„Jonathan Toews machte einen grossen Schritt nach vorne“

Von Urs Berger

Joel Quenneville ist kein einfacher Coach. Unter den Spielern wird er als fordernd und manchmal auch hart beschrieben. Und dennoch kann der mittlerweile 53-Jährige auch mit jungen Spielern erfolgreich arbeiten. Dies bewies der in Windsor (Ontario) geborene Quenneville letztes Jahr eindrücklich. Er führte die Chicago Blackhawks zum ersten Mal seit 2001 wieder in die Play-offs und musste sich erst im Finale der Western Conference gegen die Detroit Red Wings geschlagen geben.

Ich weiss, dass sie noch nicht viele Spiele hatten. Dennoch möchte ich gerne ihre Einschätzungen über das Trainingscamp und über das Team wissen. Wie zufrieden sind sie bis jetzt mit dem Team und den Spielern?

Wir hatten ein sehr hartes und herausforderndes Camp, da wir sehr viel auf dem Eis waren. Dazu hatten wir am letzen Wochenende zwei Spiele nacheinander. Dies führt dazu, dass wir im Team intern einen harten Kampf um die Plätze für das NHL-Team haben. Bei 14 Stürmern wissen wir, dass es einen Kampf auf Biegen und Brechen wird. Welche Stürmer das Team am Ende erreichen oder nicht, können wir aber noch nicht sagen.

Des Weiteren gibt uns das Trainingscamp die Möglichkeit, die verschiedenen Linien zu testen und zu schauen, wer mit wem am besten zusammen passt. Wir haben das Gefühl, dass einige der Spieler noch nicht soweit sind, um in der NHL zu bestehen. Diese haben wir diese Woche ins Farmteam gesendet und das Team für Europa zusammengestellt. Generell kann jedoch gesagt werden, dass das Camp sehr umkämpft und für uns sehr nützlich war.

Marian Hossa wird die Saison verspätet beginnen können. Doch wenn er zurück in ihrem Team ist, was erwarten sie von ihm?

Er ist ein grossartiger Spieler. Wir denken, dass er einer der Top-Stürmer sein kann. Er kann mit seinen Fähigkeiten, seiner Grösse und seiner Geschwindigkeit verschiedene Faktoren abdecken, die wir im Team benötigen werden. Ich denke, dass wir ihn im Verlaufe der Saison neben Johnny Toews oder David Bolland aufstellen werden. Doch das werden wir von Situation zu Situation entscheiden.

Ausserdem kann man Marian Hossa in allen Situationen wie Powerplay, Penalty-Killing und so weiter einsetzen. Ebenfalls mag ich seine Einstellung zur Arbeit. Obwohl er verletzt ist, ist er um die Spieler, gibt ihnen Tipps und hilft, wo er kann. Marian Hossan kann es kaum erwarten, wieder auf dem Eis zu sein. Doch nach seiner Schulterverletzung muss er nun noch etwas Geduld aufbringen. Danach werden wir ihn, wie ich schon gesagt habe, fast überall einsetzen können. Er ist ein begnadeter Spieler und das wollen wir ihm mit viel Vertrauen bestätigen.

Kommen wir nun zum Victoria Cup. Haben Sie das letzt jährige Spiel in Bern gesehen?

Nein, das Spiel habe ich nicht gesehen. Doch ich weiss, dass es ein spannendes und interessantes Spiel war. Doch ich denke, jedes Spiel, egal ob in der Vorbereitungssaison oder in der regulären Saison, sollen immer ernst genommen werden. Also für mich spielt es keine Rolle, ob ich einen Spieler in der Vorbereitung einsetze, oder in der Regulären Saison. Er soll immer alles geben. Auch als Coach wollen Sie immer Erfolg haben, egal ob es ein Vorbereitungsspiel oder ein Spiel in der Saison ist.

Welches Ziel haben Sie am Victoria Cup?

Wir wollen gewinnen. Das ist klar. Vorerst will ich aber, das wir an den entscheidenden Details im Team arbeiten. Wir wollen uns in den beiden Spielen so gut wie möglich auf die neue Saison vorbereiten und das eine oder andere noch verbessern. Im letzten Spiel der Saisonvorbereitung (gegen die ZSC Lions, Anm.) wollen wir dann mit den Linien starten, mit welchen wir auch das erste Spiel der Saison bestreiten wollen.

Haben sie Bedenken, dass die Reise nach Europa ihrem Team im ersten Spiel zurück in Amerika schaden könnte?

Nein, das denke ich nicht. Schauen sie, letztes Jahr spielten die New York Rangers in Europa und kamen zu einem guten Start. Wieso sollte das uns nicht geschehen? Ich persönlich finde keine negativen Aspekte in diesem Überseetrip. Zudem sage ich meinen Spielern immer wieder, dass sie sich auf diese Spiele in Europa freuen sollen. Sie sollen es geniessen, einen Teil der Show in Europa zu sein. Darauf kommt es an.

Dennoch gibt es Stimmen, die sagen, dass mit den Reisen nach Europa die Spieler zu sehr belastet werden.

Dem Stimme ich nicht zu. Schauen Sie, wir spielen in Zürich zwei Spiele, fliegen danach nach Finnland und spielen in Helsinki gegen die Florida Panthers die beiden ersten Spiele. Danach fliegen wir zurück und haben fünf Tage später gegen die Detroit Red Wings, welche ebenfalls in Europa waren, das nächste Spiel. Also werde ich danach auch keine Entschuldigungen zulassen von wegen „Wir haben zuerst noch in Europa spielen müssen“. Dies gibt es dann nicht.

Sie haben nun ein Jahr lang mit Jonathan Toews gearbeitet. Welche Fortschritte sehen Sie nun bei ihm?

Er hatte letztes Jahr ein sehr gutes Jahr. Ich denke, er wurde von Spiel zu Spiel, von Tag zu Tag besser. Letztes Jahr war er sicher unzufrieden mit seinem Start. Vielleicht war es für ihn auch ein unbequemer Start. Gleich zu Beginn der Saison wirst Du der Kapitän der Mannschaft, musst viel Verantwortung übernehmen und das Team führen. Dies ist keine leichte Aufgabe für einen jungen Spieler wie er einer ist. Aber ich denke, dass er seine Aufgabe sehr gut gemacht hat. Ich bin sehr zufrieden mit ihm und seiner Leistung.

Haben Sie mit dem Team das Saisonziel besprochen?

Nein, das habe ich noch nicht gemacht. Aber dies ist auch nicht das primäre Ziel, dies jetzt zu machen. Wir werden dies im Verlaufe der kommenden Woche machen. Dann haben wir Zeit, uns mit dem Saison Ziel zu befassen. Vorher bringt dies nicht viel. Das verunsichert nur das Team und bringt nicht den gewünschten Effekt.

Hinweis: Stimmen vom Trainer und Spielern wie Cristobal Huet, Patrick Kane oder Jonathan Toews gibt es am Montag ab 19:30 Uhr im hockeyfans.ch-Radio, ab 20:15 Uhr wird das Spiel Chicago Blackhawks gegen HC Davos live übertragen.