Wenn Geld alleine keinen Schweizermeister macht

Von Andreas Haas

   

Unglaublich aber wahr. Die ZSC Lions haben erneut das höchste Budget der Nationalliga A, doch hat es die Mannschaft rund um den Lugano Meistertrainer Harold Kreis bereits nach 9 Spielen so schwer wie noch nie einen Platz unter den ersten acht für die Playoffs zu schaffen. Die Nerven beim Verwaltungsrat, Mannschaft und Fans liegen blank.

"Es ist kaum zu glauben, da führten die ZSC Lions 2:0 nach dem ersten Drittel, so liegen sie nun mit 3:2 im Rückstand", sagte der langjährige Radio24 Sportkommentator Walter Scheibli. Und wie diese Blamage nicht schon genug wäre, müssen die Spieler des Zürcher Traditionsvereines in der 59. Minute durch den Treffer von Zugs Kress den 4:2 Treffer hinnehmen. Der grösste Teil der Zuschauer verlässt nun das Zürcher Hallenstadion – fluchend versteht sich. Als die Schlusssirene ertönte wurde die Spieler mit jeglichen Wörter beschimpft und teilweise sogar mit Gegenständen beworfen. Die Nerven liegen also nach dem Zuger-Blamage blank bei der Stadt Zürcher Fans.

Noch nie waren die Zürcher schlechter Qualifiziert als in dieser Saison. Doch diesmal ist klar, der Trainer Harold Kreis kann nicht schuld sein, an der misslichen Lage, in der die ZSC Lions auch in dieser Saison erneut stecken.

Noch nie haben die Spieler rund um Captain Matthias Seger auswärts gewonnen und auch zu Hause lässt ein Sieg, wohl noch lange, auf sich warten. Nach dem Spiel gegen Zug wurde es in den Katakomben des Zürcher Hallenstadions nochmals laut. "Der kleine Chef der Mannschaft und der grosse Chef wurden laut", sagte Adrian Wichser. Der gegen Zug erstmals sein Comeback gab. Nun also liegen wohl die Nerven auch bei ZSC- Verwaltungsratspräsident Walter Frey blank, er allerdings wollte keinen Kommentar geben. Auch der neue Sportchef und führige ZSC Spieler Peter Iten sagt, diesmal kann es nicht am Trainer liegen, den dies ist der beste Mann welchen man in einer solchen Situation haben kann. Sicherlich hat Iten etwas gelernt in den vergangenen Jahren, was auch sein Vorgänger Simon Schenk hätte tun müssen, nämlich nicht die Trainer on Mass entlassen, sondern die Spieler schicken, denn diese müssen die Leistung auf dem Feld erbringen. Doch es gibt klare Gründe weshalb die ZSC Lions so zahm wie schon seit Jahre nicht mehr sind:

  • Die Verteidigung
  • Die Verteidigung der ZSC Lions ist zur Zeit die schwächste Verteidigung der Schweiz. 31 Tore in 9 Spielen ist einfach zu viel. Zudem kommt das die Verteidigung der 1. Linie mit Andri Stoffel und dem Slovaken Radolsav Suchy zu weit nach vorne aufschliesst und danach oftmals vom Gegner überrollt wird. Zudem stimmt die Absprache unter den beiden nicht, den auf einmal sind beide Verteidiger in einem Eck, obschon einer vor dem Tor stehen müsste. Im weiteren ist die ZSC-Verteidigung auf dem Weg zurück oftmals zu langsam.
  • Das Powerplay Das Powerplay wurde seit dem letzten Schweizermeistertitel im Jahre 2001 immer schlechter. Zur Zeit ist es so schlecht, das Tore dabei Glücksache sind. Die Spieler sollten sich im Powerplay bewegen. Die ZSC-Spieler stehen dabei umher, als seien sie orange Strassenhüte. Wer im Eishockey steht hat bereits verloren. Die Spieler müssen sich auch ohne Puck bewegen.
  • Der Torabschluss
  • Einem Juniorenspieler lernt man aus allen Lagen zu schiessen. Die Star-Spieler der ZSC Lions jedoch spielen immer einen Pass zu viel. Oftmals würde es ganz einfach gehen, in dem man einen Spieler in den gegnerischen Slot stellt, dabei einen Schuss auf das Tor macht und die Spieler vor dem Tor den Rebound nehmen. Eigentlich ganz simpel. Doch der Pass zu viel ist wirklich zu viel.
  • Die Strafen
  • Sicherlich gibt es in jedem Eishockeyspiel Strafzeiten. Doch wird von den Trainern zwischen guten und eben so genannten blöden Strafen unterschieden. Gute Strafen sind taktische Strafe, welche aus Sicht des Trainer zum Beispiel eine Torchance für den Gegner sein könnten. Alles andere sind blöde Strafen und von diesen haben die ZSC Lions schlichtweg zu viel. Dabei kann man oftmals sagen, dass sich die Zürcher Cracks oftmals mit den eigenen Strafen schlagen.
  • Das Alter
  • Michel Zeiter, Mathias Seger, Martin Kout und Reto Stirnimann, dass alles sind Spieler welche bei den ZSC Lions zu Teamstützen gehören. Jedoch ist es mit den Teamstützen fertig, wenn diese vier Herren aufhören. Die Ausgabe des Teams ZSC Lions 2006 / 2007 hat eines der höchsten Durchschnittalter in der Nationalliga A. Dies macht sich dann auch bei der Geschwindigkeit und Spritzigkeit der Spieler bemerkbar. So zum Beispiel mögen junge Spieler schneller Sprinten, als Ältere.
  • Das Passspiel
  • Es gibt wohl in keinem Team mehr Fehlpässe als bei den Stadtzürchern. Und fast jedes mal wird der Fehlpass zwischen der eigenen Verteidigungszone und der neutralen Zone gespielt. Fatal für eine Mannschaft wie die ZSC Lions, denn der Gegner nützt dies jedes mal Eiskalt aus für einen Konter, dabei kommt die schwache Verteidigung der Zürcher zum Spiel.
  • Die Nachwuchsförderung
  • Bislang sind insgesamt zwei neue Namen in der Nationalliga aufgetaucht, welche man wirklich auch als Nationalliga A tauglich einstufen kann. Zum einen ist dies der bald 22jährige Andri Stoffel und zum anderen der bereits 22jährige Lukas Grauwiler, beide aus den eigenen Reihen der ZSC Lions. Ansonsten wurde beim Zürcher Traditionsverein an der Nachwuchsförderung in den vergangenen Jahren gespart. Doch dies soll sich in Zukunft ändern, den bereits in der vergangenen Saison konnte man zahlreiche Namen des ZSC-Nachwuchses auch in den unteren Nationalmannschaften sehen, dass verspricht Zuversicht.


    [zum Background-Portal]