Fotos: Christian Häusler (auf Bild klicken für MMS)



Viel Arbeit für alle Verbände

Von Urs Berger

Keine Eishockey-Leckerbissen in Lausanne, dafür aber ehrliche Arbeit auf und neben dem Eis. Dies zusammengefasst das Fazit des Skoda Cups für alle teilnehmenden Nationen. Auch die Schweiz muss sich noch steigern, will sie an den Weltmeisterschaften unter die Besten vier kommen.

Auffallend war, dass alle vier Mannschaften nicht das Optimale herausholen konnten. Keines der Teams spielte mit hundert Prozent. Jede der anwesenden Mannschaften war sich bewusst, dass in ihren Ländern die Play-offs vor der Türe stehen. So wollten sich denn auch die Spieler nicht verletzen und die Coaches liessen dadurch auch weniger körperbetont spielen. Es erstaunte deswegen nicht, dass der Schweizer Coach Ralph Krueger Marco Bührer schonte und ihn wegen einer Verletzung aus der Nationalmannschaft entliess. So verhinderte der Coach weitere Konflikte mit den Teams aus der National League A. Bei allen Teams wird es interessant sein zu beobachten, welche Spieler am Ende der langen Saison an der Weltmeisterschaft aufspielen werden. Die nun kommenden Wochen der Play-offs werden alle Nationaltrainer dazu nutzen, das beste Team zusammenzustellen. Die grössten Änderungen werden wohl die Slowaken in ihrem Team erfahren, werden doch bei ihnen der eine oder andere NHL-Spieler erwartet. Auch die Schweiz hofft auf Verstärkung des Teams durch einen ihrer Torhüter oder Mark Streit. Doch ob dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird, ist bei den Eisgenossen offen.

Frankreich mit Defizit

Andere Sorgen haben die Franzosen. Beim letztjährigen Aufsteiger ist man nicht so breit besetzt, wie man sich dies in der Vergangenheit erhofft hat. Einige defensive Mängel wurden dem Trainer der französischen Auswahl aufgezeigt. Auch auf der Torhüter-Position ist man nicht gerade herausragend besetzt. Gerade auf dieser sollte man aber an den Weltmeisterschaften auf einen erfahrenen und routinierten Torhüter zählen können. Diese Chance besitzen die Franzosen auch, sollte Cristobal Huet mit den Montreal Canadiens die Playoffs nicht erreichen. Im Moment ist diese Chance jedoch relativ gering, belegen doch die Canadiens in der NHL zurzeit den sechsten Platz in der NHL. Und was folgt hinter Huet? Dies wird eine der entscheidenden Fragen sein. Beide Torhüter vermochten in Lausanne nicht zu überzeugen. Auch in der Verteidigung wird es nicht einfach für die Franzosen. Auch hier klafft eine Lücke. Doch wer soll diese füllen? Noch ist kein Verteidiger in Sicht, der die Anforderungen eines internationalen Topspielers erfüllen kann. Auch der Sturm ist nicht breit genug besetzt, um international bestehen zu können. Um jedoch den Gang in die Relegation zu vermeiden, sind genau diese Ansätze zwingend erforderlich.

Deutschland vor Umbruch?

All diese Probleme kennt man in Deutschland nicht. Dort trüben andere Misstöne die Befindlichkeit der Nationalmannschaft. So musste Alexander Barta, der in Diensten der Hamburg Freezers steht, dem Kölner Sebastien Furchner den Platz überlassen. Klar, dass dies dem Hamburg-Spieler nicht gefallen hat. Auch der angebliche Vorschlag des Bundestrainers an einen Junioren-Spieler, er solle doch nach Nordamerika wechseln und dort seine Ausbildung vervollständigen, stiess nicht überall auf Gegenliebe. So wurden Stimmen laut, dass Krupp die Junioren nicht unterstütze und die Deutsche Nachwuchsliga untergrabe. Nichts desto trotz präsentierten sich die Deutschen in einer guten Frühform und konnten in den meisten Spielen überzeugen. Nur zu einem Sieg gegen den Erzrivalen Schweiz reichte es nicht. Die Frage, die sich aufdrängt, ist, ob Deutschland sich mit dem selbst erschaffenen Mittelmass in den nächsten Jahren zufrieden geben wird oder einen Neuaufbau des internationalen Aushängeschilds wagt. Dies mag nun paradox erscheinen, haben doch die Deutschen einige Spieler für die nordamerikanische Profiliga im Einsatz, welche in der Eishockeyszene einen sehr guten Ruf habe. Man denke da nur an Olaf Kölzig, den deutschen Nationaltorhüter, der bei den Washington Capitals eine wichtige Rolle zu spielen vermag. Diese Zeiten scheinen im Moment vorbei zu sein. Dies sah man in Lausanne deutlich. Die deutsche Nationalmannschaft ist soweit von einem Titel in der Eishockeywelt entfernt, wie die Schweizer Fussballer dies vom Europameistertitel sind.

Slowakei - hoffen auf die NHL-Spieler

Andere Sorgen haben derzeit die Slowaken. Spielen Sie mit ihrer Europa-Auswahl Vorbereitungsspiele gegen die klassischen Gegner wie die Schweiz oder Deutschland, sind diese immer hart umkämpft. An den Weltmeisterschaften sieht dies dann meistens anders aus. Die Spiele sind auch dort immer eng, doch meistens behalten die Slowaken die Oberhand. In den letzen Jahren begann aber auch diese Hierarchie zu wanken. Doch noch ist sie nicht gefallen. Es ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis dies geschehen wird und die Schweiz die Möglichkeit hat, in der Weltrangliste der IIHF die Slowakei zu überholen. Dieses Szenario scheint im Moment durchaus denkbar. Denn die Slowaken haben in den letzen Jahren an Substanz verloren. Man vermag nur noch mittelmässige Spieler für die Nationalmannschaft aufzubieten, welches sich dann auch in den Resultaten widerspiegelt. Die Zeiten eines Zigmund Palffy oder eines Zdeno Charra, als diese alleine mit ihrem Namen zum Erstarren des Gegners führten, sind vorbei. Heute sind auch diese Buchstaben auf dem Trikot auswechselbar. Die Frage ist nur, wer diese grossen Namen ersetzen soll. Noch ist keine Wachablösung in Sicht. Diejenigen Spieler, welche in der NHL spielen, fahren nach der langen Saison in Nordamerika eher in die Ferien als für ihr Land zu spielen. So kann es durchaus sein, dass die Slowaken auch in diesem Jahr auf einige ihrer besten Spieler verzichten müssen. Dies hätte dann zur Folge, dass die Slowaken unter Umständen bereits nach der Zwischenrunde nach Hause reisen müssten. Denn die Gruppe mit den möglichen Zwischenrunden-Gegnern Kanada, USA, Finnland und Deutschland hat es in sich. Vor allem das Spiel gegen den direkten Konkurrenten Deutschland kann zu einem wegweisenden Spiel werden, hat man doch beide Spiele gegen die Deutschen in dieser Saison verloren.

Und die Schweiz?

Anders die Schweiz. Diese kann auf eine erfolgreiche Vorbereitungszeit zurückblicken. In den letzten neun Spielen verloren die Schweizer nur deren eines. Dieses kann man als Ausrutscher oder als Lehrstunde der Perfektion abbuchen. Denn bei diesem 2:6-Taucher haben die Schweizer gesehen, wie es funktioniert, wenn man die Slowaken in einen Spielrausch kommen lässt. Oder an einer ungenügenden Leistung scheitert. Diese Erfahrung hat der Schweiz geholfen. In den letzten Spielen scheinen sie besser und sicherer geworden zu sein. Ob dies jedoch mit der Erfahrung des letzen Spieles in der Slowakei zusammenhängt oder mit der veränderten Mannschaft in Lausanne, wird sich zeigen. Laut Ralph Krueger hat "diese Mannschaft die beste Leistung gezeigt und die Messlatte für die kommenden Spiele hoch angesetzt." Dann, nach einer entsprechenden Nachfrage von den Medien: "Es gibt bei mir keine Spieler, welche gesetzt sind. Jeder muss sich jedes Jahr den Platz erneut erkämpfen." Als wir den Nationaltrainer nach den Vorteilen der Spieler fragten, welche bereits Erfahrung auf dem kleineren Eisfeld hätten, sagte er: "Es ist ein anderes Spiel, das stimmt. Doch deswegen meine Aufgebotspolitik zu ändern, wäre verfehlt. Vermutlich werden wir aber nur mit 20 Spielern auf den kleinen Eisfeldern agieren und den einen oder anderen Spieler nur einsetzen, wenn er seine Spezialität ausspielen kann. So etwa in Box- und Powerplay-Situationen. Denn in Kanada wird dies oft so praktiziert. Zudem haben wir ja auch noch die Fernsehunterbrechungen, welche uns helfen, die Last besser zu verteilen." Dennoch wird das Aufgebot die eine oder andere Überraschung enthalten. Wieso nicht den noch unerfahrenen Thomas Bäumle als dritten Torhüter mitnehmen? Wir werden es spätestens Mitte April wissen.