Fischer: „Freue mich auf die Herausforderung“

11.3.2014 - Von Maurizio Urech

Kurz vor dem Playoff-Start konnte sich hockeyfans.ch mit Patrick Fischer unterhalten, der mit dem HC Lugano seine ersten NLA-Playoffs als Headcoach bestreiten wird.

Patrick Fischer, wie fühlen Sie sich kurz vor Ihrem Playoff-Debut als Cheftrainer?

Fischer: Die letzten Wochen waren mühsam für mich persönlich. Ich konnte es kaum erwarten und bin froh, dass es nach 50 Spielen endlich mit den Playoffs losgeht.

Wenn wir auf den langen Weg zu den Playoffs zurückblicken, so hatten wir den Eindruck, dass Sie anfangs Saison allen Spielern eine Chance gaben. Doch schon im Oktober ging die „Fishrevolution“ los und Sie haben einen Strich gezogen. Auf einer Seiten standen die Spieler mit denen Sie weiter Arbeiten wollten, auf der anderen die welche keine Zukunft unter Ihnen hatten.

Ich kannte ja die meisten Spieler schon und es war nicht mehr als fair allen eine Chance zu geben. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass gewisse Spieler nicht in der Lage waren Ihre Rolle wahrzunehmen, also mussten wir nach Lösungen suchen. Aufgrund unserer Philosophie haben wir entschieden, welche Spieler hineinpassten und welche nicht und auf welchen Positionen wir uns optimieren können. Normalerweise brauchen diese Änderungen mehr Zeit, doch aufgrund der Transfers konnten wir diese sofort durchführen. Wir wollten mehr Herzblut in die Mannschaft bringen, Spieler die physisch stark sind und vor allem mehr Geschwindigkeit.

Augenfällig war auch, dass Sie in den Trainings immer versucht haben die Spieler zu fordern, damit diese immer das Maximum geben. Mehrmals haben Sie betont, dass die Spieler in den letzten Jahren nie dazugezwungen wurden jeden Tag an ihr Limit zu gehen. Wie lange dauerte es bis die Spieler diese neue Philosophie akzeptiert hatten?

Ich hatte schon den Eindruck, dass die Spieler in den Trainings jeweils alles gaben, aber sich ihre eigenen Limiten setzten. Es ging mir darum, dass sie in jedem Training diese Limiten überschreiten, sich gegenseitig zu Höchstleistungen puschen. Es liegt in der Natur des Menschen, dass nur sehr wenige fähig sind dies selber zu machen. Die meisten brauchen jemanden, der sie antreibt. Mit der Zeit haben die Spieler gesehen, dass diese Arbeit Ihre Früchte brachte und sich in positiven Resultaten verwandelte. Die Spieler haben rasch an diese Philosophie geglaubt, die sie stärker machte und wir waren praktisch immer schon bei Spielbeginn voll konzentriert.

Auch als die Mannschaft unter dem Strich war, haben Sie den glauben an eine Wende nie verloren. Woher nahmen Sie diese Zuversicht? In den letzten Jahren folgten den schönen Worten ja nie Fakten.

Ich war von Anfang an vom Weg überzeugt, den wir zusammen mit Peter Andersson eingeschlagen haben. Ansonsten hätte das ganze keinen Sinn gemacht. Unser Rezept war relativ simpel: harte Arbeit, Intensität, Spass an der Arbeit haben und dies jeden Tag mit Konstanz umsetzen. Dies trug seine Früchte, vor allem weil diese Mannschaft viel Qualität hat. Wir haben gute Torhüter, eine stabile Verteidigung und gefährliche Stürmer. Natürlich haben wir noch Steigerungspotential und wir hatten nicht den Überblock wie die Lions oder in letzter Zeit Genf-Servette, dafür vier Blöcke, die Tore schiessen konnten. Also gab es keinen logischen Grund daran zu zweifeln, dass es mit dieser Mannschaft möglich sein wird erfolgreiches Eishockey zu spielen.

Am Schluss der Qualifikation wurde der Heimvorteil verspielt und eine gewisse Enttäuschung war aus Ihren Worten zu spüren. Noch vor der Olympiapause verspielte man diese Chance mit einem Null-Punkte-Wochenende mit Niederlagen gegen die Kloten Flyers und dem HC Davos. Ein mentales Problem oder mangelnde Cleverness?

Ich glaube vor allem mangelnde Cleverness im Ausnützen unserer Torchancen. Der letzte Pass kam nicht an und so nahmen wir uns teilweise selber die Chancen. Aber wir arbeiten daran diesen Mangel zu beheben. Nicht vergessen darf man auch, dass wir keinen Stürmer in der Nationalmannschaft haben und dass die Mehrzahl unserer Stürmer gute Allrounder sind, wir aber keinen eigentlichen Sniper in der Mannschaft haben. Einen solchen Spieler in die Mannschaft einzubringen wäre der nächste Schritt. Aber wir haben sicherlich noch Steigerungspotential. Auch unser Powerplay muss wieder gefährlicher werden, damit wir unsere Torproduktion erhöhen können.

Genf-Servette ist sicherlich die Mannschaft der Stunde. Die Grenats haben sechs Spiele in Serie gewonnen und sind zur Hochform aufgelaufen. Die dabei erzielten 37 Tore sind mehr als sechs pro Spiel, also scheint es klar, dass ein Erfolg nur über eine gute Defensiv-Leistung möglich sein wird.

Genf ist eine ehrliche Mannschaft. Wir wissen genau, was wir erhalten werden. Sie arbeitet hart für den Erfolg, spielen schnörkelloses Eishockey, werden die Scheibe in unser Drittel schiessen und versuchen unsere Verteidigung unter Druck zu setzen. Aber wir sind dafür bereit. Wir sind defensiv sehr robust, unsere flinken Stürmer müssen sich durchsetzen und ich erwarte eine spannende Serie. Am wichtigsten ist sicher, dass ich 25 gesunde Spieler zur Verfügung habe. Im Gegensatz zu den Genfern haben wir Alternativen auf dem Torhüterposten und nach dem Ausfall von Loeffel haben die Genfer nur sechs Verteidiger zur Verfügung. Wir sind sicherlich breiter aufgestellt.

Heute Dienstag geht es los mit den Playoffs in der National League A. Wir erwarten in Genf und Lugano eine hart umkämpfte Serie, die auch über die volle Länge gehen kann. Wichtig wird für beide Teams sein, die Emotionen unter Kontrolle zu halten. Denn mangelnde Disziplin könnte sogar die Serie entscheiden. Kein Nachteil muss für den HC Lugano die Tatsache sein, dass man auswärts beginnen muss. Man war ja die beste Auswärtsmannschaft der Qualifikation.