Vier Powerplaytore für Russlands WM-Gold

Von Leroy Ryser

Russland korrigiert die Schmach von Sotschi und gewinnt gegen Finnland mit einem 5:2-Sieg WM-Gold. In einem traumhaft unterhaltsamen und technisch hochstehenden Final kassierten die Finnen zu viele Strafen, woraus vier Unterzahltreffer resultierten. Im Mitteldrittel hatten ausserdem Ovechkin und Malkin mit je einem Treffer die Partie von einem 1:2 in ein 3:2 gewendet.

Von Beginn an zeichnete sich zwischen Russland und Finnland das absolute Traumfinale ab. Die Favoriten aus Russland waren nicht überlegen, es entstand ein ausgeglichenes und hart umkämpftes Spiel. Finnland konnte mit der eigenen Schnelligkeit den Gegner sehr rasch unter Druck setzen und bei beiden Mannschaften ging es sehr hart zur Sache. Dies trug alles zur Attraktivität einer Partie auf höchstem Level bei. Dass die Begegnung nach 40 Minuten beim Stand von 3:2 für Russland noch nicht entschieden war, verstärkte den Reiz dieser Begegnung. Ein absolutes Traumfinale eben.

Im ersten Abschnitt gelang es den beinahe heimischen Russen unter den Augen von Präsident Vladimir Putin die Führung zu erzielen. Bei einer ungerechtfertigt gepfiffenen Strafe gegen den Finnen Mikka Salomaki, hielt die Abwehr von Torhüter Pekka Rinne lange dicht. Als Sergei Shirokov aber aus spitzem Winkel abzog, war dem bis dahin makellosen Finnen die Sicht zu stark verdeckt. Frenetisch bejubelten die Russen den Treffer zum 1:0 nach einer energischen, körperbetonten Startphase in dieser Partie. Womit die Zuschauer in der gefüllten Minsk-Arena aber nicht rechneten, war die später folgende Antwort der Suomi. Diese liessen sich nicht verunsichern, hielten sich unablässig an ihren kräfteraubenden Fore-Checking-Plan und kamen so zu Chancen, darunter ein Lattenschuss Palola’s in der 19. Minute. Sergei Bobrovski, Torhüter auf der Gegenseite, hielt aber ebenfalls lange dicht. Bis ganz kurz vor der ersten Pause. Finnland gelang es einen Konter aufzubauen und nach einem Querpass von Jori Lehtera hatte Iiro Pakarinen freies Feld. Der finnische Stürmer zog ab und tunnelte den russischen Keeper mit seinem Slapshot zum Ausgleich. Der Jubel der Finnen entbrannte lediglich drei Sekunden vor der ersten Pause im Gold-Medaillen-Spiel.

Mit der spektakulären Darbietung der beiden Goldaspiranten ging es im zweiten Drittel weiter. Die Finnen überzeugten mit Schnelligkeit und einem sehr abgeklärten und durchstrukturierten Auftritt, während die Russen mit aggressivem Angriffsspiel und technischen Finessen brillierten. Die erste Variante feierte im Mitteldrittel zuerst einen Torerfolg. In Überzahl gelang es Olli Palola nach einem Abpraller die 2:1-Führung zu erzielen. Diese hielt aber nicht lange denn einer von wenigen Fehlern in der Defensive nutzte Alexander Ovechkin in der 28. Spielminute gnadenlos aus. Der Captain verwandelte alleine vor Rinne nach einem Abpraller zum Ausgleich. Damit aber noch nicht genug: In einem weiteren Powerplay verursachten die Skandinavier gleich zwei Strafen, die zwei Minuten nach dem Start des Powerplays zu einer Fünf-Gegen-Drei-Situation führten. Da liess sich die russische Starformation kein weiteres Mal bitten und riss die Führung erneut auf die ihre Seite. Danis Zaripov überliess Yewgeni Malkin die Scheibe, dieser zog mit einem Handgelenkschuss ab und überraschte Pekka Rinne mit dem Treffer zum 3:2.

Mit der Wende im Rücken, erzielt durch die beiden Superstars, schienen die Russen im letzten Abschnitt befreiter. Als sie dann sogar noch in Überzahl antreten konnten, war es um die Finnen endgültig geschehen. Danis Zaripov bezwang Rinne zum vierten Mal und erzielte damit die endgültig beruhigende Zwei-Tore-Führung. Die Finnen suchten abermals den Angriff. Es gelang ihnen aber nicht, die Begegnung mit dem Anschlusstreffer neu zu lancieren. Olli Palola traf in der 46. Minute nur die Latte, die restlichen Abschlüsse parierte Sergei Bobrovski mit derselben Coolness wie es sein Gegenüber zuvor jeweils tat.

Um 23.15 Uhr Ortszeit besiegelte der beste Skorer Viktor Tikhonov mit einem weiteren Überzahltor den 5:2-Sieg über vier Minuten vor Schluss. Um 23.24 Uhr Ortszeit brachen dann die Dämme. Die Minsk-Arena bebte unter den 15000 jubelnden russischen Fans. Die Sbornaja gewinnt nach einem makellosen Turnier völlig verdient WM-Gold. Ein Turnier in welchem sie die Schmach von Sotschi, ihrem Heim-Olympia-Turnier, lindern konnten. Als Favorit waren sie ins Turnier gestartet, in dieser Rolle glänzten sie von Beginn weg. Sie kassierten keine Niederlage und mussten ihren Gegnern nie mehr als zwei Tore eingestehen. Dass dies lediglich Kasachstan und zwei Mal dem finnischen Nationalteam gelang, wertet die Silbermedaille noch ein bisschen auf, auch wenn sich diese im ersten Moment für die Finnen weniger als gewonnen Preis anfühlt.

Erstaunlicherweise zeigten die Finnen nach der Partie trotz der Niederlage mehr Geduld, gegenüber den Journalisten. Denn die meisten Russen waren kurz angebunden und sprangen mehr oder weniger in die Kabine. Nikolai Kulyomin war einer der wenigen, der für ein kurzes Statement verfügbar war: „Es ist anders als das Olympische Turnier, aber es ist genauso super zu gewinnen“, sagte er mit einem Lachen auf dem Gesicht. Ovechkin würdigte das Team. Man habe sogar mit Verletzungen gespielt. „Es war ein wirklich tolles Team, welches wir hier hatten.“ Bei der spät stattfindenden Medienkonferenz verriet Harijs Vitolins, dass Wladimir Putin in die Garderoben kam und gratuliert. „Für uns war das eine grosse Ehre.“

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Sonntag, 25. Mai 2014

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