ZSC Lions unterliegen Slavia Prag im Penaltyschiessen

Von Andreas Bernhard

8220 Zuschauer sahen im Hallenstadion ein begeisterndes CHL-Hockeyspiel. Die ZSC Lions holten innerhalb von 18 Sekunden in den letzten zwei Minuten ein 2:4 auf. Mathias Seger war zweifacher Torschütze. Die Lions erzielten 3 Tore in Überzahl. Den Penaltykrimi entschied Jaroslav Bednar gegen Jan Alston für sich

Die Verletzungen von Severin Blindenbacher und Oliver Kamber zwangen Sean Simpson zu einigen Umstellung. Zudem setzte er heute mit acht Verteidigern auf das Matchblatt. In Schweden waren es noch fünf gewesen. Kevin Gloor wurde als Verteidiger umfunktioniert. Zudem kamen von GCK Steven Schoop und Claudio Cadonau. Zum Einsatz kamen die zwei Jungen jedoch nicht. Trotz der drei Meisterschaftsspiele seit dem letzten Mittwoch, setzten die ZSC Lions gleich wieder am selben Punkt an, an dem sie in Schweden aufgehört hatten. Sie setzten die favourisierten Tschechen von Anfang an unter Druck. Nach nur 25 Sekunden schoss Mathias Seger knapp über das Tor. Zwei Minuten später jubelten die Zürcher Spieler. Domenico Pittis schoss auf das Tor von Adam Svoboda und Jean-Guy Trudel stocherte nach. Auf den Fernsehbildern war der Puck hinter der Linie zu sehen. Die finnischen Schiedsrichter verwehrten den Zürchern aber den Führungstreffer. Die ersten 10 Minuten gehörten klar den Einheimischen. Als sie in der siebten Minute 1:29 lang in doppelter Überzahl agieren konnten, wehrten sich die drei Tschechen so geschickt, dass die Lions kaum zu gefährlichen Aktionen kamen. Ein Pfostenschuss von Trudel blieb die Ausbeute.

Tor mit erster Chance

Die Prager kamen in der 11. Minute erstmals gefährlich vors Tor der Lions und schon stand es 0:1. Tomas Mickas Schuss passte genau über den Beinschoner von Ari Sulander. Nachdem die Tschechen eine so starke defensive Leistung boten, ahnte man im Hallenstadion Schlimmes. Nach einer kurzen Schockphase, in der Beat Forster von Jaroslav Bednar stehen gelassen wurde, fingen sich die Lions wieder auf. In der 17. Minute kamen Jean-Guy Trudel und Beat Forster kurz nacheinander zu hervorragenden Chancen. Der Puck fand den Weg nicht über die Torlinie. In Überzahl sah Mathias Seger seinen Schuss von Adam Svoboda abgelenkt.

Kurz nach Start des Mitteldrittel verhindert Domenico Pittis das 0:2 der Tschechen als er einen Pass vor dem Tor auf Michal Vondrka knapp noch unterbinden konnte. Das Spiel war ausgeglichen. Adrian Wichser hatte in der 22. Minute den Ausgleich auf dem Stock. Zwei Minuten später verhinderte Sulander gegen das 0:2 gegen Jakub Sklenar. Im Powerplay in der 27. Minute setzte Mathias Seger den Puck zum umjubelten 1:1 ins Netz. Er hatte sich vor das Tor geschlichen und wurde von Peter Sejna perfekt angespielt. Svoboda kam zu spät. Peter Sejna scheiterte kurz darauf am tschechischen Torhüter nachdem er ein Laufduell gegen Pavel Koralik gewann. Kurz vor der Pause vergassen die Lions Jaroslav Bednar vor dem Tor. Der liess sich nicht zweimal bitten und brachte die Tschechen erneut in Führung.

Starkes tschechisches Boxplay

Die Lions erhielten zu Beginn des Schlussdrittel gleich zweimal ein Powerplay zugesprochen. Slavia Prag zeigte weiterhin ein perfektes Unterzahlspiel. Nach einem Bullygewinn im eigenen Drittel stürmten Jaroslav Bednar und Jiri Dolezal den Zürchern auf und davon. Ari Sulander konnte den Schuss von Dolezal zwar halten, der Puck blieb aber genau unter ihm auf der Linie stehen. Als sich der Goalie nach unten bewegte, rutscht die Scheibe zum 1:3 ins Tor. Die Lions kamen nochmals zurück und erzielten noch im gleichen Powerplay den Anschlusstreffer. Nach einer schönen Passfolge über Jan Alston und Jean-Guy Trudel schob Beat Forster den Puck über die Linie.

Die Geschichte des 1:3 wiederholte sich in der 53. Minute. Die Lions hatten gerade eine Strafe gegen Blaine Down schadlos überstanden als Ari Sulander einen Schuss von Michal Vondrka. Die Scheibe rutschte auf die Linie. Von hinter dem Tor konnte Jakub Sklenar den Puck zum 2:4 ins Tor drücken. Mathias Seger wurde in der 57. Minute von den Beinen geholt, als er nur noch den Torhüter vor sich sah. Die Schiedsrichter gaben statt des fälligen Penaltys nur eine Zwei-Minuten Strafe. Adrian Wichser traf während diesem Powerplay zum vermeindlichen 3:4. Der Goaljudge sah in der Zeitlupe, was auch auf dem Livestream zu sehen war: Der Puck ging nur an den Pfosten. Noch drei Minuten waren zu spielen. Eine Minute später gelang Mathias Seger das dritte Tor doch noch. Sein Schuss fand den Weg zwischen den Schonern von Svoboda hindurch. Sekunden später gelang dem ZSC gar der Ausgleich. Ryan Gardner traf auf Pass von Adrian Wichser.

Welcome to Zurich

Die ZSC Lions haben den Zuschauern eine Show geboten. Das Hallenstadion wurde durch eine Anzeigetafel erweitert, die sich über das gesamte Rund des Stadions erstreckte. Darauf wurden Animationen geboten, wie man sie sich nur von der NHL gewohnt ist. Die Mannschaft auf dem Eis hat es auch an diesem Abend geschafft, einen Gang höher zu schalten und gegen Slavia Prag in Playoff-Intensität zu spielen. Die 8220 Zuschauer boten eine würdig Kulisse. Der Auftritt der Champions Hockey League in Zürich macht Lust auf mehr. Das Hallenstadion und die ZSC Lions sind bereit für den nächsten Heimauftritt gegen Linköpings HC. Die Mannschaft hat in dieser Verfassung echte Chancen, sich für die Halbfinals zu qualifizieren. Innerhalb einer Woche konnten sie sich zweimal gegen einen europäischen Spitzenclub behaupten.

Stimmen zum Spiel:

Vladimir Ruzicka (Trainer Slavia Prag): „Wir hatten im ersten Drittel grosse Mühe gegen die ZSC Lions und waren sehr glücklich, dass wir mit 1:0 in Führung lagen. Wir haben den Sieg nach 60 Minuten durch viele Strafen vergeben. In seiner Form hätte Bednar sicher mindestens sechs Penalties versenkt heute Abend.“

Sean Simpson: „Slavia haben sehr gut defensiv gespielt, einen hervorragenden Torhüter gehabt und waren sehr effektiv in der Offensive. Im zweiten Drittel bekundeten wir Mühe, fühlten uns nicht mehr so frisch, was möglicherweise mit dem engen Spielkalender zusammen hängt. Die Fans waren sensationell und haben uns sehr geholfen. Ich bin sehr froh, dass soviele ins Hallenstadion gekommen sind. Ich bin sicher, sie haben ihr Kommen nicht bereut. Wir hoffen, dass bei unserem nächsten CHL-Heimspiel gegen Linköping auch wieder so viele Fans kommen werden. Jetzt gilt es, die nächsten zwei Meisterschaftsspiele vorzubereiten. Danach haben unsere Spieler die Nationalmannschaftspause mehr als verdient.“

Mathias Seger: „Wir haben heute zwei Punkte verloren, denn wir waren auch diesmal die bessere Mannschaft. Das Team hat grosse Moral bewiesen. Wir können sehr stolz auf diese Aufholjagd sein.“

Telegramm:

ZSC Lions – Slavia Prag 4:5 (0:1, 1:1, 3:2) n.P.

Hallenstadion Zürich, 8220 Zuschauer

Schiedsrichter: Boman, Levonen; Seppala, Suoraniemi

Torschüsse: 30:23 (11:4, 8:12, 11:6)

Tore:

10:17 0:1 Tomas Micka (Petr Jelinek)

26:53 1:1 Mathias Seger (Peter Sejna, Adrian Wichser / Ausschluss Pavel Koralik)

38:58 1:2 Jaroslav Bednar (Vladimir Ruzicka)

43:42 1:3 Jiri Dolezal (Jaroslav Bednar / Ausschluss Jan Novak!)

44:44 2:3 Beat Forster (Jean-Guy Trudel, Jan Alston / Ausschluss Jan Novak)

52:53 2:4 Jakub Sklenar (Michal Vondrka)

58:11 3:4 Mathias Seger (Adrian Wichser / Ausschluss Pavel Koralik)

58:29 4:4 Ryan Gardner (Adrian Wichser, Peter Sejna)

Penaltyschiessen:

Peter Sejna scheitert an Svoboda

Jaroslav Bednar trifft

Jean-Guy Trudel scheitert an Svoboda

Karol Sloboda verschiesst

Jan Alston trifft

Michal Vondrka scheitert an Sulander

Jaroslav Bednar trifft

Jan Alston trifft

Jaroslav Bednar trifft

Jan Alston trifft

Jaroslav Bednar trifft

Jan Alston verschiesst

Strafen:

ZSC Lions: 4 x 2 min.

Slavia Prag: 8 x 2 min.

Aufstellung:

ZSC Lions: Sulander (Ersatz: Flüeler); Seger, Forster; Suchy, Gloor; Geering, Schnyder; Schoop, Cadonau; Pittis, Trudel, Down; Sejna, Gardner, Wichser; Monnet, Bühler, Bastl; Grauwiler, Alston, Krutov;

Slavia Prag: Svoboda (Ersatz: Furch); Kadlec, Drtina; Vasicek, Novak; Zizka, Kolarik; Jebavy, Sloboda; Beranek, Vondrka, Hruska; Cervenka, Tomica, Bednar; Kraft, Micka, Sklenar; Ruzicka, Jelinek, Dolezal;

Bemerkungen:

ZSC Lions ohne Blindenbacher und Kamber (verletzt)

8. Pfostenschuss Jean-Guy Trudel

48. Pfostenschuss Josef Beranek

Aktuelle Spiele

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Espoo - HV71
3:2 (2:1 0:0 1:1)

Bratislava - S. Julajew
2:4 (1:0 1:3 0:1)

ZSC Lions - Slavia Prag

Magnitogorsk - Eisb. Berlin
5:2 (4:0 0:1 1:1)

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