10 Jahre hockeyfans.ch: Bestandesaufnahme, Rück- und Ausblick

Von Samuel Hufschmid

„Riesen in die NHL" war am 19. September 1998 auf hockeyfans.ch zu lesen. Obwohl bereits drei Tage alt, war es dennoch das Aktuellste, was zur offiziellen Geburtsstunde auf hockeyfans.ch zu lesen war. Bis zur nächsten News mussten die wenigen Eishockey-Interessierten, die sich bereits damals im Internet bewegten und zufällig auf der Seite landeten, nochmals drei Tage warten. 30 Tage später verzeichnete hockeyfans.ch bereits 158 Zugriffe und konnte schon mit tagesaktuellen News aufwarten („Mehr Zuschauer").

Zehn Jahre, 22'000 Newsmeldungen und unzählige Toren, Assists und Strafminuten später kann man sich unter www.hockeyfans.ch noch immer über das Geschehen rund ums Schweizer Eishockey informieren. Und zwar so umfangreich wie nie zuvor. Dass dies so ist, liegt einerseits am Interesse der Leserschaft, andererseits am Einsatz und Durchhaltewille der Gründer Samuel Hufschmid und Martin Merk. Und an den vielen Freiwilligen, die oft genug unentgeltlich oder bloss gegen entschädigte Spesen wertvolle Arbeit leisteten.

Technisch gesehen ist hockeyfans.ch heute nicht auf dem neuesten Stand. Links und rechts schiessen Projekte aus dem Boden, die komplette Communities mit modernsten Multimedia-Features verbinden, toll aussehen und einen unendlichen Umfang an Möglichkeiten bieten. Wäre mit Christian Wassmer, der das heutige Gesellschafter-Trio komplettiert, nicht frühzeitig ein technisch versierter, eishockeyinteressierter Informatiker bei hockeyfans.ch eingestiegen, wäre die Seite – die in der Schweiz als eine der ersten die Möglichkeiten des Internets nutzte – vielleicht bereits auf dem Abstellgleis. Dank den von ihm entwickelten Statistiken sowie einigen wegweisenden Weiterentwicklungen wie RSS-Feeds für die News, konnte die Seite in wichtigen Teilen Schritt halten.

Über den optischen Auftritt gibt es ähnliches zu sagen. 1998 bunt gestartet, prägte der vielen noch bekannte Flammenschriftzug über Jahre hinweg das Bild der Seite. Seit einem Redesign vor zwei Jahren kommt die Seite nun in dezentem blau daher. Das Design mit den simplen Stich-Männchen basiert auf der Idee von Alain Amrein, der den 2006 ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entschied. Weiterentwickelt und umgesetzt wurde diese Darstellungsform vom Designer Renato Zülli, der auch heute noch für hockeyfans.ch tätig ist.

Doch eigentlich ist dies alles sekundär. Wichtig ist, dass hockeyfans.ch heute aktueller, umfassender und tiefgründiger als die meisten anderen Medien über Eishockey in der Schweiz oder mit Schweizer Beteiligung berichtet. Dass im Hockeyforum über 10'000 registrierte Benutzer intensiv über Aufreger, Gerüchte und Anderes diskutieren, und sei es übers „E-Depositokonto - Sinnvoll?" (24 Antworten), den „Bottélon in Zürich" (260 Antworten – fast mehr als Teilnehmer) oder die Sommerpause mit einem „Wortspiel" überbrücken (MeterSystem – SystemFehler – FehlerQuote … und so weiter, mit über 1110 Wortkreationen). Wichtig ist auch, dass auch weniger medienintensive Anlässe wie die U18- oder U20-Weltmeisterschaften vor Ort abgedeckt werden können. Auch wurde zuletzt in einem Blog aus China von der Frauen-WM berichtet.

Einige freiwillige Mitarbeiter, die bei hockeyfans.ch begannen, konnten ihre Berichte und Fotos mittlerweile bereits in Zeitungen und Zeitschriften oder für Fernsehsender und Radiostationen arbeiten.

Beim Fünfzigsten im Sternen wird gerne auf die nächsten fünfzig Jahre des Jubilaren angestossen. Ähnlich utopisch wie dieses Zuprosten wäre auch eine Prognose auf die nächsten zehn Jahre hockeyfans.ch. Dennoch: Eine inoffizielle, spezialisierte, fannahe Internetplattform hat der populäre Eishockeysport verdient. Und bisher gelang es dem Team hinter hockeyfans.ch jeweils, personelle, juristische, technische und finanzielle Umbrüche und Probleme zu bewältigen. Ob die nötige Professionalisierung im zwar wachsenden aber immer härter umkämpften und in Teilen staatlich beschränkten Online-Werbemarkt durchführbar ist, bleibt offen. Aber wünschenswert, und deshalb wäre es vielleicht doch angebracht, einander wie die Festgesellschaft im Sternen Zuzuprosten.