Raffainer: „Hatte immer Respekt vor dem Leben danach“
Raeto Raffainer ist seit dem 1. Februar der Direktor der Schweizer Nationalteams und hat damit den Weg vom Eis ins Büro erfolgreich bewältigt. Der ehemalige Nationalliga-Stürmer trauert seiner Aktiv-Karriere nicht nach. „Ich war auf diesen Wechsel vorbereitet“, so der 33-Jährige.
Für die aktuelle Weltmeisterschaft ist bei der Schweizer Nationalmannschaft einiges neu. An vorderster Front des medialen Interesses ist dabei der Coach, Glen Hanlon. Aber auch auf „Büro-Stufe“ gibt es mit Raeto Raffainer einen neuen Mann. Der 33-Jährige hat nach einer Hirnerschütterung im letzten Herbst in der vergangenen Saison seine Karriere beendet und fand danach auf Anhieb eine Stelle bei der Swiss Ice Hockey Federation.
„Ich war mit dem Eishockeyverband bereits vorher im Gespräch betreffend meiner Zukunft, dann kam aber das Angebot für den Posten des Direktors der Nationalteams“, erinnert sich Raffainer. Auf einmal ging dann alles schnell: Der Wechsel vom Eis ins Büro sollte ursprünglich erst Mitte Mai vollzogen werden, nun ist Raeto Raffainer aber bereits seit dem 1. Februar im Einsatz. „Ich hatte einen schönen Start mit Länderspielen, WM-Vorbereitung und Weltmeisterschaft. So gesehen war es die beste Zeit zum Beginnen“, sagt der ehemalige Nationalliga-Stürmer. Dabei sei er ins kalte Wasser geworfen worden, zugleich kenne er sich aufgrund seiner Karriere mit der Materie aber bestens aus. „Der Übergang verlief sehr angenehm. Meine Vorgänger haben mich hervorragend eingeschult.“
Respekt vor dem Leben danach
Was vielen ehemaligen Spitzensportlern derweil schwer fällt, sei für ihn problemlos geschehen: Der Wechsel weg vom Eis ins Büro. „Ich hatte immer schon Respekt vor dem Leben nach dem Eishockey“, so der Familienvater zweier Mädchen. Deshalb habe er Ausbildungen besucht und Trainerdiplome gemacht. Seit seiner Anstellung bei den GCK Lions habe er im Bereich Development bei der SIHF mitgeholfen – so gesehen eine Vorbereitung für das Leben nach der Aktivkarriere. „Ich war auf diesen Wechsel vorbereitet. Auch deshalb trauere ich heute meiner Aktivzeit nicht nach.“
Selbst der Grund für den Rücktritt, eine Hirnerschütterung, entfache bei ihm keinen Groll. „Ich habe damals in der Ajoie in der Garderobe die Symptome gespürt und wusste bald einmal, dass das nun das Ende meiner Karriere war.“ Dies sei die vierte Hirnerschütterung gewesen, zwei davon habe er in der NLB erlitten. „Nach der dritten habe ich unbedingt zurückkehren wollen. Bei der letzten habe ich mich dann gefragt, ob es sich lohnt, noch eine weitere zu riskieren“, sagt Raffainer. Ganz im Sinn von: Wer nicht mehr vollständig dahinter steht, soll es besser bleiben lassen, hat er die Karriere daraufhin beendet.
Niemals eishockeymüde
Umso glücklicher ist er nun, dem Sport treu bleiben zu können. „Eishockey ist der beste Sport. Davon kann ich nicht genug kriegen“, sagt Raeto Raffainer, der sieben Länderspiel-Einsätze für die Nationalmannschaft leistete. Entsprechend sei es auch ein Ziel gewesen, in diesem Metier weiter zu arbeiten. „Ich kenne die Spieler, ich kenne das Spiel – das wird mir helfen“, sagte er bereits bei seinem Stellenantritt. Er könne sich in die Spieler hereinversetzen und wisse, was in ihnen vorgeht. „Das ist sehr wichtig. Insbesondere weil die Spieler sehr lange Zeit mit der Nati unterwegs sind. Da braucht es neben dem Eis manchmal Kompromisse, damit sie ihre beste Leistung geben können.“
Die beste Leistung wird es auch im Nachmittagsspiel am Dienstag gegen Deutschland brauchen. Der 33-Jährige erwartet ein hart umkämpftes Spiel, waren doch die letzten Direktvergleiche selten als „einfach“ einzustufen.
„Die Frage ist, ob wir ein Schaulaufen erwarten. Herausgespielte Tore, Überlegenheit. Gegen Deutschland wird der Sieger über den Kampf ermittelt“, sagt Raeto Raffainer. Eine Partie also, bei der auch der Zuschauer kaum ruhig sitzen kann. Auch der ehemalige HCD-Junior nicht? „Ich zeige meine Emotionen nicht äusserlich. Aber innerlich kann ich meine Vergangenheit nicht verbergen“, erklärt er. Ein Schaulaufen soll es also keines geben. Aber: „Wir werden alles daran setzen, um zu gewinnen.“