Bruno Hug, Verwaltungsrats-Mitglied und starker Mann bei den Rapperswil-Jona Lakers. Foto: Thomas Oswald (auf Bild klicken für MMS)



Einer muss immer Letzter sein

Von Pascal Zingg

Die Krise bei den Rapperswil-Jona Lakers zieht immer weitere Kreise. Mittlerweilen haben die Lakers den schlechtesten Saisonstart eines NLA-Teams seit 15 Jahren hingelegt. Hockeyfans.ch unterhielt sich deshalb vor dem Spiel gegen die ZSC Lions mit dem starken Mann hinter den Lakers, dem Verwaltungsratdelegierten Bruno Hug.

Bruno Hug auf die Saison 05/06 legte man die neue Strategie fest. Reto Klaus schrieb damals im Clubmagazin: "Es ist unser Ziel und unsere Aufgabe, in den nächsten Jahren die Entwicklung zum Spitzenclub zu vollziehen. Damit meinen wir, dass wir sowohl sportlich als auch wirtschaftlich top sein wollen. Nun ist das Buget diese Saison eines der kleineren in der NLA und auch sportlich ging es seit der Halbfinalqualifikation kontinuierlich abwärts. Darum die Frage wie konnte es dazu kommen, dass man so stark zurückbuchstabieren musste?

Wir haben unser Budget schon auch erhöht, und zwar um ca. zwei Millionen seit 2004, aber es ist halt so, dass die anderen Mannschaften ihr Budget auch extrem erhöht haben. Ausserdem gibt es natürlich auch andere Mannschaften die solche Probleme hatten. Zürich war mal da unten wo wir jetzt sind, und im Moment ist Lugano dort unten wo jetzt wir sind, und die haben viel grössere Budgets. So ist halt Sport.

Es wurde damals auch gesagt, dass man Topspieler holen will, vor allem auch Schweizer Spieler, Nationalspieler. Es war dabei mal von dreien bis vieren die Rede, trotzdem hat noch kein grosser Schweizer Spieler den Weg in die Diners Club Arena gefunden, wie kommt das?

Von drei bis vier Spielern haben wir nie geredet, davon haben vielleicht die Journalisten geredet. Wir haben aber schon zum Ziel solche Spieler zu verpflichten. Das ist aber auch immer ein längerer Weg, und wir haben das Gefühl, wir hätten unsere Mannschaft eigentlich verstärkt und verbessert. Nun sind wir aber in einer Situation mit der wir nicht gerechnet hätten, dies ging jedoch anderen auch schon so.

Wo sehen sie denn die Fehler, die dazu führten, dass man in die aktuelle Situation kam?

Ja gut, einer muss immer Letzter sein und einer immer Erster. Genau so gut könnte man sich fragen, wo das Problem lag, dass Bern letztes Jahr so früh ausschied, als alle meinten, sie würden Meister. Das ist halt Sport, das gehört halt auch dazu. Sonst könnte man ja zehn Budgets machen, diese vergleichen und dann sagen das ist der Erste und das der Letzte, und dann wärs erledigt.

Nun ist es so, dass einige Fans beginnen die Geduld zu verlieren. Man hat zum Beispiel im Spiel gegen Langnau einen Fan gesehen, der sein Trikot auf die Spielerbank warf. Andere Fans sagen, die Lakers-Strategie sei gescheitert, denn man versuchte in den letzten drei Jahren vorwärts zu kommen, ist es aber nicht. Was sagen sie diesen Fans?

Es gibt keine Lakers-Strategie. Wir sind einfach ein Club, dieser Club macht vorwärts, dieser Club versucht sich zu entwickeln, der Club hat diese Eishalle gebaut, der Club ist in dieser Kleinstadt Rapperswil-Jona mit 27'000 Einwohner seit 14 Jahren in der NLA, hat 300 Jugendliche, hat ein Budget von zehn Millionen und ist eines der grösseren Unternehmen in dieser Stadt. Ich glaube das ist eine grossartige Leistung, man kann ja auch mal über das dankbar sein, was wir haben. Ich meine, wir sind weder New York, noch Zürich, noch Genf, wir sind eine kleine Stadt und ich glaube wir haben etwas Grossartiges vollbracht.

Möchten sie damit sagen, dass man mit der Lakers-Strategie einfach den alten SCRJ weiter geführt hat und eigentlich gar keine neue Ära angefangen hat?

Das ist keine Lakers-Strategie, ich sehe nicht was denn die Lakers-Strategie sein soll. Wir haben lediglich als Club versucht uns weiterzuentwickeln, dabei haben wir irgendwann nebenbei den Namen gewechselt, weil wir nicht immer auf Rappi oder Rapperswil reduziert werden wollten, weil dies einfach nicht stimmt, weil wir mehr Fans von aussen ansprechen müssen, dies ist uns auch gelungen. Wir haben den Zuschauerschnitt um 1000 erhöht. Wir haben das Budget um zwei Millionen erhöht, wir haben diese Eishalle gebaut. Wir sitzen hier im 100er-Club, der alleine 1,5 Millionen Franken einbringt und gesellschaftlich wichtig ist. Wir haben laufend vorwärts gemacht, es gibt dabei haufenweise andere Clubs die abgestiegen sind. Sierre, Herisau, Basel und über Jahre auch Biel, daneben gibts aber die Lakers noch, es gibt die Stadt noch und es gibt den Club noch, und dies ist eine grossartige Geschichte. Wir spielen NLA! Wir sind in diesem kleinen Städtchen einer der zwölf grössten Clubs in diesem Land.

Kommen wir nun von der Geschichte der Lakers auf die aktuelle Situation zu sprechen. Man konnte heute in den Medien lesen, dass Morgan Samuelsson kein Thema ist. Es ist jedoch so, dass Morgan Samuelsson in den letzten beiden Spielen recht ratlos wirkte. Am Freitag hatte er keine Erklärung für die Niederlage und am Samstag soll er nach dem Spiel erst gar nicht in der Kabine gewesen sein. All dies liess die Journalisten vermuten, dass Morgan Samuelsson heute nicht mehr an der Bande steht. Was hat den Verwaltungsrat nun dazu bewogen, Samuelsson trotzdem das Vertrauen auszusprechen?

Wir haben mit Morgan Samuelsson einen Vertrag, das habe ich nun schon verschiedenste Male gesagt. Und wenn wir etwas ändern, dann muss das eine gute Lösung sein, die uns auch in die Zukunft führt. Wir ändern nicht dann etwas, wenn die Journalisten Redaktionsschluss haben, sondern wir ändern dann etwas, wenn wir das Gefühl haben, es ist für den Club das richtige.

Dann ist also ein Trainerwechsel nicht das richtige für den Club. Wenn man aber die aktuelle Situation betrachtet, wo man diese Saison noch kein Spiel gewonnen hat, dann muss man ja fast etwas ändern. Gibt es nun auf der Spielerebene Rochaden, oder sonst irgendwo?

Auf der Spielerebene sehe ich weit und breit keine Rochade, da es ja keine Spieler auf dem Markt hat.

Morgan Samuelsson sagte am Freitag: "Vielleicht sind wir nicht besser." Da stellt sich die Frage: Ist diese Mannschaft überhaupt NLA-tauglich?

Wir sind ja offensichtlich noch in der NLA, wir sind einfach auf dem letzten Platz. Wenn nun aber der Letzte nie NLA-tauglich wäre, dann hätte es in zwölf Jahren niemanden mehr in der NLA.

Das ist sicher so, nur wenn man mit letzter Saison vergleicht, so hatte der EHC Basel zum gleichen Zeitpunkt mehr Punkte auf dem Konto. Wir wissen nun alle, dass der EHC Basel am Ende der Saison sang- und klanglos gegen den B-Meister Biel abgestiegen ist.

Ja, das ist das Problem vom EHC Basel, ich muss die Probleme vom EHC Basel nicht lösen.

Sie glauben, wenn man so weiter macht, dann kann man die Saison noch retten? Es kann ja nicht sein, dass man ein Spiel nach dem anderen verliert. Was macht man denn um wieder auf die Siegesstrasse zurückzukehren? Da muss man doch irgendwo mal einen Impuls setzen.

Dass man Impulse setzen muss, sehe ich an den vielen Telefongesprächen, die ich im Moment mit den Journalisten habe. Dabei ist jeder noch nervöser und jeder ruft um Viertel vor Sieben nochmals an, resp. um fünf Uhr, weil er dann schon Redaktionsschluss hat. Wir müssen überhaupt nichts machen, wir spielen halt einfach Hockey.

Gibt es eventuell schon einen Plan für nächste Saison? Will man aus den Fehlern lernen? Nochmals ein solcher Saisonstart kann ja nicht das Ziel sein.

Nein, denn wir müssen erst mal schauen, wo wir Ende Saison stehen.