Dabei begann der Abend aus Genfer Sicht mit allseitiger Festlaune. Präsident Hugh Quennec sagte, dass wenn ihm jemand im Jahr 2005, als er nach Genf kam, gesagt hätte, Genf-Servette HC spiele regelmässig vor 7'000 Zuschauern, gewinne den Spengler Cup nach Siegen gegen das Team Canada und CSKA Moskau und dass man ein „Winter Classic“ vor ausverkauftem Stade de Genève veranstalte, er es nicht geglaubt hätte. Heute ist es Tatsache.

Nach einem Konzert und einem Fallschirmspringer folgte eine stimmungsvolle Lichtshow und nach dem Einmarsch der Spieler der obligate Flug des Genfer Adlers. Dieser dauerte heute etwas länger, Adler Sherkan genoss wie auch die 29'400 Zuschauer die Stimmung und flog zweimal um das Stadion und landete schliesslich anstatt bei seinem Tierbetreuer auf dem Arm einer verdutzten aber besonnenen Frau im Lausanne-Fansektor. Dass Letztere den Adler zahm auf ihrem Arm hielt sollte zum Sinnbild für die Partie werden.

Nach dem Spektakel vor dem Spiel riss die Partie selber dann, abgesehen von vier Flitzern, kaum jemanden von den Rängen. Genf sollte während des ganzen Spieles nie richtig in Fahrt kommen und es entwickelte sich ein chancenarmes und zähes Spiel, dass mehr von der Spannung als von spielerischer Klasse lebte. Dass die Spieler von Chris McSorley im Gegensatz zu Lausanne zwei Mal im Stade de Genève trainieren konnten und dazu gestern noch spielfrei hatten, wurde ihnen nicht zum Vorteil. Es gilt dabei aber auch festzuhalten, dass Lausanne wie schon in den beiden Derbys zuvor in dieser Saison es sehr gut verstand, das Genfer Spielsystem auszuhebeln.

Trotz der Tatsache, dass die Partie torlos in die Verlängerung ging, hatten beide Teams einige wenige Chancen zu Toren. Mit Ralph Stalder Ende des ersten Drittels und Oliver Setzinger im zweiten Abschnitt hatten die Gäste aus Lausanne die klarsten Chancen. Dass Genfer Grosschancen mehrheitlich und Tore gänzlich ausblieben lag indes einerseits daran, dass sich die Grenats mit ihrem kraftintensiven Spielstil Angriff um Angriff in der kompakten Lausanner Defensive verfuhren. Andererseits wurde auch der Rhythmus der beiden Teams mehrmals von Löchern im Eis, die jeweils während Minuten ausgebessert werden mussten, gebremst.

In der Verlängerung ging es dann ganz schnell, genau gesagt 45 Sekunden, bis die Partie entschieden war: Daniel Vukovic fasste eine Strafe wegen eines Bandenchecks, und so konnte Lausanne mit vier gegen drei Spieler antreten. Beim Bully in der Genfer Zone brach dabei noch Cody Almonds Stock, dies öffnete den Weg für einen Pass von Colby Genoway direkt zu Oliver Setzinger, dessen ersten Schuss Tobias Stephan zwar noch sehenswert abwehrte, sich aber im Nachschuss dem Österreicher geschlagen geben musste.

Aus Genfer Sicht endete das langerwartete Sporthighlight somit mit einer sportlichen Ernüchterung, einer Heimniederlage gegen die bedrohlich nahe heranrückenden Lausanner im Kampf um die Playoffs. Während die Lausanner Spieler am Spielfeldrand die abschliessende Lichtshow und das Feuerwerk bestaunten, verschwanden die Grenats sofort in der Garderobe. Zum dritten Mal in drei Anläufen diese Saison gewinnen die Waadtländer ein Derby gegen die Calvinstädter. Zu Lausannes Gunsten darf man festhalten, dass auch der heutige Sieg gegen Genf alles andere als gestohlen war. „Wir wollten Genf nicht ins offene Messer laufen und arbeiteten sehr hart“, analysierte nach Spielschluss Siegestorschütze Oliver Setzinger. Auf die äusseren Bedingungen angesprochen, meinte der Österreicher, dass „man am Anfang wegen den transparenten Banden das Gefühl hatte, stehenzubleiben wenn man der Scheibe nachjagt. Daran haben wir uns aber schnell gewöhnt. Auch das Eis war, abgesehen von den Löchern, in einem guten Zustand“.

Neben dem sportlichen Ausgang war der reibungslos abgelaufene Megaevent für Genf-Servette ein voller Erfolg. Nach nordamerikanischem Beispiel wurde das „Winter Classic“ vermarktet und dank des vollen Stade de Genève dürfte der Club mit einem sechsstelligen Gewinn dafür belohnt werden. Dies ist den Genfer Spielern indes kein Trost und der harte Kampf um die Playoffplätze ist mehr denn je lanciert. Trotz vergangener Festlaune mussten die Spieler nach dem Spiel, auch dies ganz im nordamerikanischen Stile, noch an eine After-Party mit Sponsoren und Fans gehen. Dort trafen sie auch wieder auf die glücklichen Sieger aus Lausanne, für die, gemäss Setzinger, „hoffentlich schon ein oder zwei Biere drin liegen sollten“. Na dann, Prost LHC!

Lausanne gewinnt „Winter Classic“ mit Fussballresultat

Genève-Servette HC

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