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Slowakei – Wenn nur nicht der Torhüter wäre

Von Urs Berger

Die olympischen Spiele werden nicht einfach für den slowakischen Headcoach Frantisek Hossa. Der Vater der Gebrüder Hossa übernahm im September 2002 die slowakische Nationalmannschaft von Jan Flic. Hossa steht nun, zum ersten Mal an olympischen Spielen, als Headcoach an der Bande der Slowaken. Sein Augenmerk richtet er dabei auf ein schnelles und offensives Spiel. Dies sieht man auch an seinem aktuellen Kader an. Die Namen lesen sich wie das Who-is-who in der Slowakei. So kann es denn nicht erstaunen, dass die Medien hinter vorgehaltener Hand von einer Medaille sprechen. Doch ist das realistisch?

In den letzen Jahren war die Slowaken an den olympischen Spielen nicht besonders erfolgreich. 1994 nahm man das erste Mal als slowakische Republik teil. Vorher war man mit der tschechischen Republik vereinigt. Im ersten Jahr schloss man auf dem sechsten Platz ab, 1998 wurde man zehnter und vier Jahre später stürzte man total ab und landete auf dem unglücklichen dreizehnten Platz. Dies soll anders werden. Davon ist man wenigstens im slowakischen Verband und in den slowakischen Medien überzeugt. Der Kader lässt denn auch keine Wünsche offen.

In der Verteidigung steht der Hüne Zdeno Chara in der Verantwortung. Mit seiner Körpergrösse von 206 cm kann er jeden angreifenden Stürmer ausschalten und auch in der Offensive Akzente setzen. Er teilt aus, steckt aber auch ein und ist im Powerplay als Störer vor dem gegnerischen Tor jederzeit bereit, ein Tor zu erzielen. Nicht nur Chara ist ein Hüne. Auch der 196 grosse Majesky von den Washington Capitals verfügt über eine grosse Reichweite. Ivan Majesky ist jedoch anders als Chara ein typischer Stay-at-home Verteidiger, der sich mehr um die Defensive als um die Offensive kümmert. So ist denn auch seine Torausbeute eher bescheiden. Seit 1995 hat er in der NHL nur gerade 30 Tore erzielt. Dennoch ist er einer der wichtigsten Spieler der Slowaken. Macht er seinen Job gut und räumt vor dem Tor auf, fallen kaum Tore. Der jüngste Verteidiger in den Reihen der Slowaken ist der erst 21-jährige Andrej Meszaros. Er kam vor der Saison aus der Juniorenliga WHL zu den Ottawa Senators und überraschte dort alle mit seinem intelligenten Spiel. Einziger Schwachpunkt in seinem Spiel ist, dass er noch nicht die Balance zwischen offensivem Spiel und defensiver Sicherheit hat. Doch diese Flausen werden ihm sicher rasch ausgetrieben und er kann von den erfahrenen Mannschaftskollegen lernen.

Im Sturm sind die Slowaken top besetzt. Mit Spielern wie Lubos Bartecko, den Gebrüdern Hossa, Richard Zednik oder Miroslav Satan hat man eine geballte Kraft an Offensive im Kader. Bartecko spielt zurzeit in Schweden und ist nun unter den besten Topten der schwedischen Elite-Liga, obwohl er die Saison in der slowakischen Extraliiga angefangen hat. Dies sagt viel über seine Qualitäten als Spieler aus. Ein Fragezeichen muss man zurzeit hinter den Namen Peter Bondra machen. Gegenüber Medien in der Slowakei äusserte er sich, dass er sich nicht fit genug fühle um an den olympischen Spielen teilzunehmen. In seinem Alter, so Bondra, wäre es an der Zeit seinen Platz einem jüngeren Spieler zu überlassen. Das Spiel der Slowaken steuern soll Jozef Stumpel. Der Puckverteiler im Team verfügt über eine sehr gute Spielübersicht, ist kreativ und seine Pässe kommen präzise beim Mitspieler an. Wenn er seinen harten Schuss einmal einsetzt, dann trifft er ins Schwarze und der gegnerische Torhüter hat das Nachsehen. Ein weiterer Stürmer, der in der Offensive eine gute Durchschlagskraft hat, ist der junge Marek Svatos. Er absolviert an den olympischen Spielen das erste Mal ein grosses Turnier. Er war bisher noch an keiner A-Weltmeisterschaft vertreten. An den U20 Weltmeisterschaften 2002 in Tschechien skorte er in sieben Spielen sieben Punkte und schloss als bester U20-S pieler der Slowaken, mit 9 Punkten, auf dem vierten Platz ab. Ein spezieller Spieler ist Miroslav Satan. Der gross gewachsene Hüne von den New York Islanders nimmt bereits an seinen dritten olympischen Spielen teil. Der Routinier ist ein geborener Goalgetter, verfügt über einen harten und direkten Schuss, doch wenn er keine Tore schiesst, dann lässt er das spielen sein, und taucht dann je länger je mehr ab, und ist am ende des Spieles nicht mehr zu sehen.

Wie sieht es auf der Position der Torhüter aus? Dort sind die drei beteiligten Torhüter gefordert, an ihre Grenzen zu gehen. Gesetzt ist Jan Lasak. Der Torhüter des tschechischen Extralige Klubs Pardubice verfügt über extrem gute Reflexe und atemberaubenden Paraden. Dennoch konnte er in der NHL nur sechs Parteien bestreiten und überzeugte in der härtesten Liga der Welt keinen Scout und er kehrte wieder nach Europa zurück. Anders sieht dies bei Peter Budaj aus. Budaj ist bei den Colorado Avalanche der härteste Widersacher von David Aebischer um den Kampf der Nummer eins Position im Tor. Dennoch ist er noch nicht vor dem grossen Durchbruch in der NHL. Noch lässt er hie und da noch einen haltbaren Schuss durchrutschen oder ist falsch positioniert und lässt so ein Tor zu, dass er nicht bekommen hätte, wenn er richtig gestanden wäre. Der dritte Torhüter, Karol Krizna, ist die Rückversicherung bei Verletzungen. Er spielt bei MoDo in der Schwedischen Elite Liga und hat in dieser Liga amd meisten Shutouts zu buche stehen.

Die Slowaken können durchaus eine Medaille erreichen. Doch die Mannschaft muss als Team auftreten, die Torhüter müssen perfekt sein und die Feldspieler müssen alles geben, um zu einer Medaille zu kommen. Nur dank einer perfekten Teamleistung und viel Spielglück können die Slowaken das Ziel erreichen. Also viele Wenn und Aber. Das grösste Problem sind die Torhüter. Werden sie halten, was auf ihr Tor kommt? Die Spiele werden es zeigen.

Im nächsten Teil: Kanada – Nur Gold zählt oder doch nicht?


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Short Notes

Einwohner: 5'430'033
Eingetragene Eishockeyspieler: 12'375
Eishallen: 42

Beste Spieler: Miroslav Satan, Jozef Stumpel
Zu beobachten: Marek Svatos
Überbewerteter Spieler: Michal Handzus
Coach: Frantisek Hossa

Was geschieht wenn.....
.... die Slowaken Erfolg haben? An dem Abend, an dem die Slowaken um Gold spielen würden, wäre in der Slowakei die Hölle los. Die Strassen wären leer und die TV Stationen würden grosse Einschaltquoten haben. Danach wäre eine Party angesagt. Auch wenn keine Goldmedaille gewonnen würde.