Schweiz gibt Spiel zu einfach aus der Hand
Die Schweiz erkämpfte sich früh den verdienten 1:1-Ausgleichtreffer, gab aber dann durch zu einfache Art und Weise das Spiel aus der Hand. Im Schlussdrittel zeigte die Schweiz Moral und machte Hoffnung für das wegweisende Spiel gegen Kasachstan.
Bis zum 1:1 war die Welt noch in Ordnung – dann kam die schwedische Effizienz
Die Schweizer Nationalmannschaft musste bereits in der sechsten Minute ein erstes Mal in Unterzahl agieren. Dies nutzten die treffsicheren Schweden zum 0:1 durch Tom Willander aus. Dann hatte die Schweiz die beste Phase des Spiels. Über mehrere Minuten setzte man die Schweden in der eigenen Zone bei 5 gegen 5 unter Druck und erzwang den Ausgleichtreffer durch Kimo Gruber, der von einem Schweden noch ins eigene Tor abgefälscht wurde.
Doch dann dauerte es keine Minute, ehe die Schweden einen groben Fehler der Verteidigung hart bestraften. 1:2 durch Zeb Forsfjall. Der dritte schwedische Treffer durch Otto Stenberg kassierte die Schweiz erneut in Unterzahl. Allgemein nahmen die Schweizer an dieser WM bisher zu viele Strafen. Im Mittelabschnitt kamen drei weitere dazu.
Zwei von drei Unterzahlsituationen gemeistert
Zu Beginn des Mittelanschnitts nahm Marcel Jenni einen Goaliewechsel vor. Christian Kirsch kam für den schlecht aussehenden Neuenschwander, der im ersten Drittel von fünf Torschüssen drei zuliess. Obwohl dies nicht sein Verschulden war.
Doch auch Christian Kirsch musste bis zu Drittelhälfte zweimal hinter sich greifen. David Granberg und in Überzahl Tom Willander waren die Torschützen des 1:4 und 1:5. Kurz nach dem fünften Gegentreffer konnten die Schweizer ein Powerplay trotz Chancen nicht ausnutzen. Die Schweizer überstanden dann dafür zwei weitere Unterzahlsituationen. Was aber fehlte war das Feuer nach vorne.
In der 40. Minute rettete Kirsch einmal mehr sensationell, beim zweiten Versuch von Victor Eklund konnte auch er nichts mehr ausrichten. 1:6 zur Pause. Zu diesem Zeitpunkt konnte man vermuten, dass der Fokus bereits auf das wegweisende Spiel übermorgen gegen Kasachstan gelegt wurde. Was alle noch nicht wussten: Der Schlussabschnitt gehörte den Schweizern.
Die Schweizer zeigen Moral
Die Schweizer konnten in der 45. Minute ein Powerplay innert sieben Sekunden für sich entscheiden. Erneut war es Kimo Gruber, der für die Eisgenossen traf! Damit war der gebürtige Bülacher Doppeltorschütze. Eine weitere Strafe – die achte – wurde durch den schwedischen Captain Axel Sandin-Pellikka in der 50. Minute zum 2:7 verwertet.
Das Spiel war zwar verloren aber die Schweizer zeigten gegen Schluss Moral. Leo Braillard bezwang Thelen ein drittes Mal. Es war gut fürs Gewissen der Schweizer, dass sie noch treffen konnten. Die nächste Offensivchance parierte Melker Thelin. Doch plötzlich standen bei den Schweizern vier Treffer zu Buche. Andro Kaderli nutzte nämlich die nächste Überzahlsituation aus. Von den Anzahl Strafminuten waren beide Mannschaften bis dahin gleichauf.
Die Schweden konnten in den Schlussminuten noch einmal mit einem Mann mehr agieren. Beinahe hätte es noch einen Shorthander durch Braillard gegeben. Aber auch die Schweiz kam 28 Sekunden vor Schluss zu einem letzten Powerplay. Mit dem letzten Angriff erwischte Leo Braillard den schwedischen Schlussmann oberhalb der Schulter. 5:7 war der Endstand.
Stimmen zum Spiel:
Jamiro Reber: „Die ersten 40 Minuten hatten wir viele Schüsse. Nach der zweiten Pause wollten wir noch ein gutes Drittel und gute Energie holen fürs Kasachstan-Spiel. Um den vielen Strafen entgegen zu wirken, müssen wir unsere Disziplin verbessern und schauen, dass wir den Stock im nächsten Spiel auf dem Eis haben und die Beine mehr bewegen. Gegen Kasachstan müssen wir so spielen, wie wir heute aufgehört haben. Wir müssen alles geben, um im letzten Gruppenspiel noch die Punkte holen zu können.“
Lars Steiner: „Am Anfang hielten wir gut mit. Mit Strafen und kleinen Details, die wir falsch gemacht haben, stellten wir uns selber das Bein. Wir nehmen aus dem Spiel, dass wir mithalten und mitspielen können. Die kleinen Details machen auf diesem Level den Unterschied aus. In dieser Sache müssen wir noch besser werden. Gegen Kasachstan erwarte ich ein intensives Spiel – ein Must-Win-Spiel für beide. Wir werden alles geben.“
Schweiz – Schweden 5:7 (1:3, 0:3, 4:1)
TD Place, Ottawa. – 5‘756 Zuschauer – Schiedsrichter: MacFarlane (USA)/Stano (SVK), Gustafson (USA)/Zunde (LAT).
Tore: 6:52 Willander (Sandin Pellikka, Unger Sorum) 0:1 PP1; 12:18 Gruber (Antenen, Bunzli) 1:1; 13:15 Forsfjall (Hedqvist, Granberg) 1:2; 18:52 Stenberg (Lindstein, Nilsson) 1:3; 24:52 Granberg (Hedqvist, Forsfjall) 1:4; 28:52 Willander (Unger Sorum, Edstrom) 1:5 PP1; 39:48 Eklund (Sandin Pellikka, Willander) 1:6; 44:21 Gruber (Muggli, Dorthe) 2:6 PP1; 49:44 Sandin Pellikka (Eklund, Unger Sorum) 2:7 PP1; 51:17 Braillard (Gruber, Graf) 3:7 PP1; 54:16 Kaderli (Muggli, Gruber) 4:7 PP1; 59:47 Braillard (Kaderli) 5:7 PP1.
Strafen: 9 x 2 Minuten gegen die Schweiz, 9 x 2 Minuten gegen Schweden.
Schüsse aufs Tor: 35:36 (11:5, 7:19, 17:12)
Schweiz: Elijah Neuenschwander (ab 20:00 Kirsch); Muggli (A), Bunzli; Rhyn, Johnson; Sansonnens, Schneller; Haefliger; Reber, Graf (C), Dorthe (A); Rafael Meier, Gredig, Kaderli; Braillard, Endo Meier, Simon Meier; Antenen, Gruber, Steiner; Wey.
Schweden: Thelin (Ersatz: Gidlof); Gustafsson, Sandin Pellikka (C); Lindstein (A), Willander; Bergqvist, Hallquisth; Hurtig; Stenberg, Edstrom (A), Unger Sorum; Wahlberg, Nilsson, Eklund; Hesqvist, Frosfjall, Granberg; Vuollet, Eriksson, Altorn; Traff.
Bemerkungen: Schweiz ohne Jonah Neuenschwander, Balestra, Huet (überzählig). Schweden ohne Strahl (überzählig). – 20:00 Goaliewechsel Schweiz (Kirsch anstelle von Neuenschwander).