Schweiz erneut im Halbfinale
Schweiz
Österreich
Spielbericht
Die Schweiz wird ihrer Favoritenrolle gegen Österreich bestens gerecht. Mit dem 6:0-Viertelfinalsieg ziehen die Schweizer zum zweiten Mal in Folge ins Halbfinale ein, wo sie voraussichtlich auf Schweden oder die USA treffen.
Mit der Viertelfinal-Qualifikation hat Österreich eine Sensation geschafft und Nationen wie Lettland und die Slowakei hinter sich gelassen. Doch zu einer noch grösseren Sensation reichte es nicht, weil die Schweizer zu viel Klasse hatten. Es war der höchste Sieg gegen Österreich auf diesem Niveau seit der WM 1949 als die Schweiz in Stockholm gar 10:1 gewann. Und es ist das erste Mal seit 1953, dass die Schweiz zweimal in Folge unter den besten Vier landet.
«Es war nicht einfach. Wir waren aber von Beginn an bereit. Wir haben unser System gespielt und die Tore kamen», sagte Kevin Fiala nach dem Spiel. «Es ist ein Traum für uns ins Halbfinale zu kommen. Wir brauchen keine zusätzliche Motivation.»
Die Schweiz begann sofort spielbestimmend und kam durch Nino Niederreiter und Janis Moser zu ersten Chancen. Beim Spielunterbruch nach 58 Sekunden wurden sie jedoch von den Unparteiischen gestoppt. Wegen ausgefallenen Lichtreihen auf der Seite des österreichischen Tors wurde das Spiel für eine längere Zeit unterbrochen. Nachdem sich das kleine Lichtungleichgewicht über längere Zeit nicht lösen konnte, entschied man sich einfach weiterzuspielen. Fürs Mitteldrittel konnte das Problem schliesslich gelöst werden. Auch mit etwas weniger Licht im Angriffsdrittel hatten die Schweizer wenig Mühe das Tor zu treffen.
«Das erste Drittel war sinnbildlich für das Spiel. Das Licht ging nicht auf ihrer Seite, die Tore fielen», sagte der Schweizer Torhüter Leonardo Genoni, der sich seinen dritten Shutout des Turniers erarbeitet hat. «Wir haben sie unter Druck gesetzt. Die Mannschaft hat gut nach hinten gearbeitet.»
Kurz nachdem das erste Schweizer Powerplay beendet war, gab sich der Verteidiger Andrea Glauser einen Ruck durchlief das halbe Spielfeld, brachte die Scheibe an Dominique Heinrich vorbei und legte perfekt vor für Christoph Bertschy, der die Schweiz in der 7. Minute in Führung brachte. Glauser lief derart viel, dass Genoni sogar noch den zweiten Assist erhielt.
Es war eine selbst zu diesem frühen Zeitpunkt nicht unverdiente Führung. Bis zur 9. Minute hatten die Österreicher noch keinen Schuss aufs Tor, die Schweizer bereits sieben.
In der 12. Minute liessen die Schweizer ihr zweites Überzahlspiel nicht ungenutzt und deckten David Kickert mit mehreren hochkarätigen Schüssen ein bis Timo Meier auf Zuspiel Fialas zum 2:0 traf.
Auch nach dem Tor machten die Schweizer unbeirrt weiter. Sie setzten sich zeitweise im österreichischen Drittel fest als ob sie einen Spieler mehr hätten und als Ken Jäger frisch von der Bank in die Zone fuhr traf er auf Pass Nino Niederreiters zum 3:0 in der 15. Minute.
«Wir nahmen uns viel vor für den Start. Wir wollten von Anfang an hart spielen, Druck ausüben auf ihre Verteidiger. Wir machten Druck, wir sind gelaufen», sagte der Nationaltrainer Patrick Fischer. «Kompliment an die ganze Mannschaft. Jeder war über 60 Minuten konzentriert. Es gefiel mir, wie wir das 60 Minuten durchzogen. Jeder Spieler hat alles gegeben.»
Österreichs aus der Schweiz stammende Nationaltrainer Roger Bader wurde damit bereits früh zu einem Time-out gezwungen, am Spielverlauf änderte es jedoch wenig. Selbst in ihrem ersten Überzahlspiel gab es keinen Schuss aufs Tor von Genoni.
Die Österreicher hatten sich sichtlich mehr vorgenommen, wurden durch das Tempo und die Explosivität der Schweizer Angriffe aber überfordert und kamen kaum dazu so zu spielen, wie sie dies in der Vorrunde erfolgreich getan hatten.
«Sie haben von Anfang an ihr System durchgezogen und liessen uns nicht ins Spiel kommen», sagte der Kloten-Verteidiger Bernd Wolf über die Schweizer. «Wir waren am Anfang in den Zweikämpfen nicht gut und zu nervös. Nach dem 0:3 war es extrem schwierig. Sie wissen, wie man solche Spiele gewinnt, das haben sie sich erarbeitet.»
In der Schlussminute erhielt der Schweizer Stürmer Sandro Schmid bei einem Revanchefoul den Stock von Vinzenz Rohrer hart ins Gesicht, der sich dann auch von Sven Andrighetto, sonst sein Teamkollege bei den ZSC Lions, etwas anhören lassen musste. Die Schiedsrichter haben nach einem Videostudium eine Fünfminutenstrafe.
«Die Schweiz hat individuell und taktisch super gespielt. Wir konnten läuferisch nicht mithalten und kassierten im ersten Drittel viele Strafen», sagte der SCB-Stürmer Benjamin Baumgartner.
Die Österreicher verloren damit einen Leistungsträger und kassierten in der 24. Minute auch noch ein weiteres Gegentor als die Strafe beinahe überstanden war. Fiala verwertete vor dem Tor zum 4:0. Wenig später erhöhte Schmid auf 5:0 als er nach einem Abpraller nach einem Schuss Andrea Glausers auf die Scheibe hämmerte.
Zwei Schweizer Strafen und ein doppeltes Überzahlspiel der Österreicher für 55 Sekunden stoppten die Schweizer fürs Erste, Gefahr auf Genonis Tor gab es aber auch dann nicht wirklich. Das Drittel endete mit dem Fünftorevorsprung für die Schweizer.
Die Schweizer kontrollierten das Spiel auch im Schlussdrittel, schienen jedoch einen Gang heruntergefahren zu haben. In der 52. Minute gab es dennoch ein weiteres Tor. Ausgerechnet als Österreich mit einer Kontermöglichkeit scheiterte, setzte Christian Marti Ken Jäger ein, der durch die österreichische Zone und hinten ums Tor herumkurvte, ehe er die Scheibe zu Simon Knak zuspielte, der die Vorlage zu seinem ersten WM-Tor nutzte.
«Das Resultat ist auch in dieser Höhe korrekt», sagte Bader. «Die Schweiz war klar stärker. Sie nahmen das Spiel ernst. Wir gewannen zu Beginn keinen Zweikampf. Sie haben uns physisch dominiert.»
Wie geht es weiter? Am Samstag finden die Halbfinalspiele in Stockholm statt. Falls in Herning Kanada erwartungsgemäss gegen Dänemark gewinnt, wären die Schweizer im Halbfinaltableau zweitgesetzt und würden auf den Gastgeber Schweden treffen, falls dieser sich heute Nacht gegen Tschechien durchsetzt, anderenfalls auf die USA, die ihr Viertelfinalspiel gegen Finnland gewonnen haben.
Schweiz – Österreich 6:0 (3:0, 2:0, 1:0)
Jyske Bank Boxen, Herning. – 2621 Zuschauer. – SR: Björk (S) / Brander (FIN), Briganti (USA) / Durmis (SK).
Tore: 6:38 Bertschy (Glauser, Genoni) 1:0. 11:03 Meier (Fiala, Moy / Ausschluss Haudum) 2:0. 14:17 Jäger (Niederreiter, Knak) 3:0. 23:32 Fiala (Niederreiter, Kukan / Ausschluss Rohrer) 4:0. 24:36 Schmid (Glauser, Moy) 5:0. 51:46 Knak (Jäger, Marti) 6:0.
Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 5-mal 2 plus 5 Minuten und Spieldauer-Disziplinarstrafe (Rohrer) gegen Österreich.
Schüsse aufs Tor: 40:13 (16:3, 15:6, 9:4)
Schweiz: Genoni (Ersatz: Charlin); Kukan, Siegenthaler; Glauser, Moser; Fora, Marti; Berni; Meier, Malgin, Andrighetto; Niederreiter, Ambühl, Fiala; Bärtschi, Moy, Schmid; Riat, Jäger, Knak; Hofmann.
Österreich: Kickert (Ersatz: Vorauer); Wolf, Unterweger; Nickl, Heinrich; Maier, Biber; Schnetzler, Stapelfeldt; Schneider, Kasper, Zwerger; Rohrer, Baumgartner, Raffl; Huber, Haudum, Lebler; Thaler, Achermann, Kraus.
Bemerkungen: Schweiz ohne Hischier (verletzt), Aeschlimann, Baechler und Egli (alle überzählig). Österreich ohne Oschgan, Kainz und Lindner (alle überzählig). – 0:58 Spielunterbruch wegen Lichtproblemen. – 14:17 Time-out Österreich.
