Conference-Halbfinals: Vancouver vs. Chicago als Highlight

Von Dennis Schellenberg

Nach der ersten spannenden Runde in den diesjährigen NHL-Playoffs sind noch acht Teams im Rennen um Lord Stanleys Cup. Vor allem im Westen darf man sich auf enge Serien einstellen, währenddessen im Osten die Angelegenheiten klarer zu sein scheinen. Doch in den Playoffs weiss man ja nie.

San Jose Sharks (1.) vs. Detroit Red Wings (5.)

Protagonisten:
Die beiden Topvereine versprechen eine spannende und elektrisierende Affiche. San Jose gab sich nach Startproblemen keine Blösse, während Detroit im siebten Spiel gegen Phoenix diskussionslos gewann. Die beiden Teams werden auch einige Meilen im Flugzeug verbringen, da die beiden Städte bekanntlich weit auseinander liegen.

Das spricht für San Jose:
Im letzten Jahr war für San Jose bereits in der ersten Runde Schluss. Dank zusätzlich gewonnener Playofferfahrung hielten die Nerven dieses Mal. Dies dank einer souveränen Leistung von Nabokov und starken Auftritten von Pavelski und Clowe, die kampfstark und dazu noch torgefährlich sind. Das Team ist äusserst ausgeglichen und verfügt über ein gutes Unterzahlspiel. Dazu kommt, das Detroits Jimmy Howard nicht immer überzeugen konnte. Auch die Chancenauswertung der Red Wings war im Viertelfinal nur genügend. In der heimischen Joe Louis Arena gewannen die Wings keines ihrer drei Spiele. Nur zwei Sturmreihen von Detroit sind gefährlich.

Das spricht für Detroit:
Detroit hat mit Pavel Datsyuk vielleicht einen der besten Spieler im Kader. Untypisch für ein Russe hilft Datsyuk auch hinten aus und ist sehr wichtig für Coach Mike Babcock. Mit Henrik Zetterberg verfügen die Wings einen Erfahrenen Spieler, der in den Playoffs bisher in Topform war. Dieses Duo ist extrem gefährlich und kann Spiele entscheiden. Im Powerplay läuft die Scheibe gut und San Jose wäre gut beraten nicht all zu viele Strafen zu nehmen. Für die Wings spricht auch, dass bei den Sharks einmal mehr Joe Thornton beweisen konnte, dass er kein Playoffspieler ist. Auch Marleau, der eine gute Saison zeigte, kam noch nicht auf Touren.

Fazit:
Wollen die Detroit Red Wings erneut in den Conference-Final, reichen nur die ersten beiden Sturmlinien nicht aus. Vor allem von Routiniers wie Dan Cleary oder Kris Draper müsste mehr kommen. Denn San Jose verfügt über eines der tiefsten Kader der Liga und können mit zwei offensiven und ebenso vielen defensiven Linien aus dem vollen Schöpfen. Da auch Nabokov den stärkeren Eindruck hinterliess als Howard, gelten die Sharks klar als Favorit. Einzig durch die Erfahrung könnten die Red Wings zu einer ernst zu nehmenden Chance kommen.

Prognose:
Es wird zwar eine enge Serie geben, doch die Sharks setzen sich dank des besseren Torhüters mit 4:2 durch.


Chicago Blackhawks (2.) vs. Vancouver Canucks (3.)

Protagonisten:
Die Vancouver Canucks trafen bereits in den letzten Playoffs aufeinander. Chicago gewann damals und schickte die Kanadier nach Hause. In der ersten Runde dieses Jahres kamen beide Teams mehr oder weniger problemlos in die nächste Runde. Nun wird’s nicht mehr so einfach gehen.

Das spricht für Chicago:
Die Verteidigung, sowie auch der Sturm der Hawks ist extrem ausgeglichen. Auf beiden Positionen ist Tiefe vorhanden. Das Penalty-Killing ist deutlich stärker als das der Canucks. Hinzu kommt, dass Vancouver Torhüter Roberto Luongo noch nicht in Playoffform ist. Und auch Alexandre Burrows konnte seine starken Leistungen in der Postseason noch nicht abrufen.

Das spricht für Vancouver:
Das Powerplay der Canucks ist intakt. Daniel und Henrik Sedin können ihre guten Leistungen auch in den Playoffs zeigen. Dazu kommt, dass sich neben den Zwillingen auch Mikael Samuelsson in einer Traumform befindet. Die Canucks sind für Offensivspektakel bekannt und schiessen mehr Tore als die Hawks, die zu Beginn der Serie gegen Nashville grosse Mühe mit dem Toreschiessen bekundeten.

Fazit:
Es wird eine enorm hart geführte Partie geben, mit vielen Emotionen. Auch aufgrund der letztjährigen Playoffserie. Chicago wird versuchen den Sedins den Raum zu nehmen und physisch zu überzeugen. Doch genau da werden auch die Canucks ansetzen wollen und Kane die Flügel stutzen. Es wird die Mannschaft gewinnen, die den besseren Torhüter hat und die Nerven besser unter Kontrolle halten kann. Vieles wird in Chicago von der Leistung Antti Niemis abhängen.

Prognose:
Die Hawks können die Emotionen besser unter Kontrolle halten und Niemi wird Luongo übertrumpfen. Chicago gewinnt die Serie mit 4:3 und zieht in den Conference-Final ein.


Pittsburgh Penguins (4.) vs. Montreal Canadiens (8.)

Protagonisten:
Mit dem sensationellen Einzug der Montreal Canadiens gegen Washington überraschten die Habs die Hauptstädter und zeigten sich als mühsamer und gefährlicher Gegner. Nun treffen sie aber auf den aktuellen Titelverteidiger, der klar stärker als Washington ist. Die Mentalität in Pittsburgh stimmt. Nun müssen sie nur noch beweisen, dass sie keine Angst von den Canadiens als Aussenseiter haben.

Das spricht für Pittsburgh:
Pittsburgh ist in der Lage den Titel zu verteidigen. Angeführt von einem überragenden Sidney Crosby hat die Mannschaft ein perfektes Charisma. Doch obwohl der Überlegenheit Crosbys bestehen ihre Hoffnungen nicht nur aus dem Kapitän. Das Team hat eine gesunde Tiefe. Zudem sind die Pens physisch sehr stark. Auch während der Regular Season wirkte die Verteidigung der Canadiens unbeweglich und gegen die Pens-Stürmer wird dies auch in den Playoffs weiterhin so sein.

Das spricht für Montreal:
Dass Montreal überhaupt eine Runde weiter ist, haben die Kanadier ihrem Torhüter zu verdanken. Jaroslav Halak zeigte schon eine starke Regular Season und auch in den Playoffs ist er bisher ein „Differencemaker“. Montreal hielt gegen Washington eines der besten Powerplays stand und weist eine beeindrückliche Bilanz in Unterzahl auf. Da haben die Habs gegenüber den Pens einen klaren Pluspunkt.

Fazit:
Es wird ganz schwer für Montreal, erneut einen Coup zu landen. Denn Pittsburgh ist im Gegensatz zu Washington eine „Winnermannschaft“. Halak alleine wird nicht ausreichen. Will Montreal die Pens ins Schwitzen bringen, braucht es enorme Willenstärke und Glück. Pittsburgh ist auch heuer wieder ein Titelkandidat und wird Montreal in die Schranken weisen. Montreal wird grosse Probleme mit der physischen Präsenz der Pens haben.

Prognose:
Physisch wie psychisch eine relativ klare Angelegenheit für die Pens. Pittsburgh wahrt die Chancen auf die Titelverteidigung und gewinnt mit 4:2.


Boston Bruins (6.) vs. Philadelphia Flyers (7.)

Protagonisten:
Mit dem 4:1 Sieg gegen New Jersey demonstrierten die Philadelphia Flyers, dass sie klar mehr wie nur ein einfacher Aufwärmgegner sind. Nun treffen sie auf die Boston Bruins, die ebenso in der ersten Runde überzeugen konnten. Vor allem physisch darf man in dieser Serie viel erwarten und an Emotionen sollte es nicht fehlen. Aber nicht überall sind sich die Teams ähnlich. Auf der Torhüterposition darf man auf beiden Seiten gespannt sein.

Das spricht für Boston:
Die Boston Bruins haben eine 100%tige Penalty Killing Quote. Und auch das Powerplay lässt sich sehen. Eine wichtige Absenz, Marc Savard, erhielt von den Ärzten grünes Licht und kann gegen Philadelphia wieder mittun. Dann haben die Bruins Spieler wie Routinier Miroslav Satan, der auf die Playoffs hin in guter Form ist und den kleinen Unterschied ausmachen kann. Profitieren können die B’s sicherlich auch von den Absenzen der beiden Flieger Gagne und Carter. Dadurch verliert Philadelphia deutlich an Tiefe. Torhüter Boucher hielt zwar ordentlich, aber mit viel Offensivpower kann man ihn bezwingen.

Das spricht für Philadelphia:
Die Spezialteams sind auch bei den Flyers top. Auch beim physischen Element kann Philadelphia mit Boston mithalten, wenn nicht sogar überholen. Die Heimstärke der Flyers könnte auch in dieser Serie ein grosser Vorteil werden. Vor heimischem Publikum tritt Philly meistens leidenschaftlich auf. Boucher zeigte gegen die Devils, dass er durchaus in der Lage ist, ein starkes Team zur Verzweiflung zu bringen. Für ihn spricht zudem, dass auch die Bruins nur wenige Goalgetter haben und grosse Probleme bekundeten, Tore zu erzielen.

Fazit:
Es wird eine enorm physische Partie werden. Da allerdings beide Teams hart spielen können, wird es kein entscheidender Faktor werden. Vielmehr im Brennpunkt wird Brian Boucher stehen. Er muss eine Topleistung abrufen können. Denn die Lücken von Gagne und Carter sind gross und falls beide im Halbfinal nicht eingreifen können, wird’s enorm schwer für die Flyers. Boston muss einzig im Scoring-Bereich zulegen, ansonsten reicht ihre Spielweise auch gegen Philadelphia.

Prognose:
Philadelphia hat ohne Gagne und Carter zu wenig Tiefe und Boston setzt sich mit diszipliniertem Eishockey durch. Boston in sieben.