In Riga 2006 hatten die Tschechen Alexander Ovechkin & Co. unter Kontrolle und gewannen das Duell im WM-Viertelfinale. Foto: Thomas Oswald (auf Bild klicken für MMS)

Tschechien wie 2006?

Von Urs Berger

Im morgigen Spiel kann Russland zum 23. Mal Weltmeister werden. Tschechien will dies verhindern. Wer hat am Ende die Nase vorn?

Jaromir Jagr hat mit seiner Nummer bereits Geschichte geschrieben. Seine Nummer 68 erinnert an den Aufstand in der Tschechoslowakei aus dem Jahre 1968. Und damit ein stiller Protest gegen die damalige Sowjetunion. Dies ist lange her und dennoch prägt dieses Ereignis noch bis heute seine Früchte in der Gesellschaft des inzwischen geteilten Landes.

Noch immer sitzt die damalige Unterdrückung der Zivilbevölkerung tief im Gewissen der Bewohner des Landes. Und so wird die morgige Begegnung denn auch wieder ein Kräftemessen mit der Vergangenheit sein. Und die Spieler um Jaromir Jagr speziell motiviert. Ein Sieg gegen das ungeliebte Russland käme in der Geschichte des Eishockey und des Landes gerade gelegen.

So wie 2006 in Riga, als man Russland im Viertelfinale mit 4:3 nach Verlängerung bezwang. Auch damals war des Spiel nach einer Olympiade. Ob dies die Vorzeichen sind, die Tschechien braucht, um den ungeliebten Bären aus Russland zu erlegen?

Zuzutrauen ist es ihnen. Denn Russland scheint, anders als in den letzten Jahren, anfällig zu sein. Zu sehr ist man auf die offensiven Spieler um Alexander Ovechkin und Ilya Kovalchuk angewiesen. Und wenn diese nicht treffen, dann steht hinten eine Verteidigung, welche mehrheitlich nach vorne spielt. Dazu kommt, dass Slava Bykov nach wie vor keine klare Nummer eins im Tor hat. Und dies kann durchaus ein Nachteil sein. Denn anders als Russland verfügt Tschechien über eine Mannschaft, die im Verlaufe des Turniers zusammengewachsen ist und sich für einander zerreisst. Genau diese Geschlossenheit und dieser Wille zum unbedingten Sieg liegt nahe, dass morgen der neue Weltmeister nicht Russland sein könnte. Sondern zum ersten Mal nach Wien 2005 wieder Tschechien. Die Vorzeichen dazu stehen gut. Oder steht der russische Bär auf und entledigt sich der Aufgabe bravourös wie in den letzten beiden Jahren?

Deutschland mit leeren Tanks?

Zum ersten Mal seit bestehen des Playoff-Formates konnte sich Deutschland unter die letzten Vier vorkämpfen. Morgen soll es Bronze werden. Ob dies gegen Schweden gelingt?

Entscheidend für beide Teams wird die Torhüterfrage sein. Denn spielt Dennis Endras im Tor, dann wird es für Schweden schwer werden. Ähnlich wie gegen die Schweiz wird Endras dabei im Mittelpunkt stehen und versuchen einen frühen Gegentreffer zu verhindern. Damit wurde er sein Team aufbauen und diese vor sicher ausverkauftem Hause auf seinem Rücken zu einem Sieg tragen. Ausser sein Gegenüber spielt ebenfalls noch eine Spur sicherer und noch eine Spur besser als zuletzt.

Oder die deutsche Verteidigung lässt durch einen dummen Fehler ein Tor zu, welches zu verhindern gewesen wäre. Dann wird es auch gegen Schweden nicht einfach und die Tormaschinerie läuft auf Hochtouren. Sicher ist, dass dieses Spiel entschieden wird, sobald ein Team mit einem Tor in Führung geht. Oder ist dies alles nicht so wichtig, das Deutschland nach einem solchen Effort auf der Zielgeraden mit leeren Tanks stehen bleibt? Auch dies scheint möglich. Wie das Finale am Abend ist auch das Spiel um Platz drei also offen. Eine Vorhersage bei beiden Spielen ist nicht möglich. Für Spannung ist also gesorgt.