Ungarn: Positives trotz Abstieg

Von Maurizio Urech

Nach der knappen 1:2-Niederlage der Ungarn gegen die Deutschen, welche den ersten Auftritt der ungarischen Nationalmannschaft nach 70 Jahren in der A-Gruppe beendete, konnten wir ein Gespräch mit dem Assistenten von Pat Cortina, Diego Scandella, führen.

Wie sieht ihr persönliches Fazit nach der Arbeit mit der Mannschaft sowohl in der Vorbereitung als auch während des Turniers aus?

Es ist ein äussert positives Fazit, sowohl für mich persönlich als auch für die Mannschaft, die festgestellt hat, wie gross die Differenz zwischen der Division I und der A-Gruppe ist. Diese Erfahrung ist sehr wichtig für Ihre zukünftige Entwicklung.

Werdet ihr versuchen den sofortigen Wiederaufstieg anzustreben?

Wir müssen eine Entscheidung treffen. In unserem Kader haben wir diverse ältere Spieler und leider haben wir im Moment ein Generationenloch, so dass wir kaum junge Spieler zur Verfügung haben welche diese ersetzen können, dazu braucht es einige Jahre Zeit. Falls sich die älteren Spieler nochmals zur Verfügung stellen, können wir versuchen wieder aufzusteigen, was aber nicht einfach ist, um damit den jungen Spielern die Chance zu geben Erfahrungen auf höchstem Niveau zu sammeln.

Ihr Eindruck vom Niveau an dieser A-WM?

Prinzipiell ist es so, dass im Moment die besten 7-8 Mannschaften auf einem hohem Niveau spielen, das die anderen Mannschaften nicht erreichen, und auch zwischen der 9. und der 16. Mannschaft gibt es noch einen Unterschied. Wir haben es am eigenen Leib erfahren. Während den Spielen in der Division I hatten wir 60-70 % Puckkontrolle, während es hier höchstens 10 % waren. Dies bedingt, dass du als Spieler anders denkst. Die Mannschaft hat gesehen, was es mental und physisch braucht, um auf diesem Niveau mitzuhalten. Hier braucht es ganz andere körperliche Vorrausetzungen als in der Meisterschaft.

Wie hat die Mannschaft auf diese Schwierigkeiten reagiert?

Sehr gut, denn ausser im Spiel gegen die Kanadier, die hors-categorie waren, und dem Spiel gegen die Österreicher, wo uns die vielen Strafen aus dem Konzept brachten, haben wir praktisch immer die Partien bis fast am Schluss offen gehalten, gegen die Slowakei 3:4 verloren mit dem entscheidenden Tor 13 Sekunden vor Schluss, gegen Weissrussland mit 1:3 verloren, bis 6 Minuten vor Schluss stand es noch 1:1, auch gestern nur 1:2 gegen Deutschland, auch am Sonntag gegen Dänemark führten wir lange mit 1:0, bevor uns Strafen das Genick brachen. Also kann das Fazit nur positiv sein.

Wurde die WM in Ungarn vom Radio und Fernsehen verfolgt?

Alle Spiele wurden direkt am Fernsehen gezeigt, auch Presse und Radio waren sehr präsent und haben täglich von der WM berichtet, und es gab einen grossen Enthusiasmus im ganzen Land für diesen unerwarteten Erfolg, den niemand erwartet konnte. Natürlich war man sehr realistisch, was unsere Chancen für den Verbleib betraf, doch dies tat der Begeisterung keinen Abbruch. Wir haben es mit den über 3'000 Fans in Kloten gesehen und auch der grossen Fangruppe die uns hier nach Bern begleitet hat. Das ganze wurde als ein grosses Abenteuer angesehen, doch dafür musste die Mannschaft bereits in der Vorbereitung hart arbeiten.

Das Spiel gegen Kanada war sicherlich ein Highlight für Sie als gebürtigen Kanadier.

Es war logischerweise ein ganz spezielles Spiel für mich und vor dem Spiel war schon ein wenig nervös. Ich kenne persönlich ein paar der kanadischen Spieler, dazu kenne ich auch den Vize-Präsidenten des Team Canada, der mich am Spengler-Cup engagiert hat. Wir haben schon vor dem Spiel miteinander gesprochen, auch meine Eltern haben das Spiel Live am Fernsehen gesehen, nur haben sie mir nach dem Spiel gesagt, ich sei auf der falschen Bank gesessen.

Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft aus? In Kloten soll es ja Gespräche mit Laporte gegeben haben bezüglich des Trainerstabs in Ambrì.

Richtig. Ich habe mit ihm gesprochen und in den nächsten Monaten werden noch die letzten Details geklärt, doch ich werde sicher zu seinem Staff gehören. In welcher Funktion, wird er dann entscheiden, ich persönlich kehre jetzt eine Woche ins Tessin zurück, bevor ich dann nach Kanada in die Ferien fliege, wo ich mich meinem Hobby, dem Fischen, widmen werde.