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Überraschung oder Ernüchterung?

Von Urs Berger

Heute vor genau vier Jahren waren die Schweizer der Aussenseiter im Spiel gegen Kanada. Die Kanadier mussten gewinnen, die Schweiz durfte. Damals in Turin kam aber alles anders heraus als erwartet. Die Schweizer bezwangen die grossen Favoriten mit 2:0 und sorgten so für eine Überraschung am Turnier. Was kann man im heutigen Spiel gegen Kanada erwarten?

Beide Teams hatten gestern einen Ruhetag und konnten sich vom ersten Spiel erholen. Während Kanada das Spiel gegen Norwegen nach einem mühsamen Start am Ende dennoch mit 8:0 gewann, konnten die Schweizer mit der 1:3-Niederlage gegen die USA nicht zufrieden sein. Zu oft traf man das Tor nicht und zu oft vergab man 100%-Chancen. So auch Julien Sprunger oder Ivo Rüthemann. Dies waren nur zwei Beispiele von Spielern, welche nicht trafen. Aber auch Kanada hatte einen harzigen Start gestern Abend. Erst nach 23 Minuten konnten die Kanadier das erste Tor erzielen. Danach konnten sie aber ihre Chancen ausnützen und mit 8:0 gewonnen. Dennoch bleiben bei beiden Teams vor ihrem Gruppenspiel in der Nacht von heute auf morgen Fragen offen.

1. Wie stark ist Kanada wirklich?

Hat man in den letzten Tagen die Favoriten gegen die „kleinen“ Nationen spielen gesehen, so kann man das kanadische Team nicht als klare Nummer eins des Turniers einstufen. Schweden, Russland und auch die USA haben das Potenzial die Kanadier zu fordern und deren Traum sehr früh zu beenden. Vor allem in der Defensive müssen die Kanadier noch besser werden. Ein Eigentor könnte es sein, sich nicht von Beginn an auf eine klare Nummer eins im Tor festzulegen. So muss sich das Team im morgigen Spiel gegen die Schweiz auf einen neuen Torhüter einstellen. Ob dies ein Nachteil sein wird, wird sich weisen.

2. Kann die Defensive der Schweiz den Sturm der Kanadier kontrollieren?

Einen wichtigen Punkt im morgigen Spiel wird es sein, dass die Schweizer aus einer sicheren Defensive spielen und hinten sehr solide stehen. Des Weiteren sollten die Schweizer mit einem Mann vorne ein aggressives Forechecking spielen und den Kanadiern so in ihrer eigenen Zone wenig Zeit lassen und schnelle Scheibenverluste provozieren. Kommen die Kanadier in das Drittel der Eisgenossen, sollten sie dann nicht auf den Mann spielen, sondern die Räume eng machen und so den Kanadiern das schlechte Eis zugestehen. Im gefährlichen Bereich im Slot muss die gesamte Mannschaft Jonas Hiller unterstützen und dabei auch die kommenden Abpraller sofort aus dem Drittel spielen.

3. Offensive Chancen nutzen

Die Schweizer Offensiv-Abteilung bekommt nur wenige Chancen im Spiel gegen die Kanadier. Und genau diese müssen sie gegen Torhüter Martin Brodeur ausnützen. Dass sie dies gegen die NHL-Torhüter können, haben sie beweisen. Und dass sie Brodeur schlagen können, haben sie in Turin 2006 gezeigt. Dort bezwang ihn damals Paul DiPietro mit den beiden noch jetzt legendären Toren zum 2:0-Sieg. Hat Brodeur, der als bester Torhüter in der Geschichte des kanadischen Eishockeys gilt, diese Niederlage noch im Kopf? Oder wird er ohne Druck aufspielen können?

4. Das Coaching

Die Schweizer spielen das letzte Turnier unter Ralph Krueger. Krueger muss damit keine Rücksicht auf Bequemlichkeiten der „Stars“ des Schweizer Eishockeys nehmen. Er kann dadurch den einen oder anderen unbequemen Entscheid fällen. Dies wird er, wie im Spiel gegen die USA auch nutzen. Dabei setzte er auch Yannick Weber auf die Bank, stellte an dessen Stelle Mathias Seger neben Marc Streit. Zudem kann er in der Verteidigung variieren und mit Luca Sbisa einen weiteren guten Spieler mit NHL-Erfahrung in die zweite Linie stellen. Raphael Diaz, Yannick Weber und auch Philippe Furrer werden wohl diejenigen Verteidiger sein, welche im Spiel gegen Kanada am wenigsten Eiszeit bekommen werden. Im Sturm ist noch weiterer Raum vorhanden. Auch dort kann der Coach noch die eine oder andere Rotation vornehmen.

Im kanadischen Trainerstab geniesst Krueger nach seinen 13 Jahren mit den Schweizern eine hohe Achtung, und die Kanadier werden die Schweiz nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Die Schweizer spielen physisch, sie scheuen keinen Körperkontakt. Krueger brachte den Typ Spieler mit, der auf der kleinen Eisfläche aufblühen wird“, sagt der Assistenztrainer Ken Hitchcock. „Krueger weiss genau, was er tat und wird deshalb ein gutes Turnier haben.“

Können die Schweizer alle diese vier Punkte umsetzen und lassen sich nicht von der grossen und lauten Kulisse im Canadian Hockey Place beeindrucken, dann ist durchaus eine kleine Möglichkeit vorhanden, das Potenzial einer Überraschung abzurufen. Denn auch vor dem Wunder in Turin war man der klare Aussenseiter und kam mit drei Punkten aus dem Spiel. Wieso sollte dies in der Nacht von heute Donnerstag auf Freitag nicht auch der Fall sein?