Dank Lockout: Mehr Tore, mehr Fans

05.11.12 - Von Martin Merk

Der bisherige Verlauf des NHL-Lockout hat bislang zwölf Prozent mehr Tore un fünf Prozent mehr Fans in die Eishallen der Schweizer National League A gebracht. Einzig die krisengeschüttelten Kloten Flyers mussten eine starke Abnahme hinnehmen.

Schweizer Clubmanager haben bei der Verpflichtung von Ausländern schon immer vermehrt auf die Offensive gesetzt. Beim diesjährigen Lockout ist dies nicht anders. Mit Spielern wie Patrice Bergeron, Patrick Kane, Rick Nash, John Tavares, Joe Thornton und Henrik Zetterberg hat man Stürmerstars in der Liga, die sonst zur Crème de la Crème in der NHL zählen. Dazu ist mit Damien Brunner der PostFinance Topscorer der vergangenen Saison aufgrund des Lockouts von Detroit nach Zug zurückgekehrt und führt die Scorerliste der Liga erneut an. Resultat: in 119 Spielen wurden 727 Tore gezählt. Das sind 6,11 Tore pro Spiel gegenüber 5,46 Toren pro Spiel im selben Zeitraum vor einem Jahr.

Die grossen Namen und das Spektakel, das mit ihnen kommt, haben auch den gewünschten Effekt auf die Zuschauerzahlen und die Einnahmensituation. 6557 lautet der Zuschauerschnitt der zwölf Spielstätten der NLA, das sind 313 Fans oder 5,01 Prozent mehr als noch vor einem Jahr im selben Zeitraum zwischen Saisonstart und der Länderspielpause im November. Dies ist ein Rekordwert im Schweizer Eishockey und als Zuschauerschnitt einer europäischen Eishockeyliga. Sollte der Trend bis März anhalten, würde die NLA die schwedische Elitserien wieder vom ersten Platz als Liga mit dem höchsten Zuschauerschnitt verdrängen. In Schweden, wo die Clubs den NHL-Stars die Türe zuschlossen, kamen nur noch 5675 Fans in die Hallen. Damit könnte sie nicht nur von der NLA überholt werden. Die russische KHL konnte ihren Schnitt vor allem dank den neuen Teams in Bratislava und Prag von 5902 auf 6236 Fans steigern. In der deutschen DEL kamen bislang im Schnitt 5832 Fans in die Hallen.

Die grösste Steigerung in der Schweiz erzielten die Rapperswil-Jona Lakers. Mit einigen Transfers, dem Hype um Jason Spezza und aufkeimenden Playoff-Hoffnungen kamen 4712 Fans in die Arena, dies sind 766 (19,4 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr im Abstiegskampf.

Nach ihrem Erwachen mit der Meisterschaft letzten Frühling konnten auch die ZSC Lions einen Schritt vorwärts machen. 8471 Fans (plus 15,7 Prozent) kamen im Schnitt ins Hallenstadion – so viele wie seit zehn Jahren im alten Hallenstadion nicht mehr.

Insgesamt hatten neun der zwölf Clubs einen numerischen Zuwachs zu verzeichnen. In den gut ausgelasteten Hallen von Fribourg-Gottéron und Zug blieb der Schnitt praktisch gleich mit einem Rückgang von weniger als einem Prozent, während die Kloten Flyers 10,1 Prozent weniger Fans haben als noch vor einem Jahr. Die lange Finanzkrise, Spielerverkäufe und die umstrittene Entlassung des Trainerduos Eldebrink/Hollenstein scheinen zweifelsfrei ihre Spuren hinterlassen zu haben beim von der neuen Clubführung gewünschten Neubeginn.

Spitzenreiter in der Schweiz und in Europa ist nach wie vor der SC Bern. 16210 Fans kamen im Schnitt in die PostFinance-Arena, das sind 800 Fans oder 5,2 Prozent mehr als vor einem Jahr im selben Zeitraum.

NLB im Minus

In der NLB, an welcher der Lockout relativ spurlos vorüber ging, gab es dagegen nach einem jahrelangen Aufwärtstrend einen Rückgang. Kamen vor einem Jahr noch 2205 Fans in die Hallen der zweithöchsten Liga, so waren es bislang 2034 Fans (minus 7,75 Prozent). Selbst wenn man die Heimspiele des Aufsteigers Red Ice Martigny aus der Rechnung nimmt, gab es mit einem Schnitt von 2075 Fans bei den zehn bisherigen Clubs einen Rückgang von 5,87 Prozent.

Statistisch konnten einzig die EHC Basel Sharks ihren ohnehin tiefen Zuschauerschnitt deutlich anheben auf 1535 Fans (plus 26,6 Prozent), dies aber auch mithilfe von Gratis-Eintritten zum Spiel des 80-Jahre-Jubiläums des Traditionsclubs. Leichte Zunahmen konnten der HC Ajoie und der EHC Visp verzeichnen, während die Zuschauerzahlen bei den Krisenclubs Sierre (minus 37,3 Prozent) und Thurgau (minus 19,6 Prozent) deutlich eingebrochen sind.

Zuschauerstatistik - NLA   Zuschauerstatistik - NLB
    2011 2012 Diff.       2011 2012 Diff.
1. Bern 15409 16210 +5.19%   1. Lausanne 4455 4053 -9.04%
2. ZSC Lions 7321 8471 +15.71%   2. Olten 3401 3237 -4.81%
3. Servette 6526 6890 +5.59%   3. Visp 3143 3183 +1.27%
4. Fribourg 6489 6427 -0.95%   4. Chx-de-Fds 2830 2719 -3.91%
5. Zug 6258 6204 -0.85%   5. Langenthal 1914 1895 -0.99%
6. SCL Tigers 5373 5518 +2.70%   6. Ajoie 1659 1717 +3.50%
7. Kloten 5786 5200 -10.13%   7. Martigny - 1621 -
8. Ambrì 4530 4825 +6.50%   8. Basel 1213 1535 +26.61%
9. Biel 4500 4778 +6.17%   9. Sierre 2243 1407 -37.26%
10. Lugano 4447 4756 +6.96%   10. Thurgau 941 757 -19.56%
11. Rapperswil 3946 4712 +19.42%   11. GCK Lions 252 252 -0.07%
12. Davos 4347 4695 +8.00%  
                     
  Schnitt 6244 6557 +5.01%     Schnitt 2205 2034 -7.75%
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