

Bemerkungen: Müller, Reist, Schelling, A. Wichser (alle verletzt), Kostovic (krank), Sulander, Sejna (beide überzählig)

Ambri-Piotta: Bäumle (Ersatz: Croce); Rivers, Kobach; Stirnimann, Marghitola; Kutlak, Gautschi; Pestoni; Duca, Westrum, Law; Demuth, Murovic, Walker; Neff, Brunner, Botta; Juri, Schönenberger, Bianchi

Bemerkungen: Bundi, Casserini, Mattioli, Schneider (alle verletzt)