Bern: Ungewissheit nach mässigen Saisons
Gemäss Raeto Raffainer, Chief Sport Officer SC Bern, will der SC Bern mittelfristig (in ca. 3 Jahren) wieder an die Spitze des Schweizer Eishockeys zurückkehren. Bis dahin braucht es jedoch Geduld und ganz viel Arbeit beim Einbau von jungen Talenten in die erste Mannschaft.
Wäre die vorletzte Saison nicht abgebrochen worden, hätte sich der SC Bern den Gang in die Playouts nicht ersparen können. Und in der letzten Saison schaffte man es knapp in die neu geschaffenen Pre-Playoffs und dort sogar in den Viertelfinal. Dort war jedoch gegen den späteren Schweizer Meister EV Zug Endstation. Neben der sportlich schwierigen Situation kam noch im Februar 2020 die Covid-Situation dazu, welche dem SC Bern im letzten Geschäftsjahr einen Verlust von CHF 1'536'142.00 bescherte. Auf Grund der finanziellen Situation muss der SC Bern kleinere Brötchen backen. Das heisst, dass namhafte Zuzüge fast gänzlich ausblieben und einige hoffnungsvolle junge SCB-Spieler nicht in Bern gehalten werden konnten. Mit dem Einbau von jungen Spielern und dem Aufbau eines Leistungszentrums will der SC Bern mittelfristig wieder an die Spitze der National League zurückkehren.
Torhüter
In der letzten Saison wurde Philip Wüthrich (1998) behutsam an die NL herangeführt. In 21 Spielen und einer Fangquote von 90.6% konnte er sein Potential unter Beweis stellen. Hinter dem finnischen Torhüter Tomi Karhunen war er die Nummer 1B in Bern. Der Finne verliess den SC Bern auf diese Saison hin in Richtung DEL (Straubing Tigers). In der Saison soll Philip Wüthrich nun die Nummer 1 werden. Zu seiner Unterstützung wurde Daniel Manzato aus Genf geholt. Der erfahrene Daniel Manzato spielte schon einmal für den SC Bern für ein Spiel, in dem er sich aber verletzte und danach nicht mehr zum Zug kam. Letzte Saison kam er bei Genf-Servette nach der Verletzung von Gauthier Descloux zum Einsatz und war mit grossartigen Leistungen massgeblich am Finaleinzug von Servette beteiligt. Jetzt soll er mit seiner Erfahrung dem genau 14 Jahre jüngeren Philip Wüthrich (beide haben am gleichen Tag Geburtstag) weitergeben. Auf der Goalieposition muss sich der SC Bern für die kommende Saison keine Gedanken machen.
Verteidigung
Gerade erst wurde mit «Verteidigungsminister» Ramon Untersander der Vertrag bis 2025 verlängert. Ein wichtiges und starkes Zeichen um die mittelfristige Rückkehr an die Spitze wieder zu erreichen. Defensiv spielt er ziemlich abgeklärt und gegen vorne ist er jederzeit für Gefahr gut. Neben Ramon Untersander steht vor allem Beat «Bidu» Gerber im Fokus. Er nimmt seine 23. und letzte Saison in der NLA in Angriff. Nach vier Jahren in Langnau, wechselte Beat Gerber 2003 in die Hauptstadt und absolviert nun seine 19. Saison beim SC Bern. Der 39-jährige Beat Gerber ist ein stiller, zuverlässiger Defensivspieler, welcher nicht mit Scorerpunkten glänzt, aber dafür mit unbändigem Willen und Einsatz. Irgendwie ist es kaum vorstellbar, dass in der nächsten Saison die Nummer 2 nicht mehr auf dem Eis stehen wird. Neben den beiden Routiniers Ramon Untersander und Beat Gerber ist da noch Calle Andersson. Der Schwede mit Schweizer Lizenz war in den beiden letzten Saisons nicht unbestritten. Viele Geister schieden sich wegen seiner Leistung. Von ihm muss und darf mehr erwartet werden, so dass das Preis-Leistungs-Verhältnis wieder ins Lot kommt. Viele junge Spieler werden in der Berner Verteidigung eingesetzt und werden neben den Arrivierten Erfahrung sammeln können. Es wird sich weisen, ob sich das Berner Bollwerk gut in Szene setzen kann.
Angriff
Im Laufe der letzten Saison holte der SC Bern seinen ehemaligen Spieler Cory Conacher aus Lausanne zurück in die PostFinance Arena. Mit ihm ging es danach wieder etwas aufwärts. Cory Conacher und Dustin Jeffrey blieben in Bern und neu stiess der ehemalige Genfer Kaspars Daugavins dazu. Vom bulligen Stürmer aus Lettland erhofft man sich doch einiges, ob er jedoch an die gute Zeit in Genf anschliessen kann, ist eher fraglich. Den erfahrenen Spielern Simon Moser, Thomas Rüfenacht, Tristan Scherwey, Alain Berger oder Grégory Sciaroni wurden ganz viele junge Spieler, wie Ronny Dähler, Joshua Fahrni, Noah Fuss oder auch der bereits regelmässig eingesetzte Jeremi Gerber zur Seite gestellt. Vincent Praplan wird sicher eine Führungsrolle zugedacht im Angriff. Es ist ein gutes Gemisch zwischen Jung und Alt, welches jedoch sicher eine gewisse Zeit benötigt um in der NL Fuss zu fassen.
Trainer
Mit Johan Lundskog kommt ein junger, hungriger Trainer aus Davos, wo er während zwei Saisons als Assistenzcoach von Christian Wohlwend tätig war. Der SC Bern ist seine erste Station als Headcoach. Er soll mit seiner Art frischen Wind in das Berner Spiel reinbringen und den SC Bern auf die Erfolgsspur zurückführen. Johan Lundskog äusserte sich vor dem Saisonstart gegenüber hockeyfans.ch wie folgt: „Wir sind zufrieden, wie wir in den Vorbereitungsspielen gespielt haben und sind auf dem Weg zurück zum Level, das wir erreichen möchten. Es wird eine lange Saison und wir haben noch viel Arbeit vor uns. Man kann sich noch überall verbessern. Wir müssen schauen, dass wir im ersten Spiel gegen Fribourg-Gottéron den Puck managen und das Spiel bestimmen. Unser Ziel für die Saison muss sein, die Playoffs zu erreichen.“
Offene Transfers
In der ersten Septemberwoche ist der Deutsche NHL-Spieler Dominik Kahun beim SC Bern zu Gast. Sollte er sich keinen neuen Vertrag in der NHL ergattern können, besteht die Möglichkeit, dass er sich für einen Vertrag beim SC Bern entscheidet. Andrew Ebbett zu Dominik Kahun: „Er hat gute NHL Level Skills, ist ein sehr guter Spieler. Die Schweizer haben das gesehen, wie er im deutschen Team und mit Haas in Edmonton gespielt hat. Für ihn ist es gut, dass er als Gast hier eingeladen wurde, um trainieren zu können. Wenn es diese Woche nicht mit einem NHL-Vertrag klappt, würden wir ihn sehr gerne nächsten Dienstag im SCB-Dress auf dem Eis sehen.“ Falls nicht, müsste GM Andrew Ebbett sich weiter auf die Suche nach einem vierten Ausländer begeben.
Fazit
Für den SC Bern wird es auch aufgrund der wachsenden Konkurrenz im Mittelfeld schwierig werden, die direkte Qualifikation für die Playoffs (Rang 1-6) zu schaffen. Die Berner befinden sich in einem Neuaufbau und es wird sicher einige Zeit vergehen, bis wir den SC Bern wieder an der Spitze des Schweizer Eishockeys sehen werden. Wir tippen den SC Bern nach der Quali auf Rang 8 ein.
hockeyfans.ch-Ranglistentipp
1.
2. ZSC Lions
3. Genf-Servette
4.
5. HC Lugano
6. EHC Biel
7.
8. SC Bern
9. HC Davos
10. HC Ambrì-Piotta
11.
12.
13. HC Ajoie
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Wüthrich
Wird es auch diese Saison viel Verkehr vor dem jungen Torhüter Philip Wüthrich geben? Foto: Jari Pestelacci / JustPictures.ch