Kommerzieller Erfolg ist nicht sportlicher Erfolg

Dienstag, 10. März 2009, 17:53 - Urs Berger

Erfolg kann man nicht kaufen. Eine alte Weisheit. Auch dieses Jahr bestätige sie sich. Das Ausscheiden des SC Bern hat sich abgezeichnet.

Wer war schuld? Der Trainer? Die Spieler? Die Qualifikation, die von vielen Fans mit 50 Runden als zu lange taxiert wird? Oder sogar die Fans selber? Ist es die Geschäftsleitung, welche in zehn Jahren nur einmal den Meisterpokal nach Bern holen konnte? Oder doch einfach nur die Wohlstandsverarmung einer gesamten Gesellschaft? Fragen, die man nie schlüssig beurteilen kann. Nur eines ist sicher: In Bern werden wieder mal Köpfe rollen.

Nachdem Brian Lefley 1996/97 den SC Bern das vorletzte Mal zu Titelehren führte, geschah viel. Nach 1996/97 war der Klub beinahe vor dem Aus. Erst das Eingreifen der Valora verhinderte Schlimmeres. Danach übernahm Marc Lüthi das Zepter. In seiner Amtszeit wurde vor allem am wirtschaftlichen Image des SC Bern gearbeitet. Aus dem fast konkursiten Unternehmen resultierten in den vergangenen Jahren Gewinne. Auch in diesem Jahr wird der SC Bern Gewinn schreiben. Die letzten zehn Jahre zeigen, dass man durch Kontinuität viel erreichen kann. Vor allem in der Wirtschaft. Doch der SC Bern ist in erster Linie ein Sportunternehmen. In diesem zählt of nur der kurzfristige Erfolg. Erfolg, der eine Mannschaft auf dem Eis realisieren soll. Der den zahlreichen zahlenden Zuschauern das Wir-Gefühl vermitteln sollen.

Langfristige Aufbauarbeit und damit Konstanz ist im Berner Haifischbecken nicht primär das Ziel. So kann es nicht erstaunen, dass heute Nachmittag das Trainer-Duo gefeuert wurde. Denn man sägt lieber am schwächsten Glied der Kette. Auf und neben dem Eis müssen Spektakel und Unterhaltung dafür sorgen, dass das Unternehmen weiter läuft. Diesen Spagat zwischen wirtschaftlichem Denken und sportlicher Zielsetzung galt es Jahr für Jahr für den CEO Marc Lüthi umzusetzen. Er hat das Unternehmen SC Bern stabilisiert, er hat die Weichen für eine sichere Zukunft gestellt. Doch seine Arbeitnehmer blieben ihm, bis auf eine Ausnahme, den Beweis schuldig, dass sie wirklich die Besten der Branche sind. Natürlich kann der Geschäftsführer die Spiele nicht selber entscheiden. Natürlich kann er nicht die Aufstellung der Linien beeinflussen. Dazu hat er mit dem Coach John van Boxmeer und mit dem Sportchef Sven Leuenberger die nötigen Angestellten, die diese Aufgabe für ihn erledigen. Und dennoch kann er mit seinen Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen auf das sportliche Geschehen einwirken. In den zehn Jahren, in denen er nun für Bern tätig war, klappte dies erst ein Mal erfolgreich. Der Titel war 2003/2004 die Krönung. Seither präsentiert der SC Bern jedes Jahr gute Zahlen, aber keinen Titel mehr. Eindeutig zu wenig für einen Klub, der sich immer die Anforderung stellt, Meister zu werden. In den kommenden Tagen werden daher wichtige Entscheidungen zu treffen sein. Wird gar die Stelle des CEO auch ausgeschrieben werden?