Andrighetto: “Wir kommen immer näher an die Top-Nationen”
Sven Andrighetto von der Colorado Avalanche ist einer der Schlüsselspieler in der Schweizer Nationalmannschaft bei der diesjährigen IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft mit Dänemark. Wir sprachen am spieflreien Tag mit ihm.
Sven Andrighetto, Sie sind schon früh nach Nordamerika gewechselt um in einer der kanadischen Juniorenligen (QMJHL) zu spielen, vor allem um sportlich weiter zu kommen?
Ich wollte schon immer in Nordamerika spielen, dies war mein Ziel, auch schon bei den Junioren. Ich habe ein Jahr in der damaligen Nationalliga B mit Visp die Playoffs bestritten, wir wurden Meister und es war Zeit den nächsten Schritt zu machen. Das Endziel war die NHL und für mich war es klar, dass meine Chancen am besten sind, wenn ich die Juniorenliga wechsle.
Und der Traum von der NHL wurde Wirklichkeit, erste Station war Montréal, wo Sie aber nie richtig Fuss fassen konnten.
Dass ich dort nie eine richtige Chance bekommen habe, lag an vielen Faktoren. Einerseits kann es sein, dass du bei einigen Leuten nicht beliebt bist oder das Spielsystem. Vielleicht passte meine Spielweise einfach nicht. Ich erhielt in Montréal nie eine richtige Chance und war daher megafroh, dass der Trade zu Colorado zustande kam. Aber ich habe trotzdem in meiner Zeit in Montréal viel gelernt. Ich war vier Jahre in der Organisation, auch mit dem hin und her zwischen AHL und NHL, dies hat mich menschlich sicher weitergebracht.
In der AHL zu spielen muss speziell sein. Ihr seid Teamkollegen aber gleichzeitig Konkurrenten, jeder will ja den Sprung in die NHL schaffen.
Innerhalb der Mannschaft gab es keine Probleme, nur ein gesunder Konkurrenzkampf. Dies bringt jeden dazu noch etwas mehr zu geben. Das Ziel ist natürlich die «grosse» Liga. Ich habe auch in St John’s gespielt, auf einer Insel, einer der Plätze in der AHL, wo du dich nicht wirklich wohl fühlst, aber dies soll so sein – eine zusätzliche Motivationsspritze um alles zu geben um nach oben zu kommen.
Vor zwei Jahr war Colorado eines der schwächsten Teams der Liga, heuer habt ihr einen grossen Schritt nach vorne gemacht – eine Mannschaft mit Perspektiven?
Als ich zu Colorado stiess, ich kam zu 19 Einsätzen, war schon klar, dass man aus dem Playoffrennen war. Es ist schon toll, welchen Turnaround wir innerhalb einer Saison geschafft haben. Niemand erwartete uns in den Playoffs, nur wir haben wirklich daran geglaubt. Wir waren in der Saison vorher abgeschlagen letzte. Wir sind das jüngste Team der Liga, daher ist es sehr eindrücklich, was wir erreicht haben und wir können stolz sein. Aber es ist klar, dass nach einer solchen Saison die Erwartungen steigen und in der nächsten Saison müssen wir einen weiteren Schritt nach vorne machen.
Sie haben schon zweimal mit der U18 und mit der U20 an Weltmeisterschaften teilgenommen. Dies ist nach 2015/16 Ihre zweite WM-Teilnahme mit einer A-Nationalmannschaft. Wie wurden Sie hier in Kopenhagen aufgenommen?
Sehr gut, ich habe ja praktisch mit allen Jungs in der Juniorennationalmannschaft gespielt oder kenne andere als Gegner. Es ist schön wieder bekannte Gesichter zu sehen und es ist cool sich nach so vielen Jahren austauschen zu können. Wir haben eine gute Atmosphäre und eine Supertruppe hier.
Gibt es in Ihrer Familie weitere Sportler und was macht Sven Andrighetto, wenn er nicht Eishockey spielt?
Mein Bruder hat lange Eishockey gespielt, wie auch mein Vater. In meiner Freizeit bin ich vor allem mit der Familie, Kollegen und Freuden unterwegs. Die Zeit im Sommer nutzte ich vor allem um mich mit Ihnen auszutauschen.
Wieso nennen Sie alle «Ghetto» und nicht bei Ihrem Vornamen Sven?
Dies stammt schon aus meiner Zeit als Mini, schon dort wurde ich Ghetto gennant und dies ist bis heute so geblieben.
Sprechen wir kurz über die aktuelle WM. Bisher sieht man an dieser WM ein Schweizer Team das mitspielt, nicht wie früher, als man aus einer gesicherten Defensive agierte. Habt ihr mit dieser Spielweise auch Chancen gegen die grossen Brocken an dieser WM?
Klar ist, dass wir Spiel für Spiel nehmen müssen, es bringt nichts zu weit nach vorne zu schauen. Wir nehmen Schritt für Schritt und konzentrieren uns auf den nächsten Gegner. Wir haben jetzt eine so gute Mannschaft, dass wir gegen jeden Gegner unser Spiel durchziehen wollen. Auch gegen die Grossen können wir mitspielen und diese herausfordern. Klar sind wir immer noch der Underdog gegen die Top-Nationen und dies wird sich so schnell nicht ändern, aber ich glaube wir kommen Ihnen immer näher.
Wo sehen Sie ihre Schwächen und wie wird Ihr Sommertraining aussehen, mit einem Personaltrainer?
Auf diesem Niveau darfst du nie zufrieden sein. Ich kann mich sicher noch in allen Belangen verbessern. Seit zwei Jahren trainiere ich mit Mirco Müller und Luca Cunti in Oerlikon zusammen mit einem Trainer.
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