Background U20-WM 2006/07

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U20-WM: Nach Mindestziel die Versprechen für die Zukunft?

Von Martin Merk

Die U20-Nationalmannschaft hat erreicht, was man als Mindestziel verlangt hat: Den Klassenerhalt und darüber hinaus den Rang sieben. Mit Revanchegelüsten hat man dabei Deutschland in die Zweitklassigkeit verbannt und für die Zukunft hat man Grund zur Hoffnung.

Die U20-Nationalmannschaft von Trainer Jakob Kölliker verpasste zwar die Qualifikation für die Spiele um Medaillenplätze, gab sich aber im Kampf um den Klassenerhalt aber keine Blösse. Aus den Spielen gegen Weissrussland, die Slowakei und Deutschland holte man das Punktemaximum und damit wie ein Jahr zuvor den siebten Rang.

Keine Gnade mit Deutschland

Dass für die Schweizer das letzte Spiel gegen die Deutschen nicht so bedeutungslos war wie die Ausgangslage, zeigte sich in einem hart geführten Spiel und einen 5:3-Sieg, der Deutschland nach einem Jahr wieder in die Division I gegen Frankreich, Ungarn, Litauen und Co. schickt. Dass die Schweizer selbst ein derartiges Szenario vermeiden konnten, darf nicht unterschätzt werden. Viele Spieler des Teams stiegen an der U18-WM vor zwei Jahre noch ab - gegen Deutschland. "Es war für uns eine Revanche, wir wollten unbedingt den Sieg und sind überglücklich, dass wir sie ins B hinuntergeschickt haben", äusserte sich nicht nur der Stürmer Juraj Simek nach dem Spiel. Entsprechend gross war die Freude nach dem Spiel - einzig Weltmeister Kanada jubelte noch schöner. Simek selbst kehrt wie auch drei weitere Team-Mitgliedern ins kanadische Junioren-Eishockey zurück und ist mit den Vancouver Canucks im Gespräch um einen Profi-Vertrag.

Klassenerhalt mit schwächeren Jahrgängen

Dass die U20-Nationalmannschaft seit neun Jahren A-klassig ist, während das U18-Nationalteam zuletzt zwei Abstiege hinnehmen musste, spricht für den Headcoach. Gerade die aktuellen Jahrgänge galten als am schwächsten eingestufte; dazu hatte man mit Deutschland und Weissrussland das "Worst-Case-Szenario" an Aufsteigern. Dass es zum siebten Rang und fast zu mehr reichte, darf daher als Erfolg gewertet werden. Entsprechend zufrieden mit der Leistung zeigte sich Kölliker, "trotz des bitteren Nachgeschmacks, dass wir die Finalrunde nicht erreicht haben." In der Vorrunde noch hatte sich die schwierige Ausgangslage bestätigt und man bestritt statistisch die schwächste Gruppenphase seit acht Jahren. Gegen die grossen Nationen waren vor allem das Powerplay, Boxplay und die Toreffizient mangelhaft.

Leistungsträger und junge Entdeckungen

Die Schweizer waren insgesamt von guten, aber nicht überragenden Leistungsträger abhängig. "Vielleicht hat es bei uns etwas an der Breite gefehlt", so Kölliker, "die Verantwortung war auf wenigen Köpfen verteilt." Er hebt hierbei vor allem Spieler hervor wie Reto Berra oder die während der Saison in Kanada gewesenen Yannick Weber und Juraj Simek hervor. Freude gemacht haben ihm auch die "Underager", die Spieler jüngeren Jahrgangs, welche wegen der fehlenden Breite früh den Sprung an die U20-WM schafften. Von ihnen haben ihn vor allem der Verteidiger Roman Josi (16), der jüngste Spieler des gesamten Turniers und nur einer von zwei 1990-er-Jahrgängern, und der Stürmer Etienne Froidevaux (17) beeindruckt. Auch andere, zuvor weniger im Gespräch gewesen Spieler hätten sich ihren Platz bestätigt. Überraschungen konnten auch die NHL-Scouts bei den Schweizern nicht ausmachen. Alles war den Erwartungen entsprechend, ausser dass ihr aussichtsreichster Draftkandidat Luca Cunti nicht aufgeboten wurde. Gute Draftchancen 2007 im U20-Team haben Yannick Weber und Ersatzgoalie Lukas Flüeler, welche in den Rankings über ihre Liga OHL hoch eingestuft werden.

NLB-Projekt als Unterstützung

Der Mut, derart junge Spieler aufzubieten, kam nicht zuletzt durch die zwölf zusätzlichen Spiele innerhalb der Nationalliga B zustande. Sie gaben dem Trainer bessere Möglichkeit zur Evaluation der Kandidaten. "Ich hoffe, dass das Programm weitergeführt wird", so Kölliker, "wir werden uns die bisherige Analyse zu Herzen nehmen, mit den Klubs zusammensitzen und die Einsatzplanung verbessern." Immerhin 1190 Zuschauer im Schnitt lockte das Team bei den zwölf Zusatzspielen an, wenn dies auch etwas weniger sind als bei den anderen Spielen während der Woche (1401). Bei einer informellen Sitzung der NLB-Klubs im Dezember haben sich sämtliche Teilnehmer für eine Weiterführung ausgesprochen. Definitiv über die nähere Zukunft des Projekts befunden wird an der nächsten Ligaversammlung. Während einige Fans das Projekt als Meisterschaftsverfälschung verschmähen, dürfte es die Talente und den Trainer doch ein Stück weiterbringen. Nicht umsonst lief ein ähnliches Projekt in Finnland schon über mehrere Jahre und wurde zeitgleich mit der Schweiz auch in Serbien eingeführt, steht in Deutschland zudem zur Debatte. Gleichzeitig darf man sich aber auch die Frage stellen, ob es für die Spieler selbst nicht sinnvoller wäre, sie über das Partnerteam-Reglement in Clubteams der NLB zum festen Bestandteil zu machen.

Bald wieder Medaillenanwärter?

Viel erwartet Kölliker von den kommenden Jahrgängen: "Wir hoffen, dass die U18-Nati Medaillenanwärter sein wird, oder zumindest die Finalrunde erreicht. Damit lässt sich auch für die nächste U20-WM eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen." Der Optimismus beim Berner kommt nicht von ungefähr. Im November gewann das vergangenen Frühling aufgestiegene U18-Nationalteam ein Turnier in Schweden vor dem Gastgeber, den USA und Finnland. Nach Weihnachten wurde man in Huttwil immerhin noch Zweiter vor der Slowakei, aber nach Finnland, Deutschland und Tschechien. Im April findet die U18-WM in den finnischen Städten Tampere und Rauma statt. Gruppengegner sein werden Finnland, Tschechien, Schweden und die Slowakei. Eine Klassierung unter der besten drei dieser Gruppe wäre anhand der besseren Jahrgänge und der Testspielresultate nicht mehr so unmöglich wie in den vergangenen Jahren. Die U20-WM in einem Jahr wird in Pardubice und Liberec (Tschechien) ausgetragen. Vorausgesetzt, dass die Idee einer Aufstockung auf zwölf Teilnehmer nicht durchkommt, haben die Schweizer Russland, die USA, Finnland und Aufsteiger Kasachstan in ihrer Gruppe, welche wohl in Liberec ausgetragen werden dürfte, wo 2005 die Halle neugebaut wurde.


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Stabiler Rückhalt: Reto Berra


Sicherer Abwehrchef: Yannick Weber


Seine Tore retteten seine Nationen Schweiz und Slowakei vor dem Abstieg: Juraj Simek


Überraschend souverän: Der erst 16-jährige Roman Josi