Eishockey Weltmeisterschaft 2004
in Prag und Ostrava (Tschechien)

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Hintergrund
Slowakei


Die Sprache der Statistik

Von Urs Berger

Die Schweizer haben es nun also geschafft und stehen im Viertelfinale gegen die Slowakei. Noch ist nicht bekannt um welche Zeit die Schweizer diesen schweren Gang antreten müssen. Doch bekannt sind nun einige Daten beider Teams, die interessante Aufschlüsse über das Verhalten der Mannschaften aussagen. Ein Blick in die Welt der Statistik.

Beginnen wir mit der Torhüter-Statistik der beiden Mannschaften. Diese Statistik sagt viel über das Defensivverhalten der Mannschaften und die Stärke der Torhüter aus. In dieser Teamwertung führen die Slowaken das Turnier ganz klar an. Die Slowaken verfügen mit dem Torhüterduo Jan Lasak und Karol Krizan ein gutes Tandem, das sich optimal ergänzt. Lasak spielte diese Saison in der russischen Liga bei SKA St. Petersburg und erzielte dort mit einem guten Wert. Er spielte 34 Spiele und erledigte seine Aufgabe mit durchschnittlichen 2.40 erhaltenen Toren pro Spiel gut, aber nicht sehr gut. Nun scheint es aber in der Nationalmannschaft besser zu laufen als in der bisherigen Saison. Schon am Skoda-Cup kam er auf eine starke Fangquote von 96.97%. Mit der Nationalmannschaft erreicht er Werte, welche man bei ihm noch selten gesehen hat. Mit zur Zeit sensationellen 5 Gegentoren und einem Schnitt von 95.93% der gehaltenen Schüssen führt er klar die Torhüterrangliste an, Martin Gerber folgt auf Rang sieben mit 92.59% der gehaltenen Schüsse und einem Durchschnitt von zwei erhaltenen Toren pro Spiel.

Die nächste interessante Statistik ist das Powerplay. Dort sind die Schweizer vor den Slowaken klassiert. Mit 18.75% der verwerteten Powerplay-Möglichkeiten gegenüber von "nur" 16.67% können die Schweizer in dieser Disziplin überzeugen. Anders sieht es jedoch bei der zweiten "Disziplin", dem Penalty Killing aus. Die Schweizer haben bisher nach den Dänen am meisten Strafen kassiert und liegen dort auf Platz zwei. Somit haben aber die Schweizer auch die Möglichkeit, sich im Penalty Killing zu steigern. Dies haben sie, über den Turnierverlauf gesehen, auch gemacht und so konnten sie sich nun auch in dieser Wertung verbessern, liegen aber hinter den Slowaken mit einer Erfolgsquote von 82.35%. Die Slowaken ihrerseits haben eine Erfolgsquote von 91.30%. Im Klartext heisst das für die Schweizer, dass sie nicht zu viele Strafen kassieren sollten und speziell für Thomas Ziegler, der auf dem siebten Rang ist unter den "bösen" Buben, heisst es diszipliniert zu spielen und keine Strafen zu kassieren.

Eine der aussagekräftigsten Einzelstatistiken ist die Plus/Minus-Bilanz eines jeden einzelnen Spielers. Dor wird akribisch Buch geführt, wer wann bei welcher Situation auf dem Eis stand. In dieser Statistik zählen jedoch die eigenen und gegnerischen Überzahltore nicht. In dieser Disziplin sind die Slowaken ungeschlagen, haben sie doch 11 Spieler unter den besten 30 platziert. Dies bedeutet für die Schweizer, die nur mit Ivo Rüthemann in den ersten 30 vertreten ist, dass sie sich nicht nur auf eine Linie konzentrieren können, sondern gegen alle Spieler hart, aber fair, zur Sache gehen müssen.

Anders sieht die Situation wiederum bei den Einwürfen aus. Dort haben die Schweizer mit Luca Cereda, Martin Plüss und Andres Ambühl gleich 3 Spieler unter den ersten 11 Bullyspezialisten. Erst an vierzehnter Stelle folgt Richard Kapus und sogar erst an 27. Stelle der nächste Slowake. Die Schweizer können sich also bei den Anspielen eine gewisse Chance ausrechnen. Dies kann zu guten Möglichkeiten führen, wenn die Nationalmannschaft gut und konzentriert spielt und die Einwürfe verwerten kann.

Ab so vielen Statistiken kann der Trainer seine Linien und seine Spielweise auf den jeweiligen Gegner einstellen. Natürlich hat er noch viele andere Möglichkeiten, wie das Studium der verschiedenen Videosequenzen, die Berichte seiner "Späher" oder die Erfahrungen aus den Vorbereitungsspielen. Doch abgesehen davon, kann jeder Trainer seine Mannschaft noch so gut mit den Statistiken, mit den Videos oder mit Taktik vollstopfen, entschieden wird das Spiel durch das individuelle Verhalten der Spieler auf dem Eis und gerade dies macht jedes Spiel, jede Begegnung, jedes Drittel, ja sogar jeder Einsatz einmalig. Lassen wir uns also am Donnerstagabend um voraussichtlich 20:15 Uhr über das Spiel, die Taktik und das Verhalten der Spieler auf dem Eis überraschen und geniessen einfach ein hoffentlich spannendes, intensives und schnelles Spiel und vielleicht mit einem Sieg des Schweizer Nationalmannschaft? Die Statistik sagt nicht nein!