So, habe mir das Hockey-Abo jetzt auch noch gegönnt smile Heute in der FN:


Gestern bestritt Anthony Stewart sein erstes Training mit Gottéron. Nach dem missglückten Abstecher nach Russland will der Kanadier in Freiburg durchstarten. Helfen sollen ihm dabei in erster Linie seine physischen Qualitäten.




Am Ende der ersten Trainingseinheit mit Gottéron wirkte der 190 Zentimeter grosse und 105 Kilogramm schwere Anthony Stewart ein wenig geschafft. Es war das erste Eistraining seit gut einer Woche für den Kanadier und die lange Anreise vom Dienstag aus Jekaterinburg, dieser am Uralgebirge liegenden viertgrössten Stadt Russlands, tat ihr Übriges dazu. Er sei in Freiburg mit offenen Armen empfangen worden, sagt Stewart, dessen erste Eindrücke von den neuen Teamkollegen positiv sind. «Alle Spieler sind gut und schnell. Ich weiss, dass einige Junioren auf dem Eis standen. Aber auch sie haben mitgehalten.» Die Intensität im Training sei sehr hoch, sag Stewart. «Das Niveau ist wirklich gut, vergleichbar mit dem in Russland. Die Spieler sind technisch versiert und das Tempo ist sehr hoch. Das entspricht meiner Spielweise.» Er habe bereits gewusst, dass das Schweizer Eishockey hochstehend ist, konnte er doch in der NHL bereits die eine oder andere Bekanntschaft mit einem Schweizer Spieler machen.

Lockout mit Konsequenzen

262 Spiele (27 Tore, 44 Assists) bestritt der neue Gottéron-Stürmer für Florida, Atlanta und Carolina in der besten Liga der Welt. Im vergangenen Jahr wurde sein Vertrag bei Carolina jedoch nicht mehr verlängert. «Nach dem Lockout wurde ich ein Stück weit ein Opfer der Begrenzung der Lohnmasse.» Anthony Stewart kam in der AHL bei den Manchester Monarchs unter und wollte sich im Sommer bei den San Jose Sharks für einen NHL-Vertrag aufdrängen. «Leider ohne Erfolg. Im Wissen, dass das Niveau in Russland hoch ist und viele Nordamerikaner in der KHL spielen, entschied ich mich für einen Wechsel zu Jekaterinburg.»

Ein Kulturschock

Nach 19 Spielen (je ein Treffer und eine Vorlage) und einer Minus-11-Bilanz war das Russland-Abenteuer bereits wieder zu Ende. «Die Zeit bei Jekaterinburg war trotzdem eine gute Erfahrung. Es hat einfach nicht gepasst», so Stewart, der nichts Schlechtes über seinen einstigen Arbeitgeber sagen will. «Es war halt in gewisser Weise ein Kulturschock, etwa in Sachen Essen. Auch die vielen unterschiedlichen Zeitzonen haben die Anpassung erschwert. Es ist wie es ist. Jetzt bin ich glücklich, hier zu sein.»

Geboren wurde der bald 28-jährige Stewart in Québéc. Aufgewachsen ist er aber in Toronto, wo das Eishockey ebenfalls einen hohen Stellenwert geniesst. So ist es nicht weiter erstaunlich, dass auch sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Chris–dieser spielt aktuell bei den St. Louis Blues–den Weg des Profis eingeschlagen hat. «Wir sind ein richtige Eishockey-Familie. Meine fünf jüngeren Schwestern spielen zwar nicht, sind aber grosse Fans», sagt Anthony Stewart, der verheiratet und Vater eines zweijährigen Sohnes ist.

«Ich muss mich beweisen»

Seine Qualitäten umschreibt der Kanadier wie folgt. «Ich bin ein Power-Stürmer: gross, schnell und kräftig. Ich mag es, mich vor dem gegnerischen Tor zu positionieren, und hoffe, dass ich für Gottéron so ein paar Tore schiessen kann.» Um diese Stärken weiss Hans Kossmann. Die Vorgaben, die ihm der Gottéron-Trainer gegeben habe, seien deshalb einfach: Er solle für Verkehr vor dem Gehäuse des Gegners sorgen. Bis zum 22. Januar 2014 hat Stewart acht Spiele Zeit, um Kossmann von seinen Vorzügen zu überzeugen. Dann läuft seine Probezeit ab und erst dann wird entschieden, ob der Flügelstürmer bis Ende Saison bleiben darf. «Das ist eine Situation, die für mich kein Problem darstellt», so Stewart. «Ich muss mich beweisen und der Club kann sich ein Bild von mir machen. Es liegt an mir, Leistung zu zeigen und zu untermauern, dass ich ein guter Spieler bin. Ich glaube fest an meine Fähigkeiten und weiss, dass ich ein guter Spieler bin.»

Am kommenden Montag hat Anthony Stewart in Lausanne ein erstes Mal die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Kossmann studiert zudem die Möglichkeit, Stewart mit dem Team Canada am Spengler Cup teilnehmen zu lassen.




Zielsetzung: Pouliot will am 2. Januar spielen

E inige der neuen Teamkollegen waren Anthony Stewart bereits bekannt. So spielte er 2004 mit Joel Kwiatkowski bei San Antonio in der AHL und Greg Mauldin stand er des Öfteren gegenüber. In bester Erinnerung ist ihm Marc-Antoine Pouliot, mit dem er 2003 den U18-Weltmeistertitel mit Kanada feierte. «Er war damals schon gross und kräftig und trotzdem schnell auf den Beinen», sagt Pouliot. «Inwiefern Stewart uns weiterhilft, hängt davon ab, wie schnell er sich anpassen kann.»

Gottéron helfen würde auch eine baldige Rückkehr Pouliots, der seit dem 26. November wegen einer Gehirnerschütterung ausfällt. «Es geht bergauf. Ich stehe wieder auf dem Eis und kann spezifische Übungen machen», sagt der Center, der sich diese Verletzung zum dritten Mal in seiner Karriere zugezogen hat. Dabei profitiert Pouliot vom Aufenthalt Sandy Jeannins in den USA. Die Übungen, die diesem von den Spezialisten aus Übersee empfohlen wurden und erheblich zur Genesung beitragen, kann auch Pouliot anwenden. «Mein Ziel ist es, am 2. Januar in Biel auf dem Eis zu stehen. Garantieren kann ich es aber nicht.»

Sicher fehlen wird im ersten Spiel des neuen Jahres Alain Birbaum. Der Verteidiger fällt mit einem Bauchmuskelriss für die nächsten drei Wochen aus. fs
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Wenn man nicht zu viele Erwartungen an etwas hat, klappt es erst recht.