U20: Ohne Druck ins Viertelfinale?

25.12.2020 - Von Pascal Zingg

Schafft die Schweizer U20-Nati die Viertelfinals und verhindert damit die Relegationsrunde? Diese Frage haben wir uns in den letzten Jahren immer wieder gestellt. Nicht so im Corona-Winter 2020/21. Dank der speziellen Voraussetzungen gibt es keinen Abstieg und damit auch keine Relegationsrunde. Für die Schweizer U20 entfällt damit das grosse Damoklesschwert. Ein Selbstläufer werden diese «World Juniors» trotzdem nicht.

Man muss kein besonderer Hockeyexperte sein um zu erkennen, dass die Schweizer U20-Ausgabe 2020/21 nicht zu den besten Teams zählt, die wir jemals an eine Junioren-WM geschickt haben. Die Schweiz ist an den diesjährigen Junioren-Weltmeisterschaft das einzige Team, das keinen einzigen NHL-Draft aufzuweisen hat. Wenig überraschend fehlt dann auch der grosse Star im Team der Schweizer. Dass dies nichts heissen muss, haben die Spieler im letzten Jahr gezeigt, als man mit einer guten Teamleistung den respektablen fünften Platz erreicht hat. Was den Schweizern in die Karten spielen könnte sind die äusseren Umstände dieser WM. So treffen die Eisgenossen in der Vorrunde unter anderem auf die Slowakei und Deutschland. Beide Teams liegen auf Augenhöhe mit den Schweizern und sind daher schlagbar. Die Slowakei tritt mit dem jüngsten Team des Turniers an. Mit Simon Nemec, Filip Mesar und Juraj Slafkovsky haben sie gar drei 16-jährige im Team. Etwas stärker als die Schweizer war ursprünglich unser nördlicher Nachbar aus Deutschland einzuschätzen. Die Absagen von Moritz Seider (keine Freigabe aus Detroit) und Lukas Reichel (positiver Corona-Test) sowie eine Quarantäne bis zum 24. Dezember dürften das Team aber nachhaltig geschwächt haben. Lehrgeld müssen die Schweizer in der Gruppenphase wohl gegen Finnland und Kanada zahlen. Vor allem die Ahornblätter scheinen mit 20 (!) Erstrundendrafts ein übermächtiger Gegner zu sein.

Fragezeichen auf der Torhüterposition
Wer sind nun aber die Schweizer Spieler, die sich dieser Tage in Edmonton der Aufgabe stellen das Viertelfinale zu erreichen? Auf der Torhüterposition hat Marco Bayer Thibault Fatton, Noah Patenaude und Andri Henauer nominiert. Anders als in den letzten Jahren hat sich unter diesen drei Goalies bisher keine klare Nummer eins herauskristallisiert. Im einzigen Testspiel vertraute Bayer jeweils 30 Minuten auf Fatton und Patenaude. Es ist davon auszugehen, dass diese beiden auch in den Vorrundenspielen zum Einsatz kommen. Da beide bisher nur Erfahrungen in Juniorenligen sammeln konnten, ist nicht klar, wie stark der Rückhalt auf der Goalieposition sein wird.

In der Verteidigung werden es vor allem Inaki Baragano, Giancarlo Chanton und Noah Delémont sein, die die Defensive stabilisieren. Gespannt sein darf man ausserdem auf Noah Meier, der bei den GCK Lions eine solide Saison spielt. Über eine gewisse Erfahrung verfügen Rocco Pezzullo und Bastian Guggenheim. Sie waren wie Noah Delémont bereits in Trinec dabei und kamen in dieser Saison auch bereits zu Einsätzen in der National League. Ein Spieler, der sich, insbesondere auf dem kleinen Eis wohl fühlen dürfte, ist Cedric Fidler. Der Aargauer mit US-amerikanischen Pass spielte zuletzt zwei Saisons in der USHL, eher er in dieser Saison in der NCAA debütierte.

Wer schiesst die Tore?
In der Offensive sticht ein Name besonders heraus. Captain Simon Knak konnte seine Gefährlichkeit bereits an der letzten Junioren-WM unter Beweis stellen. Etwas überraschend wurde er im Sommer beim NHL-Draft übergangen. Um sich für den Draft im 2021 zu empfehlen muss er eine gute Junioren-WM zeigen. Dass Knak Klasse hat, hat er in dieser Saison bereits bewiesen. So kam er beim HC Davos zu regelmässigen Einsätzen, wobei ihm zwei Tore und zwei Assists gelangen. Neben Knak darf man auch von den Rückkehrern Gaétan Jobin und Joël Salzgeber offensive Akzente erwarten. Abgesehen von diesen drei Spielern gelten vor allem Attilio Biasca, Lorenzo Canonica und Stefano Bottini als vielversprechende Talente. Perfekt aufs kleine Eis eingestellt ist Ray Fust. Der Sohn von Lausanne Assistent John spielte bereits in der letzten Saison in Nordamerika und ist für seinen kanadischen Spielstil bekannt.

Was liegt drin?
Wie bereits eingangs geschrieben, ist diese U20-Mannschaft trotz einiger interessanter Namen nicht das Beste, was das Schweizer Junioren Hockey in den letzten Jahren hervor gebracht hat. Dank der sicheren Qualifikation für die nächste U20-WM treten die Schweizer jedoch ohne jeglichen Druck an. Vielleicht das wichtigste Spiel des Turniers wird wohl der heutige Auftakt gegen die Slowakei sein. Starten die Schweizer mit einem Sieg ins Turnier, kann man noch befreiter aufspielen. Qualifiziert man sich fürs Viertelfinale, wartet bestimmt keine einfache Aufgabe auf die Schweizer Junioren. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist es jedoch nicht unmöglich in einem solchen Spiel die Überraschung zu schaffen. Schliesslich gibt es auch noch den leidigen Faktor Corona. Trotz gut organisierte Bubble kann man nie sicher sein, dass das Virus nicht doch noch zuschlägt und damit für die eine oder andere Überraschung sorgen wird. Das hat man gerade bei den Deutschen gesehen.