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Tschechien – Jaromir Jagr und Ales Hemski im Vergleich

Von Urs Berger

Jaromir Jagr und Ales Hemski könnten unterschiedlicher nicht sein. Hemski hat eine grosse Karriere vor sich, Jagr seine Höhepunkte wohl hinter sich. Es kann sein, dass er nach den Olympischen Spielen, wenn er an diesen teilnimmt, aus dem aktiven Eishockey zurücktreten wird und seine Erfahrungen an die jüngeren weitergeben wird. Ein Rückblick auf seine Karriere und einen Ausblick auf die Karriere von Ales Hemski.

Der rechte Flügel, der 1990 von den Pittsburgh Penguins in der ersten Runde an fünfter Stelle gezogen wurde, spielt seit 14 Jahren in der NHL und hat dieses Jahr beim russischen Profiklub Avangard Omsk in 32 Spielen 39 Punkte erzielt. Zudem gewann er in den Saisons 1994/95 und von 1997/98 bis 2000/01 die Art Ross Trophy (Bester Scorer Ende Regular Season) viermal hintereinander, sowie 1998/99 die Hart Memorial Trophy (MVP), zweimal die Lester B. Pearson Trophy (Bester Spieler, gewählt von der NHLPA, 1998/99 und 19999/2000) und wurde an der letzten WM ins All Star Team gewählt. Jaromir Jagr hat schon letztes Jahr zu überzeugen vermocht, hat er sich doch mehr für sein Team eingesetzt als auch schon und konnte in fast allen Bereichen Akzente setzen und die Tschechen mit seiner Wandlung von einem nicht besonders geliebten Spieler zu einem Spieler mit Verantwortung und einer gewissen positiven Ausstrahlung wandeln. Dennoch schieden die Tschechen nach einem guten und harten Spiel im Penaltyschiessen gegen die US-Amerikaner aus, welche dann ihrerseits an den Schweden scheiterten.

Der in Kladno geborene Jaromir Jagr ist in einfachen Verhältnissen unter dem kommunistischen Regime gross geworden und schaffte durch seinen Fleiss und seinen Einsatzwillen sein grosses Ziel: die NHL. Dort beschreibt ihn das Scouting Buch mit den Worten: "Jagr hat den Washington Capitals geholfen in die Playoffs zu kommen, aber die Caps sind mit der $66-Millionen-Investition nicht zufrieden. Zudem liebt es Jagr nicht, wenn man physisch auf ihn spielt. Dies gleicht er aus, indem er seine läuferischen Fähigkeiten umsetzt und seinen Gegenspielern davon eilt." Dennoch konnten die Caps wieder einmal einen Playoff-Platz erreichen, verloren aber letztes Jahr diesen wieder ohne Jaromir Jagr. Er wurde zu den New York Ranges transferiert. Die Caps erhielten dafür den farbigen Anson Carter.

Doch auch das jüngste Mitglied im tschechischen Team, Ales Hemsky, ist nicht ohne. Als er im Jahre 2001 in der ersten Runde an dreizehnter Stelle von den Edmonton Oilers gedraftet wurde, waren die Scouts von den extrem feinen Händen und seiner Spielübersicht begeistert. "Er sieht die Spielzüge voraus, kann dadurch immer einen Schritt schneller sein als seine Gegner und kann den gegnerischen Torhüter mit seinen schnellen und präzisen Schüssen aus der Ruhe bringen. Diese Waffe setzt er jedoch zu wenig gezielt ein und es ist eine Enttäuschung, wie er spiel, wenn er an der Bande in Bedrängnis ist. Dennoch kann er seinen Weg gehen und ebenfalls einen Einfluss auf das Spiel haben wir Jaromir Jagr, wenn er bereit ist zu kämpfen. Ob er das aber will?", schreibt die "NHL–Bibel" über den möglichen Jagr-Nachfolger. Die Zahlen der letzten Jahren zementieren nun aber seinen Willen und er kann bei den Edmonton Oilers in der Saison 2003/04 auf 71 Einsätze mit 34 Punkten zurückschauen. Durch das Lockout in diesem Jahr, war er nun gezwungen, einen anderen Weg zu gehen. Er entschied sich, in seine Heimatstadt zu gehen und für seinen Heimklub HC Pardubice zu spielen. Dort kam er in 47 Spielen auf 31 Punkte und war einer der spielbestimmenden Akteure. Dennoch ist er in seiner Entwicklung zurückgeworfen worden. Einige Scouts aus der NHL haben nun auch Zweifel, ob er je wieder so stark zurückkommt, wie er vor dem Lockout war. Für Ales Hemsky muss das Ziel sein, sich mehr an den Banden zu orientieren und sich auch hin und wieder mit einem krachenden Check bei seinen Gegnern zu melden, denn auch er spielt so wie Jagr, ohne grossen Körpereinsatz. Wenn er das ändern kann, dann erwartet ihn eine ähnliche Karriere wie Jaromir Jagr. Dann kann ein neuer Stern kann am Tschechischen Eishockey Himmel aufgehen und die jungen Spieler aus Tschechien mit einem neuen Virus befallen. Dem Ales Hemsky Virus.


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