Ein Fust für die U20-Nati – diesmal der Sohn

28.12.2020 - Von Roman Badertscher

Nach zwei Niederlagen steht die Schweiz bei der Junioren-WM unter Zugzwang. In der Nacht auf Mittwoch wollen die Schweizer den Titelverteidiger und Gastgeber Kanada herausfordern bevor das wohl entscheidende Spiel gegen Deutschland wartet. Wir sprachen mit Ray Fust, dem Sohn des Ex-U20-Nationaltrainers John Fust.

Wie ist das Gefühl für dich, an der Junioren-Weltmeisterschaft zu spielen?

Fust: Es ist ein grossartiges Gefühl an der U20 Weltmeisterschaft zu spielen, denn es ist ein grossartiges Turnier und wird international im Fernsehen übertragen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Ich meine, vor sechs Jahren sah ich noch meinem Vater beim Coaching zu und jetzt bin ich selber ein Teil davon. Das ist ein spezielles Gefühl. Etwas, das ich nie vergessen werde.

Die Bedingungen für eine Durchführung der Weltmeisterschaft sind auch neben dem Eis streng. Wie hast du diese Vorbereitung erlebt und wie hast du die Zeit in der Quarantäne überbrückt?

Es ist definitiv anders als normal. Man muss überall Maske tragen, täglich Covid-Tests durchführen. Das ist definitiv eine Umstellung. Wir tun als Team alles, um spielen zu können. Die Quarantäne war speziell. Wir hatten viele Team-Workouts und Meetings über Zoom und, als mal nicht Eishockey Priorität hatte, wurde Netflix geschaut.

Am 25. Dezember fand das Eröffnungsspiel gegen die Slowakei statt. Du warst mit einem Pfostenschuss sehr nahe am ersten Tor der Schweiz. Leider hat es knapp nicht für einen Sieg gereicht. Was hast du aus diesem Spiel mitgenommen?

Wir gingen vorbereitet in jedes einzelne Spiel. Wir müssen weiterhin hart arbeiten, damit wir die Gegner überraschen können. Entweder man trainiert zu einfach und ist dann auf dem Eis nicht so gut oder der Gegner ist zu gut und gibt dir keine Möglichkeiten für Überraschungen. Das ist das, was uns gegen die Slowakei passiert ist. Sie arbeiteten härter als wir. Wir hatten nicht viele gute Chancen. Ein paar hatten wir, aber sie taten alles dafür uns keine grossen Möglichkeiten zu geben.

Am Sonntag kam es zum Spiel gegen Finnland und die Schweiz ging früh in Führung. Leider waren die Finnen schlussendlich effizienter im Abschluss. Was sagst du zur Leistung der Schweizer Mannschaft und was könnt ihr noch verbessern?

Beim Spiel am Sonntag waren wir in der Defensivzone nicht gut genug. Wir müssen den Puck besser aus der eigenen Zone hinaus bringen und länger im Angriffsdrittel halten können. Die Finnen sind ein starkes Team, mit guten Eigenschaften in der Offensive und Defensive. Wir fanden keine Wege und kreierten offensiv zu wenige Chancen. Zu oft stoppten wir uns auch selber. Dank zu vielen Strafen erzielten die Finnen drei der vier Tore im Powerplay. Bei 5 gegen 5 übernahmen wir zwar zuerst die Führung und dann war es ein ausgeglichenes Spiel.

Du hast letzte Saison in Amerika gespielt und nun stehst du bei den Chilliwack Chiefs in der kanadischen British Columbia Hockey League unter Vertrag. Aufgrund der Pandemie fanden aber noch keine Spiele statt. Wie hast du dich bis zur Vorbereitung mit der U20 fit gehalten?

In Kanada spielten wir keine Regular Season-Spiele, sondern es wurden nur Freundschaftsspiele durchgeführt. Ich bin seit September bei den Chilliwack Chiefs und die meiste Zeit über waren wir in Trainingscamps, spielten zehn Testspiele und trainierten fünf Tage die Woche auf dem Eis und im Kraftraum. Die meiste Zeit war ich also trotzdem auf dem Eis und konnte mich so auf diese Junioren-Weltmeisterschaft vorbereiten.

Jetzt bist du mittendrin bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Wie ist die Chemie im Schweizer Team und was denkst du, ist das Rezept, um Kanada zu überraschen?

Um Chancen gegen Kanada zu haben, müssen wir sehr hart arbeiten und den Gegner bereits beim ersten Puckeinwurf überraschen. Wir dürfen den Kanadiern nicht viel Raum bieten, denn Kanada ist ein «Skill Team» mit sehr viel offensiver Power. Zudem müssen wir mit viel Energie in das Spiel gehen, gutes Fore- und Back-Checking betreiben, die Checks zu Ende führen, wenig Platz geben und hoffen, einige Chancen zu kreieren sobald wir am Puck sind.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die nächsten Spiele gegen Kanada und Deutschland.