Kleinere Brötchen für Bern?

26.10.2012 - Von Urs Berger

Der SC Bern hat in dieser Saison noch nicht zu überzeugen vermocht. Erst in zwei Spielen konnte man das Bern sehen, was man anhand der Kaderstärke erwarten dürfte. Und die Fans toben deswegen. Wir sagen aber, wieso gerade jetzt ein Festhalten am Trainer gut wäre.

 

Die Szenerie nach dem letzen Spiel in Rapperswil scheint unwirklich zu sein. In den Garderoben gab Marc Lüthi den Spielern den Tarif bekannt. Auch Trainer Antti Törmänen war sicher laut in der Garderobe, obwohl er dies gegenüber hockeyfans.ch nicht bestätigen wollte. Währenddessen zeigten die spärlich mitgereisten Fans deutlich ihren Unmut. Schon während des letzen Drittels drehten sie dem Spielfeld demonstrativ den Rücken zu. Nach dem Spiel wurden dann von der "Szene Bern" und dem "tonangebenden Flüstertütenbediener" lauthals "Antti raus"- und "Larry Huras, Larry Huras"-Rufe zelebriert. Doch hatten sie damit auch Recht?
 
Fans müssen mit kleineren Brötchen leben lernen
 
Natürlich war das Gebotene beim letzten Spiel in Rapperswil-Jona nicht das Wahre. Natürlich hätte man aus den vielen Abschlüssen auch das eine oder andere Tor erzielen müssen. Natürlich wäre der eine oder andere Check auch gut gewesen. Doch Eishockey ist ein Spiel. Und ein Spiel muss zuerst ausgetragen werden. Man kann nicht einfach die Punkte programmieren und sich sicher sein, dass man diese auch einfahren kann. Dies geht in dieser Liga nicht mehr. Früher war dies einiges einfacher. Dies spricht für die neue Ausgeglichenheit der Liga. Dies müssen auch die Fans lernen zu akzeptieren. Und gerade die Anhänger des SC Bern sollten sich für die Zukunft daran gewöhnen, dass der Klub kleinere Brötchen backen muss. Nicht alle Jahre kann ein Klub in den vorderen 5 Plätzen spielen und um den Meistertitel mitkämpfen. Das Team braucht auch einmal eine Erneuerung. Und diese ist nun im Gange.
 
Bern erneuert sich
 
Jedes Jahr trifft es ein Team der Top 5 welches nicht oben mitspielt. Seit der Saison 2004/05 war dies beim SC Bern nicht mehr der Fall. Auch in dieser Saison war der NHL–Lockout und man konnte sich erst im letzen Spiel gegen die Kloten Flyers mit einem 10:1 durchsetzen und in die Play-offs kommen. Doch die Berner waren, ausser dem HC Davos und dem EV Zug in der Zeit von 2004/05 bis jetzt nie in den Play-outs. Vielleicht wäre ein Gang in die Play-outs für die Organisation und die Fans von Nöten, um endlich zu begreifen, dass man den Sport nicht kaufen kann. 
 
Am Trainer festhalten – Besser als zu entlassen
 
Alleine aus dieser Sicht wäre es von Vorteil, wenn man am Trainer festhalten würde. Denn es ist nicht der Trainer, der auf dem Eis steht, sich nicht an das Spielkonzept hält und das Tor nicht trifft. Es ist nicht der Trainer, der keinen Einsatz zeigt oder sich nicht in die Zweikämpfe wirft. All dies sind die Aufgaben der Spieler. Natürlich kann der Trainer von aussen auf die Spieler einwirken, die Linien umstellen und Vorgaben machen, wie das System gespielt werden soll. Aber umgesetzt wird dies alles von den Spielern. Und diese, so scheint es, sind zur Zeit nicht bereit alles zu geben. Um dies zu erreichen, müsste ein Spieler wie Alan Haworth, Ville Sirén, Sébastien Bordeleau, Ramzi Abid oder ein Martin Steinegger im Team sein. All diese Spieler verfügen über eine Gesunde Führungs- und Kämpfernatur. Diese fehlt im aktuellen SC Bern. Und wenn man beim SC Bern den aktuellen Trainer feuern sollte, dann wäre das die falsche Entscheidung. Jetzt an ihm festhalten würde dem Team als solches mehr bringen. Und würde auch als Zeichen an die Spieler gelten. Denn dann würden die Akteure begreifen, dass Eishockey ein Mannschaftssport ist. Und nicht ein Sport für Einzelgänger. Wenn nun auch die Fans am gleichen Strick ziehen und nicht bei jeder kleineren Krise gleich einen Wechsel des Übungsleiters fordern, dann könnte man gestärkt aus der Saison gehen. Und das weis auch Marc Lüthi.