Der HC Lugano (hier: Leandro Profico) sind diese Saison öfters gestolpert. Foto: Michael Zanghellini (auf Bild klicken für MMS)

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Quo vadis, HC Lugano?

Von Maurizio Urech

Wie erwartete kostete die 2:3-Niederlage vom Samstag in Biel und das Zurückfallen auf den 11. Platz, nur der Kantonsrivale Ambri steht noch schlechter da, dem Trainer Duo Bozon-Bertaggia den Job. Die Zahlen sprechen für sich. Der HC Lugano verlor von den letzten acht Spielen deren siebten, man besiegte lediglich mit Ach und Krach den Kantonsrivalen. Sportlich gesehen steht man beim HC Lugano vor einem Scherbenhaufen.

Es wäre jedoch zu einfach, die Schuld für diese Misere nur beim Trainer Bozon zu suchen, der sicherlich auch seine Fehler begangen hat. Er vertraute den falschen Spielern, wie z.B. Romy. Der Nationalspieler konnte als Center des ersten Blocks nie beweisen, dass er ein Spieler ist, auf den man in schwierigen Momenten zählen konnte. Er besitzt weder die nötige „Grinta“, noch das Durchsetzungsvermögen, um ein Leader dieser Mannschaft zu sein. Dies gilt jedoch auch für andere Spieler mit Schweizer Pass, die in der Offensiv-Abteilung der Bianconeri tätig sind. Die einzig wahren Leader sind in der Verteidigung zu finden mit Julien Vauclair und Steve Hirschi.

Prinzipiell ist es so, dass auch die Mannschaft eine Teilschuld trifft, denn jedes Mal wenn man eine positive Serie hätte einleiten können, versagte diese, siehe Niederlagen zu Hause gegen die Tigers oder die Lakers. Man wurde das Gefühl nicht los, dass sich die Mannschaft teilweise überschätzte und dachte nach einem klaren Sieg im Derby oder auswärts beim Leader Kloten gehe es dann schon von selbst.

Nicht geholfen hat dem Bozon auch die ungenügende Leistungen der Ausländer. Diejenigen, welche als Leader vorgesehen waren, konnten diese Rolle nicht ausfüllen. Petteri Nummelin ist nur noch ein Schatten seiner selbst, es wäre vielleicht klüger gewesen ihn nach Russland ziehen zu lassen. Und Hennessy verschwand nach einem guten Beginn in der Versenkung. Der einzige der sich bisher konstant gesteigert hat ist Genoway, während Bourque einen besseren Center an seiner Seite braucht, um seine Qualitäten ausspielen zu können.

Darum steht auch Sportdirektor Habisreutinger arg im Gegenwind wegen seiner Ausländerpolitik. Sein Wunschspieler Hennessy ist mehr oder weniger ein Flop, dann gab es noch das Problem mit Clymer, der wegen seiner Knieverletzung wohl nie für den HC Lugano spielen wird. Vor allem wird ihm aus dem Umfeld vorgeworfen, er habe nicht alles Mögliche gemacht, um Metropolit zurück nach Lugano zu holen. Und wie die Saison bisher verlaufen ist, kommt man nicht darum zu sagen, dass wohl ein Metropolit genau der Leitwolf gewesen wäre, der dieser Mannschaft fehlt.

Da der neue Coach, man spricht von Bob Mongrain, sicherlich keinen Zauberstab besitzt, wird man wohl oder übel noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden müssen, um die Offensivkraft der Mannschaft zu verstärken. Die grösste Arbeit wartet allerdings im mentalen Bereich auf den neuen Mann, denn die Statistiken zeigen, dass die Mannschaft wenn sie in Rückstand gerät, kein Spiel gewinnen kann. Lediglich einen Punkt gewann man bei der Niederlage nach Overtime in Zug und bei der Niederlage zu Hause ebenfalls in der Overtime gegen Genf-Servette.

Umgekehrt hat man nur zweimal nicht gewonnen hat, wenn man das erste Tor geschossen hat. Niederlage nach 60 Minuten zu Hause gegen Kloten, und im Penaltyschiessen auswärts gegen den SCB.

Um das erklärte Minimalziel, die Qualifikation für die Playoffs, noch zu erreichen, braucht es ein mittleres Eishockeywunder. Die Mannschaft, die unter Bozon nie zwei Siege in Folge feiern konnte, müsste schon eine Serie von fünf bis sechs Siegen hinlegen, wenn man noch eine reelle Chance haben will, wieder über den Strich zu klettern. Davon ist die Mannschaft in der momentanen Verfassung allerdings weit entfernt. Damit der HC Lugano wieder erfolgreich Eishockey spielt, muss man sich in der Chefetage noch einiges einfallen lassen.