46 Minuten top mitgehalten – 14 Minuten kanadische Vorführung
Schweiz
Kanada
Spielbericht
Nach der Niederlage gegen Tschechien musste es für die Schweiz schnell gehen, um sich regenerieren zu können. Am Nachmittag des zweiten Spieltags stand nämlich schon das Spiel gegen Kanada auf dem Programm. Lange hielt man gut mit, bis die kanadische Vorführung ihren Lauf nahm.
U18-Headcoach Patrick Schöb sagte nach dem ersten Spiel gegen Tschechien: „Dank viel Energie hatten wir einen guten Start ins Spiel. Das Führungstor kam dann noch dazu. Die Spieler forderten den Puck und gingen in die Zweikämpfe. Dann fingen wir mit Strafen an und fielen im Mitteldrittel aus dem Rhythmus. So stellten wir uns in diesem Spiel trotz zwei strittigen Szenen selber ein Bein. Für das Spiel gegen Kanada müssen wir einen Schritt nach vorne machen und dürfen nicht mehr zu passiv werden. Die Challenge gegen Kanada wird nicht kleiner als gegen Tschechien.“
Schweiz hält dank starker Leistung die Null / Potential Kanadas noch nicht entfaltet
Die erste Strafe des Spiels war ein Geschenk der Kanadier. Goalie Carter Esler berührte den Puck hinter der Linie ausserhalb seines Trapezes und bekam nach nur 22 Sekunden eine Strafe gegen sein Team. Trotz zwei guten Möglichkeiten der Schweiz verstrich die Überzahl ungenutzt.
In der vierten Minute schlich sich ein unnötiges Beinstellen von Tim Münger ein. Es war der Moment, in dem sich Yannis Zambelli im Schweizer Tor ein erstes Mal auszeichnete. Die Kanadier waren immer noch nicht richtig bei der Sache und liessen auch Kontermöglichkeiten zu. Der künftige Schweizer OHL-Spieler Yanis Lutz wurde aber noch rechtzeitig am Abschluss gestört.
Die Schweizer hielten bisher stark dagegen und machten ihre Sache auch vor dem eigenen Tor gut. Nach einem hart gepfiffenen Beinstellen gegen Lou Bächler wurde ein Schuss von Kanada-Captain Keaton Verhoeff (Draft-Ranking Nr. 2 over-all) an die Torumrandung abgelenkt. Tynan Lawrence war der Nächste, der am Metall scheiterte.
Und Zambelli? Er hatte alle Hände voll zu tun und zeichnete sich bis zur ersten Pause mehrmals gegen stärker werdende Kanadier aus. Die Schweizer hielten dank starker Leistung die Null und die Kanadier hatten Mühe, ihr Potential auch wirklich auszuspielen.
Schnelles Kanada-Tor, aber noch weiter alles offen
Zu Beginn des Mitteldrittels ging es schnell. Der erst 16-jährige Landon Dupont – Sohn von Micki Dupont, der zwischen 2008 und 2015 für Zug und Kloten verteidigte – überlief die Schweizer Abwehr, passte quer auf Dimian Zhilkin, der Zambelli zwischen den Schonern erwischte. Hier war die Schweiz erstmals nicht bei der Sache.
Noch vor Spielhälfte gerieten die Kanadier in doppelte Unterzahl, die Eisgenossen waren nahe am Ausgleich, doch die hochkarätige Möglichkeit blieb aus Schweizer Sicht leider ungenutzt.
Pierce Mbuyi hatte in der 32. Minute eine gute Möglichkeit, abzulenken, verfehlte aber das Tor knapp. Alessandro Di Iorio sorgte gleich darauf für den dritten Metalltreffer.
Gestern war das Problem, dass die Schweiz im Mitteldrittel den Faden verlor, heute sah das ganz anders aus. Bei der Strafe gegen Kimi Sutter geriet die Schweiz aber erneut unter Druck, doch mit vereinten Kräften hielt man den Turnierfavoriten in Schach. Verhoeff erzielte noch seinen zweiten persönlichen Metalltreffer in der 40. Minute.
Kanada spielt Potential doch noch aus – spät aber heftig
Dank der Ungenauigkeit der Kanadier im Abschluss war für die Schweiz zu Beginn des Schlussdrittels noch alles offen. In der 47. Minute überlief erneut ein Kanadier die gesamte Schweizer Abwehr und vollendete mit einem wunderschön herausgespielten Buebetrick zum 0:2. Dies war der Start eines kanadischen Torfeuerwerks.
Zhlikin doppelte 20 Sekunden später nach und liess sich als Doppeltorschütze feiern. Adam Valentini traf zum 0:4 und wenige Sekunden später netzte auch Mathis Preston ein.
Dieses Beispiel zeigte eindeutig, wie wenig Fehler auf diesem Niveau gemacht werden dürfen, um nicht gleich unterzugehen. Immerhin erzielte Fabrice Bouvard den Ehrentreffer für die Schweiz (1:5). Über die restlichen vier Treffer der Kanadier legen wir den Mantel des Schweigens.
Stimmen zum Spiel:
Fabrice Bouvard (Schweiz): „Bis zur 47. Minute haben wir gut gespielt, zwar defensiv, haben aber gekämpft und als Team mit einer super Goalie-Leistung zusammengehalten. Ab der 47. Minute fielen die Pucks einfach rein. 9:1, wir dürfen nicht acht Tore in 13 Minuten kassieren. Der Schluss war eine Katastrophe.“
Patrick Schöb (Headcoach Schweiz): „Es hat recht lange, recht gut ausgesehen. Vorher war aber das Glück auch ein paar Mal auf unserer Seite. Das Glück haben wir uns aber auch erkämpft, weil wir auf dem Eis alles versucht haben, dagegenzuhalten. Dann gab es eine Phase bis zur 46. Minute, in der wir das Gefühl hatten, es liege mehr drin. Wir versuchten immer die Füsse auf dem Boden zu halten, weil wir wussten, dass wir in der Defensive noch mehr stabilisieren mussten. Dann fiel alles wie ein Kartenhaus zusammen. Es wurden dann lange zehn Minuten. Das Wichtigste ist, dass wir als Spieler und als Mannschaft Einsatz für Einsatz nehmen müssen – auch wenn es wie eine Floskel klingt – und dort müssen wir stabiler sein. Die Spieler, die nach einem Gegentor aufs Eis kamen, hatten nichts mit dem Gegentor zu tun. Diese müssen dann wieder neue Energie und Fokus bringen. Ich hoffe, so bitter es jetzt ist, dass es der „Lehrblätz“ ist für ihre Karriere. Gegen eine solche Mannschaft kann man nicht auf die Fersen gehen und passiv werden. Dafür haben wir jetzt bitter bezahlt.“
Schweiz – Kanada 1:9 (0:0, 0:1, 1:8)
Winning Group Arena, Brno. – 986 Zuschauer. – SR: Zeliska/Hacaperka, Dedek/Peluha.
Tore: 20:08 Zhilkin (Dupont) 0:1; 46:18 Preston (Ruck) 0:2; 46:38 Zhlikin (Lawrence, Mbuyi) 0:3; 47:02 Valentini (Rousseau) 0:4; 48:40 Preston 0:5; 53:14 Bouvard (Lutz, Berger) 1:5; 53:59 Preston (Ruck) 1:6; 55:04 Valentini (Chartrand, Rudolph) 1:7; 57:33 Belchetz (Di Iorio, Fitzgerald) 1:8; 59:25 Lin 1:9.
Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 4-mal 2 Minuten gegen Kanada.
Schweiz: Zambelli (Ersatz: Kunz); Thoma, Hirt; Moser, Julian Fuhrer (A); Laurin Fuhrer, Bächler; Keller, Brander; Neuenschwander, Troxler (C), Berger; Schoch, Bouvard, Lutz; Achermann, Sauthier, Sutter; Reist, Rentsch, Münger.
Kanada: Esler (Ersatz: Betts); Carels, Lin; Rudolph, Verhoeff; Chartrand, Dupont; Pantelas; Belchetz, Lawrence, Ruck; Williams, Valentini, Zhilkin; Edwards, Di Iorio, Preston; Ruck, Fitzgerald, Rousseau; Mbuyi.
Bemerkungen: Kanada ohne Lemieux (verletzt). – 12. Lattenschuss Keaton Verhoeff (Kanada). – 14. Lattenschuss Tynan Lawrence (Kanada). – 32. Lattenschuss Alessandro Di Iorio (Kanada). – 40. Pfostenschuss Keaton Verhoeff (Kanada).
