U20-WM: Eine Retrospektive der Schweiz und ihrer Konkurrenz |
Schwarze Tage des Schweizer Eishockeys in Tschechien: Sang- und klanglos, ohne Emotionen stiegen die ältesten Junioren der Schweiz im Januar in die Division I ab. Wir haben die Spieler bewertet und auch die anderen neun Mannschaften analysiert.
1. Kanada
Tschechien 3:0, Slowakei 2:0, Schweden 3:4, Dänemark 4:1, Finnland 4:2, USA 4:1, Schweden 3:2 n.V.
Rückblick: Ein Spiel verloren. Das wichtigste der Weltmeisterschaft gewonnen. Dies erst noch als Revanche gegen die Schweden, welche ihnen in der Vorrunde die einzige Niederlage zugefügt hatten. Zudem erreichen zwei Spieler das All-Star-Team. Steve Mason und Drew Doughty erhielten diese Auszeichnung der Medien.
Ausblick: Wer will die Kanadier in den nächsten Jahren stoppen? Weder Russland noch Schweden konnten dies in den letzen Jahren machen. Das Team USA scheiterte meistens in den Halbfinals. Die Weltmeisterschaft wird so zu einer Farce. Der kanadische Verband sollte dem IIHF entgegenkommen und der geplanten Aufstockung auf 12 Teams zu stimmen. Denn nur so kann sich auch das Junioren Eishockey weiterentwickeln. Oder wollen die Kanadier in den nächsten zehn Jahren die Weltmeisterschaften Dominieren und den kleinen Ländern keine Chance auf eine gute Entwicklung geben? Fast sieht es danach aus.
2. Schweden
Slowakei 4:3, Dänemark 10:1, Kanada 4:3, Tschechien 4:2, Russland 2:1, Kanada 2:3 n.V.
Rückblick: Ein Traum hätte wahr werden können. Doch es wurde nichts daraus. Torhüter Jhonas Enroth konnte im entscheidenden Spiel nicht mehr zulegen und war einer der Gründe, wieso die Schweden in diesem Jahr nicht Weltmeister wurden. Er war im entscheidenden Spiel nicht zu hundert Prozent auf der Höhe. Deshalb schmerzte ihn diese Niederlage auch sehr und nahm diese zu Herzen. Minuten lang blieb er nach dem Treffer in der Verlängerung auf dem Eis liegen. Die Schweden sind nun bereits im dritten Jahr unter den besten vier Mannschaften der Welt vertreten.
Ausblick: Schweden kann in den nächsten Jahren zu einem Weltmeister werden. Dies können sie dank eines guten Gerüsts aus dem Nachwuchs, welches sie nach dem Fast-Abstieg im Jahr 2003 aufgebaut haben. Die Frage ist nur, wann sie die Kanadier zwei Mal bezwingen können oder wann die Kanadier keinen guten Jahrgang haben werden.
3. Russland
Finnland 7:4, Kasachstan 4:3, USA 3:2, Schweiz 4:3, Tschechien 4:1, Schweden 1:2 n.V., USA 4:2
Rückschau: Dieses Jahr konnten die russischen Spieler nicht in das Finale einziehen. Auch wenn sie es in den letzten Jahren immer wieder erreichten. An was fehlte es? Das einzige Wort das einem hier einfällt ist: Pech! Die Russen waren gut, konnten sich in den meisten Spielen gut in Szene setzen und kontrollierten die Spiele meistens sicher (ausser gegen Kasachstan). Am Ende war man schlicht ein Tor schlechter als die Schweden. Im kleinen Finale zeigte man den USA aber, wo man effektiv steht und spielte diese an die Wand.
Ausblick: Auch im nächsten Jahr wird Russland wieder ein heisser Kandidat für den Titel sein. Doch den Teamverantwortliche muss es gelingen, in den nächsten Generationen den Egoismus zu stoppen und den Teamgeist zu fördern. Gelingt ihnen dies nicht, werden sie immer Zweiter oder schlechter bleiben. Und Russland will das offensichtlich nicht.
4. USA
Kasachstan 5:1, Schweiz 4:2, Russland 3:2, Finnland 5:3, Kanada 1:4, Russland 2:4
Rückschau: Die USA strauchelte am Mutterland des Eishockeys, Kanada. Dennoch zeigten sie eine gute und solide Weltmeisterschaft. Das Programm der U18-Nationalmannschaften in einem eigenen Colleege zu haben, bewährt sich. Die Frage, die sich nun stellt, ist, wann die Amerikaner das nächste Mal im Finale stehen werden.
Ausblick: Die USA werden weiter ein gefährlicher Gegner für die besten Junioren-Nationen sein. Doch in den nächsten Jahren werden die USA die Lücke weiter zumachen und nach vorne aufschliessen. Es kann zu einem erweiterten Kampf um die Top-fünf-Nationen kommen. Die USA werden in ihrem Entwicklungsprogramm weitergehen und noch einen Zacken zulegen wollen und müssen. Die Schere zwischen den besten Nationen und dem Mittelmass öffnet sich weiter.
5. Tschechien
Kanada 0:3, Dänemark 5:2, Slowakei 5:2, Schweden 2:4, Russland 1:4, Finnland 5:1
Rückschau: Mit Michal Frolik konnten die Tschechen zum letzen Mal auf einen der besten Spieler des Jahrgange 1988 zählen. Der Tscheche führte seine Mannschaft an. Er konnte in den entscheidenden Spielen immer wieder die Differenz ausmachen. Zudem stand er in der Garderobe auf, wenn es knapp wurde. So zum Beispiel im Spiel gegen Dänemark, als das Team schwach startete und dennoch gewann.
Aussicht: Der Tschechei könnte es in den kommenden Jahren so ergehen wie der Schweiz. Sollte der Verband nicht auf das Desaster aus der letztjährigen U18-Weltmeisterschaft in Finnland (Abstieg) reagieren, droht den Tschechen in den kommenden Jahren ein Debakel. Können sie dies abwenden?
6. Finnland
Russland 4:7, Schweiz 4:3 n.P., Kasachstan 5:0, USA 3:5, Kanada 2:4, Tschechien 1:5
Rückblick: Ein glücklicher Sieg im Penaltyschiessen gegen die Schweiz und ein klarer Sieg gegen Kasachstan reichten den Finnen, um in das Viertelfinale zu gelangen. Danach gelang den Nordländern kein Sieg mehr. Der Balanceakt zwischen Abstiegsrunde und Viertelfinal ist schmal. Mit Helenius und Säätri stehen gute Torhüter zwischen den Pfosten, doch mehr nicht. In der Verteidigung und im Sturm ist man auch schmal besetzt und man ist auf das Wettkampfglück angewiesen. Dieses Jahr reichte es. Wie sieht es das nächste Jahr aus?
Ausblick: Die Eishockeywelt ist sich am Ändern. Finnland hat in den kommenden Jahren einige Herausforderungen zu meistern. Ähnlich wie in der Schweiz müssen vom Verband einige Entscheidungen getroffen werden, die nicht unproblematisch sein können. Dennoch werden die Finnen in den kommenden Jahren wohl mehrheitlich vor den Schweizern liegen und kaum einen Abstieg in Kauf nehmen müssen. Der kommende Jahrgang ist besser besetzt als der 88-er Jahrgang.
7. Slowakei
Schweden 4:3, Kanada 0:2, Tschechien 2:5, Dänemark 3:4, Schweiz 5:2, Kasachstan 8:0
Rückblick: Am Ende dominierten die Slowaken in den wichtigen Spielen ihre Gegner und spielten sie nicht an die Wand, aber mit einem klaren Konzept und guter Führung der wichtigen Spieler zum Sieg. Mit einem guten Mannschaftsgeist und mit gutem Teamwork wurde der Klassenerhalt am Ende problemlos erreicht.
Ausblick: An der nächsten U20-WM in Ottawa kann es für die Slowaken problemlos zum Viertelfinale reichen. Ausser das neue Programm, die Eingliederung der U20-Nationalmannschaft in die oberste (!) Liga des Eishockeys schlägt fehl. Doch davon kann nicht ausgegangen werden. Denn anders als in der Schweiz ziehen die Klubs in der Slowakei mit dem Verband an einem Strick. Das Ziel? Weltmeister im Jahre 2011 im eigenen Land zu werden. Die jetzigen Junioren sollen es dann richten.
8. Kasachstan
USA 1:5, Russland 4:5, Finnland 0:5, Schweiz 3:1, Dänemark 3:6, Slowakei 0:8
Rückblick: Die Kasachen überraschten mit einem guten Torhüter und einer soliden Defensive. Genau diese Eigenschaften, welche die Schweizer eigentlich in den letzen Jahren verkörperten. Zudem verfügten sie über gute läuferische Eigenschaften. Immer wieder kamen sie zu guten Situationen, welche für den Torhüter des Gegners nicht einfach waren. In den entscheidenden Spielen waren die Kasachen bereit, das Extraprozent mehr zu gehen als ihr Gegner.
Ausblick: Kasachstan wird in den nächsten Jahren die Schritte machen, welche die Schweiz in den letzen Jahren gemacht hatte. Doch ein längerer Verbleib in der A-Gruppe würde dennoch überraschen. So kann in den nächsten Jahren mit einem Abstieg in die Division I gerechnet werden. Doch an den Weltmeisterschaften der Erwachsenen werden die Kasachen aufholen und die Lücke zu den Top-12 langsam schliessen. Doch vorderhand muss Kasachstan den Aufstieg in die A-Gruppe wieder schaffen. Dies ist in naher Zeit möglich.
9. Schweiz
Finnland 3:4 n.P., USA 2:4, Kasachstan 1:3, Russland 3:4, Slowakei 2:5, Dänemark 5:2
Rückblick: Mit den "grossen" Nationen ist man auf Augenhöhe und spielt mit. Dort spielt man auch ohne Abstiegsdruck. In den entscheidenden Spielen gegen Kasachstan und die Slowakei war man nervös und machte den einen oder anderen Fehler zu viel. Der Druck auf die jungen Spieler war enorm und konnte nicht abgebaut werden. Erst im Spiel gegen Dänemark, als man wusste, dass man abgestiegen war, sah man ein befreites Schweizer Team, das an sich glaubte.
Ausblick: Die breite Basis in der Schweiz fehlt, man ist aber immer auf Talente und aussergewöhnliche Spieler angewiesen. Diese fehlten hier in Tschechien mehrheitlich. Dennoch können die Schweizer, wenn der Verband nun richtig reagiert und die Klubs mehr in die Nachwuchsförderung investieren, von diesem Abstieg die nötigen Lehren ziehen.
10. Dänemark
Tschechien 2:5, Schweden 1:10, Slowakei 3:4, Kanada 1:4, Kasachstan 3:6, Schweiz 2:5
Rückblick: Dänemark hatte keine Chance, in der höchsten Spielklasse zu verbleiben. Zu beschränkt sind ihre Mittel. Dennoch konnten sie den einen oder anderen Lichtblick verzeichnen. Aus diesen Erfahrungen können sie für die kommenden Jahren ihre Lehren ziehen und ihr Programm verbessern. Interessanterweise orientiert sich der dänische Verband an den Schweizern. Obwohl diese nur den zweitletzten Platz belegten.
Ausblick: Dänemark wird sich in den nächsten Jahren schwertun, nicht ein Liftland zu bleiben. Sie sind zu schwach für die höchste Spielklasse, zu gut für die zweite Spielklasse. Dennoch wächst der Druck von unten auf die Top-Acht-Nationen in den Junioren-Weltmeisterschaften. Mit solchem Druck wird auch der Sport Eishockey gefordert.
Die Schweizer (hier Andrej Bykov) erlitten in Tschechien eine harte Bruchlandung. Foto: Christian Häusler (Auf Foto klicken für MMS-Download)