Reto Suri: "Eishockey ist mein Leben"

12.10.2010 - Von Pascal Zingg

Reto Suri heisst der neue Star bei den Rapperswil-Jona Lakers. Mit seinen zwölf Scorerpunkten ist er der beste Schweizer Scorer im Team. In einem Interview mit hockeyfans.ch konnte der Neo-Laker jedoch beweisen, dass er auch noch andere Interessen hat, als nur Tore zu schiessen.

Wie bist Du zum Eishockey gekommen?

Mein Cousin war Torhüter. Mit ihm habe ich jeweils neben dem Eis etwas „geknebelt“. Mit drei Jahren ging meine Mutter ein erstes Mal mit mir aufs Eis. Seither habe ich jede freie Minute auf dem Eis verbracht.

Von welchem Verein warst du damals Fan?

Als Klotener schlug mein Herz für den damaligen EHC Kloten. Ich war sehr oft im Schluefweg und habe mir die Spiele der Flieger angeschaut.

Hattest du damals ein Vorbild?

Eigentlich nicht. Natürlich gab es immer wieder Spieler, die mir imponiert haben. Ich war aber nie auf einen bestimmten Spieler fixiert.

Hast du dir jemals überlegt eine andere Sportart als Eishockey auszuüben?

Nein, Eishockey war für mich immer der klare Favorit. Natürlich habe ich früher auch mal Fussball gespielt, dies jedoch nur zum Spass und nie in einem Verein.

Wie sieht das heute aus?

Das ausüben anderer Sportarten ist während der Saison tabu, da die Verletzungsgefahr zu gross wäre. Ich verfolge jedoch das Geschehen im nationalen und internationalen Fussball. So fern es die Zeit zulässt, besuche ich die Spiele des FC Zürich.

Gibt der Fussball auch Anlass zu einer Diskussion mit den Mannschaftskollegen?

Natürlich fällt hier und da mal ein Spruch. Immerhin habe ich nun mit Michel Riesen einen Verbündeten, der auch für Borussia Dortmund ist. So fällt es auch einfacher, dass uns Rizzello immer unter die Nase reibt, dass seine AC Milan in der Champions League spielt. (schmunzelt)

Von Seiten der Eishockeyfans gibt es immer wieder schnippische Bemerkungen, dass Eishockey etwas für echte Männer sei und Fussball eher für Weicheier. Wie siehst du das?

Ich glaube, dass man das nicht so einfach vergleichen kann. Man muss bei beiden Sportarten Talent haben und hart arbeiten. Im Eishockey sind wir viel besser geschützt, deshalb gibt es auch mehr Körperkontakt. Man muss jedoch auch im Fussball einstecken können. Dies zeigen nicht zuletzt die Verletzungen, die einige Spieler davon tragen.

Kommen wir zurück auf deine Karriere. Du bist mit 19 Jahren nach Genf gegangen. Was hat dir dieser Schritt persönlich gebracht?

Die zwei Jahre in Genf haben mir persönlich und sportlich sehr viel gebracht. Sportlich lief es mir im ersten Jahr nicht sehr gut. Ich musste zum Partnerteam nach Lausanne. Gerade auf der persönlichen Ebene hat mir das erste Jahr jedoch sehr viel gebracht. Ich war das erste Mal weg von zu Hause. Auf einmal musste ich mich mit einer neuen Stadt, einer neuen Sprache und einer neuen Mentalität abfinden. Dies war am Anfang nicht immer einfach.

Was konntest du von Chris McSorley profitieren?

Die Zeit unter Chris hat mir sehr viel gebracht. Er hat immer 120 Prozent gefordert. Wer diese 120 Prozent nicht gebracht hat, musste mit den Konsequenzen leben. Vor allem für mich als Junior war dies sehr wichtig. Er hat mir klar gemacht, dass ich in jedem Training voll gehen muss. Der Erfolg, den wir mit Genf hatten, zeigte mir aber auch, dass die harte Arbeit Früchte trägt. Ich gebe deshalb auch bei den Lakers in jedem Training alles.

Wie sieht deine Freizeitgestaltung neben dem Eis aus?

Neben dem Eis läuft bei mir nicht viel. Im Moment lebe ich vor allem fürs Eishockey. Wenn ich zu Hause bin, sitze ich vor dem PC oder gehe mit Kollegen in die Stadt. Ich versuche in der Freizeit jeweils meine Batterien zu laden, damit ich auf dem Eis wieder Vollgas geben kann.

Daneben nimmt deine Freundin ebenfalls einen wichtigen Part ein.

Ja, wir sind nun schon drei Jahre zusammen. In meiner Zeit in Genf war die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Da ich nicht mehr zu Hause wohnte, konnte ich sie nur noch an den Wochenenden sehen. Wir haben diese Zeit jedoch gut überstanden und sind immer noch glücklich zusammen.

In Rapperswil hast du mit Marco Maurer und Jérémy Gailland eine WG gegründet, wie kam es dazu?

Die Idee entstand in Genf. Marco und ich verstanden uns bereits bei Servette sehr gut. Da wir beide zu den Lakers wechselten, lag der Gedanke eine WG zu gründen sehr nahe. Etwas überraschend rief mich im Frühling Jérémy an. Da ich in meiner Lausanner Zeit bei ihm wohnen durfte, war sofort klar, dass ich mir eine WG mit ihm vorstellen kann. Marco kannte ihn noch aus der U20 und war ebenfalls einverstanden.

Nach den Spielen bist du jeweils einer der letzten, der aus der Garderobe kommt. Bist du besonders eitel, oder wieso brauchst du so lange?

Nein, ich bin überhaupt nicht eitel. Ich brauche die Zeit in der Garderobe um herunterzufahren. Da ich auf dem Eis gerne Vollgas gebe, nehme ich es in der Garderobe gerne etwas gemütlicher. Dabei nehme ich mir genug Zeit fürs Auslaufen und unterhalte mich noch mit meinen Mitspielern. Dank diesem Herunterfahren gelingt es mir auch das Eishockey im Stadion zu lassen.

Werden wir noch etwas hypothetisch. Wenn du heute nicht Eishockey spielen würdest, was würdest du dann tun?

Das ist eine schwierige Frage. Eishockey war immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Seit ich klein bin lebe ich für das nächste Training. Ich denke das Naheliegendste wäre, dass ich einen Job als Kaufmann angenommen hätte. Dort habe ich auch meine Lehre gemacht.

Wenn du etwas an deine Leben ändern könntest, was wäre das?

Momentan möchte ich nichts ändern. Ich bin froh, dass ich gesund bin und dass es auch meinem Umfeld gut geht. Ich glaube das ist das wichtigste im Leben.

Trotz dem momentanen Glück hast du sicher Zukunftspläne.

Nein, auch da muss ich dich enttäuschen. Ich mache mir im Moment keine Gedanken, was in fünf oder zehn Jahren sein wird. Im Moment nehme ich Tag für Tag und konzentriere mich auf die Aufgabe in Rapperwil.

Gibt es einen Club für den du einmal spielen möchtest?

Nein. Ich bin sehr glücklich hier. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Auch die Chemie ist ausgezeichnet, so macht es sehr viel Spass Eishockey zu spielen.

Gab es früher ein Team für das du unbedingt spielen wolltest?

Zu meiner Junioren Zeit wollte ich es unbedingt in die erste Mannschaft der Kloten Flyers schaffen. Ich habe dort alle Junioren-Stufen durchlaufen und das Team über Jahre verfolgt. Da war es ein grosses Ziel einmal in der ersten Mannschaft zu spielen. Ich bin glücklich, dass ich dies vor rund drei Jahren auch tun durfte.

Dann ist es heute bestimmt ein spezielles Gefühl, wenn du in der Kolping Arena aufläufst.

Einerseits ja, denn die Arena ist mein zu Hause. Es ist immer wieder speziell dort mit einem anderen Team Gast zu sein. Die Flyers als Gegner sind jedoch nicht mehr so speziell wie am Anfang. Das Team hat sich seit meinem Wegzug stark verändert, weshalb ich zur Mannschaft selber praktisch keinen Bezug mehr habe.