12. Mai 2005 // 20:15 Uhr.

WM 2005, Viertelfinale

2 : 1
(1:1, 1:0, 0:0)
Schweden Schweiz


Matchtelegramm

 

Stadion: Olympiahalle, Innsbruck. - 5103 Zuschauer.
Schiedsrichter: Minar (CZE), Halecky (SLK)/Laschowski (CAN).
Tore:
      ·  1:20 Plüss (Rüthemann, Streit/Ausschluss Kronwall) 0:1.
      ·  6:45 Kronwall (Zetterberg, Hedström) 1:1.
      ·  24:43 Daniel Sedin (Kronwall, Jörgen Jönsson) 2:1.

Strafen: 6-mal 2 plus 10 Minuten (Påhlsson) gegen Schweden, 7-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Schweden: Lundqvist (Ersatz: Holmqvist); Kronwall, Bäckman; Rhodin, Kenny Jönsson; Johansson, Ronnie Sundin; Mattias Norström; Påhlsson, Alfredsson, Axelsson; Kahnberg, Zetterberg, Hedström; Jörgen Jönsson, Höglund, Peter Nordström; Samuelsson, Henrik Sedin, Daniel Sedin; Franzén.

Schweiz: Gerber (Ersatz: Aebischer); Keller, Streit; Seger, Forster; Blindenbacher, Bezina; Vauclair, Geyer; Di Pietro, Plüss, Della Rossa; Rüthemann, Ziegler, Paterlini; Lemm, Jeannin, Fischer; Ambühl, Conne, Romy.

Schussverhältnis: 36:20 (11:5, 15:5, 10:10).

Powerplay: Schweden kein Tor in 12:01 Minuten, Schweiz 1 Tor in 10:17 Minuten.

Bemerkungen: Schweiz ohne Wichser (verletzt), Bührer und Patrik Bärtschi (beide überzählig). - Schweiz ab 59:21 ohne Torhüter. - 59:30 Time-out Schweiz. - Beste Spieler: Peter Nordström (Schweden), Severin Blindenbacher (Schweiz). - Zu den besten Schweizer Spielern der WM gewählt: Martin Gerber, Mark Streit, Martin Plüss.


Schweiz verbessert, aber noch nicht gut genug für Halbfinale

Von Martin Merk, Fotos von Melanie Beyli

Die WM 2005 in Österreich endete für die Schweiz mit der schwedischen Nationalhymne: Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hat zum dritten Mal in Folge das Viertelfinale erreicht, aber verloren. Mit 1:2 fiel die Niederlage gegen Schweden knapper aus als in den vergangenen Jahren und auch als im letzten Aufeinandertreffen auf Schweden in dieser Phase 1998 (1:4, 2:7).

Schweden gegen Schweiz, das ist das ungleiche Duell zwischen den trotz zahlreicher Absagen (Näslund, Forsberg, Sundin...) mit vielen NHL-Stars bespickten Schweden und der "kleinen Schweiz". Zwischen dem bislang offensiv auffälligsten Team mit der bislang besten Ausbeute und den insbesondere durch ihre defensive Stabilität auffallenden Schweizern. Zwischen einem der WM-Favoriten mit zuletzt zwei Silbermedaillen in Serie und einem Land, das mit der Viertelfinal-Teilnahme das Soll bereits erreicht hat. Das Duell zwischen dem "Schüler" Bengt-Åke Gustafsson an der schwedischen Bande und dessen "Lehrer" Ralph Krueger bei den Schweizern nach rund zehnjähriger Zusammenarbeit beim SEHV und bei Feldkirch. Und es ist das erste Mal seit der WM 1998, dass die Schweizer die Schweden in den Playoffs fordern. Damals scheiterten sie in Zürich mit zwei klaren Niederlagen im Halbfinale und Schweden holte seinen siebten und bislang letzten Weltmeister. Seither waren die Schweden nie besser an einer WM, seither konnten sich auch die Schweizer nie besser klassieren.

Nun aber schien alles für die Schweizer zu starten. Sie kamen zu den ersten Möglichkeiten und zu einem Powerplay, weil Niklas Kronwall wegen hohen Stocks früh auf die Strafbank musste. Diese Gelegenheit liessen sich die Schweizer nicht nehmen und Martin Plüss, der schwedische Meister bei den Eidgenossen, lenkte einen Blueliner Ivo Rüthemanns ins Tor von Henrik Lundqvist. Doch damit waren die Schweizer Highlights für eine längere Zeit bereits aufgezählt. Gegen die schwedischen Eishockey-Ästheten hatten sie wenig mitzureden. Ob im Überzahl, bei fünf gegen fünf oder in Unterzahl - die Schweden hatten ihren Gegner meist im Griff. Die Schweizer mussten sich insbesondere auf ihren Gegner konzentrieren und kamen kaum zu kreativen Offensivaktionen, wirkten nach vorne etwas verkrampft und mittellos. Hinten hatte man mit Martin Gerber einen statistisch starken Rückhalt, der jedoch gegen seine Team- und Ligakollegen aus der schwedischen Elitserien nicht immer die stoische Ruhe ausstrahlte, sondern zwischendurch etwas nervös wirkte, an den Gegentoren jedoch unschuldig war.

Nach knapp sieben Minuten wurde auch der Ausgleich dank zwei Verteidigern wiederhergestellt. Mattias Norström setzte sich an der Bande durch und Niklas Kronwall schloss an den Schweizer Feldspielern und Gerber vorbei zum 1:1 ab. So machte er die verschuldete Strafe zum 0:1 wieder wett. Die Schweizer mussten sich so mit dem ausgeglichenen Spielstand zufrieden geben, denn ein Powerplay-Knaller von Goran Bezina nach 18 Minute und ein Weitschuss Flavien Connes eine Minute später waren die einzigen ernsthaften Chancen der Schweiz während den restlichen Minuten des Startsdrittels.

Trotzdem konnten die Schweizer das Resultat gegen die Schweden lange halten. Erst in der 25. Minute ging das Tre-Kronor-Team in Führung, als Daniel Sedin gegen den Schweizer Torhüter Martin Gerber mit der Stockschaufel antäuschte und den Puck schliesslich hoch ins Tor beförderte. Mehr Gegentreffer liessen die tapferen Schweizer nicht zu, hatten aber im Mitteldrittel auch kaum Möglichkeiten für einen Ausgleichstreffer. Oft war kein Durchkommen mit den vorhandenen, spielerischen Mitteln.

Die Schweizer waren jedoch nicht bereit, den Schweden einen lockeren Sieg zuzugestehen. Insbesondere im Schlussdrittel bekamen die Skandinavier die Wut der Schweizer in Form von mehr Angriffe und mehr Härte zu spüren, die letzten Energiereserven wurden eingesetzt. Es reichte zu so vielen Torchancen wie in den beiden Dritteln zuvor und gleich viele wie bei den Schweden. Aber die schwedische Mauer brach nicht zusammeln, bröckelte höchstens ganz leicht. Und so war für die Schweizer die WM zu Ende, wo sie auch in den vergangenen beiden Jahren zu Ende ging: Im Viertelfinale. In der WM-Rangliste werden die Schweizer auf Platz 8 geführt werden und in der Vierjahres-Weltrangliste auf den sicheren achten Rang liegen. Für die Schweden geht es in Wien weiter um den Titelkampf.

Stimmen, aufgezeichnet von Martin Merk

Martin Plüss, Stürmer Schweiz: "Ich bin sehr enttäuscht, da wir nahe dran waren. Wir haben unser Bestes gegeben und ein super Turnier gespielt, in welchem wir ausser gegen die Slowakei immer Siegeschancen hatten." Für heute habe es aber nicht gereicht, weil die Schweizer am Limit spielten und in Schweden einen starken Gegner fanden. "Sie hatten das Spiel kontrolliert, waren aber nicht so sattelfest."

Mark Streit, Verteidiger Schweiz: "Wir waren sehr gut gestartet, aber Schweden spielte sehr gut und kontrollierte das Spiel. Wir haben Fortschritte bei den Special-Teams gemacht, müssen aber cleverer werden hinsichtlich dummer Strafen, die viel Kraft kosten."

Daniel Sedin, Stürmer Schweden: "Wir spielten defensiv ein gutes Spiel, was der Schlüssel zum Erfolg war. Die Schweiz kommt langsam zu den Top-6 rauf, war ein sehr harter Gegner für uns."

Jörgen Jönsson, Stürmer Schweden: "Es war ein hartes Spiel. Wir waren besser über 60 Minuten, aber es war knapp. Es hätte auch ein 2:2 fallen können und wir sind glücklich, dass es so herausgekommen ist wie es ist."

Ralph Krueger, Headcoach Schweiz: "Ich bin stolz auf meine Spieler. Die WM kostete viel Energie, welche wir vor allem in den anderen sechs Spielen eingesetzt hatten, um das Viertelfinale zu erreichen. Es ist hart, zum dritten Mal in Serie auszuscheiden, aber wir waren viel näher dran als (2003, 2004) gegen die Slowakei. Wir hatten aber nicht genug Energie für heute und spielten am Limit, was man in der Offensive sah." Er lobte Schweden für seine sehr stabile und fehlerlose Spielweise. "Wir glaubten an die Möglichkeit eines Sieges, Schweden liess dies aber nicht zu und kontrollierte das Spiel. Uns fehlt nur noch vielleicht fünf Prozent zu den Top-7. Wenn sich jeder technisch steigert, kann es nächstes Jahr vielleicht klappen", so Krueger.

Bengt-Åke Gustafsson, Headcoach Schweden: "Wir hatten einen hohen Druck des Siegens vor dem Spiel. Ich bin glücklich, wie wir dieses harte Spiel gewonnen haben."

Am Freitagabend mit weiteren Stimmen in der WM-Rubrik zu lesen: Das WM-Fazit und Zukunftsaussichten bei der Schweizer Nationalmannschaft.





























zurück zur WM-Übersicht