Impressionen der Schweizer aus Québec. Fotos: Thomas Oswald (Klick für MMS)



Guter Start, harte Landung

Von Urs Berger

Das hätten die Schweizer Eishockeyaner nicht verdient. Eine solche Schmach nach einer bisher soliden Weltmeisterschaft mit einem der besten Mannschaften seit langem. Gegen Russland verlor man mit einem 6:0 zu hoch. Dennoch widerspiegelt das Resultat die Realität im Welteishockey.

Die Schweiz bleibt eines der Schwellenländer im Spitzen-Eishockey. Sie konnte sich dank einer guten Konstellation an diesen Weltmeisterschaften von Rang acht auf Platz sieben verbessern. Dies jedoch auch nur dank einem Ausrutscher der Slowaken, welche in die Relegations-Playouts gehen mussten. Man ist nach wie vor von einem Patzer der grossen Sieben abhängig, um entsprechende Ränge in der Weltrangliste nach oben zu kommen. Davon jedoch lebt der Sport. Von Überraschungen. Diese haben die Schweizer im Spiel gegen die Schweden erreicht. Man konnte ein recht harmloses Schweden mit 4:2 bezwingen. Damit gewannen die Eisgenossen erstmals seit 1990 gegen die Schweden wieder eine wichtige Partie an Weltmeisterschaften oder an Olympischen Spielen. Die anderen Siege gegen Frankreich und Dänemark wurden souverän und mit einer gewissen Frechheit nach Hause gefahren. Das Spiel gegen Weissrussland kostete denn auch mehr Nerven als alle Spiele zusammen. Gerade aber dieses Spiel zeigte den Schweizern, wie eng es um den Kampf zum Verbleib in den Top-8 hergehen kann.

Frech, gradlinig, offensiv – die Schweiz überraschte

Gerade das Spiel gegen Weissrussland hat aber auch Erfreuliches gezeigt. Die Schweizer spielten frech nach vorne, machten Druck auf die Verteidiger und brillierten mit einem aggressiven Forechecking. Diese Spielweise war bisher unter Ralph Krueger selten zu sehen. Bisher dominierte eine solide Defensive, in welcher er noch Beton einmischen liess. Anders in diesem Jahr. Heuer liess der Schweizer Trainer aus einer guten Defensive spielen und gab seinen offensiven Kräften erstaunlich viel Auslauf. Damit verblüfften die Schweizer viele neutrale Beobachter. Man hatte generell ein defensives, eher destruktives Eishockey erwartet. Doch Krueger wählte seine Kräfte gut aus und setzte diese denn auch sehr gut ein. Immer wieder kamen die jungen Julien Sprunger, Thibaut Monnet oder auch die altbewährten Kräfte wie Julien Vauclair zu offensiven Spielzügen und schönen Toren. Der Mix hat dieses Jahr gut funktioniert. Es gab, wie in vergangenen Jahren, keine wirklichen Gruppenbildungen. Es wurde auf und neben dem Eis hervorragend gearbeitet. Der Coaching-Staff bereitet die Spieler optimal auf die die Spiele vor. Die Trainings waren auf einem hohen Niveau und die erkannten Fehler wurde noch während der Weltmeisterschaft angegangen und korrigiert.

Roman Wicks Ausfall wog schwer

Nicht mehr eingriffen konnte Roman Wick. Der Spieler der Kloten Flyers musste mit einer Hirnerschütterung in Spiel drei gegen Schweden Forfait erklären. Keiner der Spieler vermochte ihn danach im Verlaufe des Turniers zu ersetzen. Es fehlte danach am nötigen Speed in den Angriffen nach vorne. Der Überraschungseffekt war weg. Die Schweizer Mannschaft vermochte die Lücke, welche Wick hinterliess, nicht aus zu füllen. Auf einmal fehlte die Konstanz, die Frechheit nach vorne. Dies lähmte das Spiel der Schweizer. Krueger versuchte die Lücke mit Peter Guggisberg zu füllen. Doch dieser blieb, nicht nur wegen der zu wenigen Eiszeit, unter den Erwartungen. Es schien teilweise sogar, als fühle er sich nicht wohl im Team. Die Spielfreude und der Spielwitz fehlten ihm teilweise. Dennoch kann auch er auf eine weitere Erfahrung aufbauen. Diese wird für ihn in seiner weiteren Entwicklung sehr wichtig sein.

Russland zu stark – dennoch neue Erkenntnisse

In den letzen beiden Spielen an der Weltmeisterschaft in Québec fehlte den Schweizern die Kraft, um noch einmal an einem solchen Erfolg wie gegen Schweden anzuknüpfen. Der Glaube war da, doch dieser konnte in den beiden Spielen gegen Russland keine Berge versetzen. Nicht, dass die Schweizer keine Mittel gegen die Russen gefunden hätten. Die Russen waren einfach die cleverere Mannschaft. Am Ende scheiterte man an dieser Cleverness. Und den individuell besseren Spielern. Daraus gilt es nun die Lehren zu ziehen. Wie die gesamte Weltmeisterschaft für die Schweizer zu neuen Erkenntnissen führte. Auch wenn man am Ende zu hart auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde. Der Start war gut, die Landung (zu) hart. Doch Ralph Krueger hat es beweisen: Das Schweizer Eishockey kann einen kleinen Schritt nach vorne machen. Auch wenn es noch nicht die Qualifikation für einen Halbfinale war.