Luganos Rückkehr in Europa

17.08.16 - Von Maurizio Urech

Nach zehn langen Jahren kehrt der HC Lugano auf die europäische Bühne zurück. Kurz vor der Abfahrt nach Mannheim sprachen wir darüber mit Coach Doug Shedden und Stürmer Damien Brunner.

Lugano spielt nach 10 Jahren endlich wieder europäisch, sicherlich etwas spezielles für Coach, Spieler und den ganzen Club.

Shedden: Persönlich kann ich kaum erwarten, dass es losgeht und so geht es auch meinen Spielern. Dies wird der Startschuss zu einer speziellen Saison in der wir auf vier Hochzeiten tanzen werden. Dieses Jahr wollen wir endlich wissen, wie es sich anfühlt, wenn man mit Champagner feiert. Für dieses Ziel arbeiten wir und pushen die Mannschaft jeden Tag. In der Champions League wollen wir weit kommen, ein wichtiger Wettbewerb für uns.

Die Auslosung hat euch eine schwierige Gruppe beschert mit zwei starken Teams wie die Adler Mannheim und Tappara Tampere.

Shedden: Tappara ist ein Spitzenteam in Finnland, das jedes Jahr mit einer starken Mannschaft antritt, gut gecoacht wird. Dies war schon so als ich selber in Finnland coachte. Die Adler Mannheim sind eines der erfolgreichsten Teams der DEL. Das letzte Jahr war schwierig, doch ich bin sicher unter Sean Simpson werden sie auf die Erfolgsstrasse zurückkehren. Es wird keine leichten Spiele geben. Wir spielten gegen Mannheim letztes Jahr am Spengler Cup. Die grösste Differenz zwischen den zwei Teams ist das Schlittschuhlaufen. Wir sind schneller als sie und dies wird auch der Schlüssel für morgen sein. Auch klar ist, dass Sean Simpson besonders motiviert sein wird und seine Mannschaft top einstellen wird. Wir kennen uns seit 35 Jahren, doch auch wir werden bereit sein und gehen nach Mannheim um zu gewinnen.

Wie haben Sie die Mannschaft in den ersten zwei Wochen Eistraining erlebt?

Shedden: Der Eindruck bisher war positiv, die Mannschaft hat sich an die vielen Trainings gewöhnt. Die Eisqualität ist natürlich nicht optimal, das Trockentraining war hart, alle sind froh wieder auf dem Eis zu stehen und freuen sich darauf, dass es endlich wieder losgeht und man sich mit anderen Teams messen kann.

Haben Sie im Hinblick auf die Champions Hockey League etwas geändert?

Shedden: Nein, wir spielen mit der gleichen Philosophie wie letztes Jahr und wollen unser Spiel weiterentwickeln. Dies ist unser Fokus. Im Training habe ich schon einige gute Sachen gesehen, jetzt wollen wir sehen wie diese während eines Spiels funktionieren. Dann werden wir eine erste Bilanz ziehen. Unsere jungen Spieler werden viel Eiszeit erhalten, doch unser Ziel bleibt das Gleiche: Wir wollen gewinnen.

Was ist ihre Meinung zur Champions Hockey League?

Shedden: Ich finde das Konzept toll. Wir alle wissen, wieviel Erfolg der Fussball damit hat. Es ist schwierig zu sagen, ob wir auch im Eishockey so viel Erfolg haben werden, aber wenn wir es weiter wachsen lassen, neue Sponsoren dafür zu gewinnen, genauso wie die Fans, sehe ich für die Champions League eine positive Zukunft. Für die schwedischen und finnischen Teams ist dieser Wettbewerb sehr wichtig, so sollte es auch für die Mannschaften unsere Liga sein. Das Ziel muss es sein weit in diesem Wettbewerb zu kommen. Davos hat es letztes Jahr vorgemacht.

Zwei neue Schweden sind zur Mannschaft gestossen mit Sondell und Zackrisson. Was erwarten Sie von Ihnen?

Shedden: Sondell ist ein Quarterback, der vor allem unser Powerplay besser machen wird. Es wird viel darüber gesprochen, dass wir die Tore von Pettersson ersetzen müssen, zusammen mit Bürgler, Zackrisson und Gardner haben wir unsere offensive Qualität gesteigert und diese vier zusammen können mehr als 26 Tore schiessen. Ich bin sehr zuversichtlich. Zackrisson ist kein spektakulärer Spieler, aber wenn man ihn genau betrachtet, sieht man, dass er sich sehr gut im Verkehr vor beiden Toren durchsetzen kann. Er ist technisch gut, ein intelligenter Spieler der viele Zweikämpfe in diesen wichtigen Zonen gewinnen wird.

Damien Brunner, morgen kommen Sie zu ihrem Debut in der Champions Hockey League. Steigt die Vorfreude?

Brunner: Ja, ich freue mich schon darauf. In der Lockout-Saison 2012/13 habe ich ein Spiel zusammen mit Zetterberg in Mannheim bestritten, das wir allerdings verloren. Es war die letzte Partie vor dem Saisonstart in Langnau. An Mannheim habe ich nicht die besten Erinnerungen. Mit der Nationalmannschaft verloren wir dort das WM-Viertelfinale gegen Deutschland 0:1. Es wäre also an der Zeit Revanche zu nehmen. Diesmal sind die Vorrausetzungen anders. Bei Zug diente das Spiel zur Saisonvorbereitung, diesmal gehen wir mit Ambitionen an den Start.

In einer solch schwierigen Gruppe wäre ein guter Start umso wichtiger.

Brunner: Wir werden sehen wie wir unseren Rhythmus finden werden. Wir haben ja nur ein Vorbereitungsspiel bestritten gegen die Ticino Rockets. Das Startdrittel wird wegweisend sein, wir müssen es eng gestalten um ins Spiel zu kommen. Wir müssen mindestens Gruppenzweite werden um weiterzukommen, ein Auswärtssieg wäre sicher optimal. Wir haben ja nachher die Chance zweimal vor unserem Publikum anzutreten, um weitere wichtige Punkte einzufahren. Ich glaube es wäre für alle toll, wenn wir eine Runde weiterkommen würden. Wir werden alles daran setzen.

Wie gut ist schon das Spielverständnis mit Martensson und Klasen?

Brunner: Schon in den letztjährigen Playoffs hat man gesehen, dass diese Linie funktionieren kann. In den Trainings klappt es schon sehr gut. Ich bin gespannt, wie es im Ernstfall aussieht. Persönlich habe ich jetzt auch im Powerplay eine andere Rolle. Ich kann wieder auf „meiner“ Position spielen.

Ihre ersten Eindrücke von Daniel Sondell und Dario Bürgler?

Es war ja Shedden, der Bürgler nach Zug geholt hat bevor er entlassen wurde. Bürgler versauerte in Zug im dritten Block, bei uns wird er eine wichtige Rolle haben, Top-6, und auch viel Eiszeit im Powerplay. Sondell bringt ein Element mit, das letzte Saison in der Verteidigung fehlte. Wir hatten viele „Pferdestärken“, was sehr wichtig war, sonst wären wir nicht so weit gekommen, aber es fehlte jemand, der das Spiel von hinten heraus gestalten konnte, besser aus der eigenen Zone kommen und mehr Optionen im Spielaufbau zu haben. Mit ihm haben wir eine Option mehr.

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