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Sandro Bertaggia - Eine Legende vor seinem Letzten Einsatz

Von Maurizio Urech

Eine Woche vor seinem letzten Einsatz im "Ultimate Derby" konnte ich ein lockeres Gespräch mit Sandro Bertaggia führen, dem einzigen Lugano-Spieler der bei allen 6 Titelgewinnen dabei war.


 
 
Als erstes wollte ich von Sandro wissen ob sich Keith Fair bei ihm entschuldigt hat, dafür dass er ihn bei der Massenschlägerei im Derby am 10. Januar 1987 am Schluss respektlos auf den Rücken gelegt hat.

"Nein, bis heute noch nicht, ich ging damals nur hin um zu schlichten und er hat mich völlig unerwartet erwischt. Darum sprechen wir bis heute nicht miteinander! (mit einem Lächeln auf den Lippen) Auch die Mannschaft hat das Video bereits gesehen und diese Szene wird entsprechend kommentiert."
 
 
Dann sprach ich Sandro auf seine Zeit in Zug und in Fribourg an.

"In Zug habe ich insgesamt vier Jahre gespielt, ein Jahr in der ersten Liga, mit dem Aufstieg in die NLB und anschliessend noch drei weitere Jahre dort. Während ich in Fribourg nur eine Saison geblieben bin. Ich kann mich noch an viele Spieler dieser Saison erinnern, Paul-André Cadieux, Riccardo Fuhrer, Patrice Brasey, Gil Montandon, Robert Meuwly im Tor, Richmond Gosselin, Jakob Lüdi, Jean-Charles Rotzetter und es war das erste Jahr von Gottéron in der St. Leonard Halle."
 
 
Anschliessend wollte ich von Sandro wissen, welches seine schönste Erinnerung an seine Zeit in der Nationalmannschaft ist.

"Ohne Zweifel der 4. Platz von Prag, wo wir unter anderem 1:1 gegen Kanada mit einem Tor von Dino Kessler gespielt haben. Nach längerer Zeit war endlich wieder einmal so etwas wie ein Mannschaftsgeist in der Nati zu spüren. Während ich von meinen einzigen Olympischen Spielen in Albertville keine so gute Erinnerung habe."
Steckbrief
 
Vorname: Sandro
Name: Bertaggia
Spitzname: Dino
Position: Verteidiger, neu Team-Manager
Stockhand: links
Nummer: 2
Geburtstag: 07.05.1964 in Zug
Nationalität: Schweiz/Italien
Grösse: 174 cm (5 ft 9 in)
Gewicht: 84 kg (185 lb)
Zivilstand: verheiratet mit Daniela
Kinder: Vanessa, Alessio
Bisherige Clubs: Zug (Junioren, NLB von 1980/81 bis 1983/84), Fribourg (NLA, 1984/85), Lugano (NLA, seit 1985/86)
Grösste Erfolge: 6x Schweizer Meister mit Lugano, Spenglercup-Final 1991, Europacupfinal 86/87 und 90/91, Top Four Final EHL 99/00, über 150 Länderspiele, über 100 NLA-Tore
Hobbies: Musik, PC, Autos, Lesen
 
Club

HC Lugano
Portrait bei hockeyfans.ch
Foto-Gallerie mit 25 Bildern

Statistiken (seit 1980/81):

LigaSaisonsQualifikationPlayoff
  SpiTorAssPunStrSpiTorAssPunStr
NLA1968384139223672159194362219
NLB412818        
Italien150336     
Europacup5395510      
Länderspiele1015418        

 
 
Als nächstes sprach ich Sandro darauf an, dass er von den 40 Europapokal-Spielen des HCL 39 bestritten hat und nur das erste gegen Jesenice nicht bestritt, auch hier wollte ich von ihm wissen was ihm in Erinnerung geblieben ist.

"Am besten kann ich mich noch an unseren Exploit im Europacup 1989 erinnern als wir uns zuerst gegen Dynamo Berlin durchsetzten, 5:2 Auswärtssieg auch dank zwei Toren von Beat Eggimann, und 1:1 zu Hause mit einem Tor von Giovanni Conte. Und dann unvergesslich vor allem dass es uns gelang die Kölner Haie auszuschalten, nach einem 4:2 Sieg zu Hause, lagen wir auswärts schon fast hoffnungslos zurück, doch dank einem fulminanten Endspurt gelang es uns noch die nötigen Tore zu Finalqualifikation zu schiessen, das Spiel ging 4:5 verloren. Dann hatte ich die Ehre am Finalturnier in der Resega gegen das grosse CSKA Moskau spielen dürfen, in dem Weltstars wie Festisov, Larionov, Makarov, Krutov und auch bereits Bykov spielten."
 
 
Dann wollte ich von ihm wissen, welches sein schönstes Karriere-Tor gewesen sei.

"Da gibt es gleich mehrere an die ich mich sehr gerne erinnere. Die zwei entscheidenden Tore in den Finalspielen um den Titel, eines hier in Lugano in der Verlängerung gegen Kloten und dann auswärts in Bern als wir mit dem 4:2 Sieg aller klar machten. Auch an mein Tor im ersten Derby kann ich mich sehr gut erinnern als ich u.a. Köbi Kölliker stehen liess und über die Schulter des Goalies erfolgreich war."
 

 
 
Dann wollte ich von Sandro wissen was ihm zu den folgenden Namen einfällt: John Sletvoll

"Zusammen mit Jim Koleff sicherlich der wichtigste Trainer in meiner Karriere, Koleff weil er mir sehr viele Freiheiten liess, während John für mich ein Lehrmeister war, sowohl auf dem Eis wie auch im normalen Leben. Unter Koleff wusste ich dass ich meinen Platz auf dem Eis hatte, neben Peter Andersson, ich musste also nicht wie bei anderen Trainern um meinen Stammplatz zittern. Auch Larry Huras hat mir das letzte Jahr einen sehr guten Eindruck hinterlassen, ich kannte ihn ja bereits als Trainer von Ambri, er hat sehr klare Ideen und es gelang ihm aus der Mannschaft eine richtige Einheit zu bilden."
 
 
 
Kari Eloranta

"Ich hatte mit ihm regelmässigen Kontakt, mindestens einmal im Jahr, als er zu Rappi ging haben wir uns natürlich herzlich gegrüsst, doch er ist ein relativ schweigsamer Mensch. Als wir in der gleichen Mannschaft spielten war er ein sehr ruhiger Typ mit dem man sehr gut auskommen konnte."
 
 
Andy Ton

"Ich glaube jeder im Schweizer-Eishockey weiss um die Erfolge und die Karriere von Andy Ton. Er hätte meiner Meinung nach noch ein paar Jahre weiterspielen können, doch er hat sich anders entschieden."
 
 
Steve Tsujura

"Ihn habe ich vor einem Jahr anlässlich unserer Japan-Tournee wieder getroffen und er hat sich überhaupt nicht verändert seit seiner Aktivzeit! Ich glaube auch wir werden hier in Lugano nie mehr einen Spieler sehen, der soviele Bullys gewann wie er und er ergänzte sich zudem noch ideal mit seinen Sturmpartnern Eberle und Ton."
 
 
Würdest du die Ausländerregelung im Schweizer Eishockey so beibehalten wie jetzt oder würdest du etwas daran ändern?

"Wenn ich schon etwas ändern würde dann nur sehr wenig, höchstens einen oder zwei Ausländer mehr pro Mannschaft, ansonsten könnte es dann Probleme mit der Nationalmannschaft geben."
 
 
Anschliessend wollte ich von Sandro wissen, wie er seine persönliche Zukunft sieht und die Zukunft des Eishockey im allgemeinen.

"Auch wenn man im Leben nie wissen kann, sehe ich meine Zukunft längerfristig hier in Lugano, da mir meine neue Aufgabe beim HCL sehr gut gefällt. Zum Eishockey, die Physis wird immer wichtiger, die Spieler werden immer grösser, dass Spiel wird sicherlich schneller werden und auch die Taktik wird weiterhin eine grosse Rolle spielen."
 
 
Dann bat ich Sandro darum mir drei Spieler zu nennen, die ihn in seiner Karriere geprägt haben, einen Torhüter, einen Verteidiger und einen Stürmer.

"Torhüter: Cristobal Huet, Verteidiger: Peter Andersson, Stürmer: Kenta Johansson"
 
 
Dann kam die Frage einer Hockeyfans-Userin, kannst du dich an deinen ehemaligen Lehrer aus Zug, Alois Rust erinnern?

"Kann mich noch an ihn erinnern, ach wenn ich logischerweise keinen Kontakt zu ihm hatte, war eine spezielle Person und ich musste unter ihm die 6. Klasse repetieren."
 
 
Was hältst du vom Kantonsrivalen Ambri-Piotta?

"Auch Ambri muss man sicherlich respektieren. Ich persönlich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Spielern, auch wenn es auf dem Eis zu heissen Rencontres kam, ausserhalb des Rinks gab es überhaupt keine Probleme."
 
 
Was glaubst du kann der HC Lugano diese Saison erreichen?

"Nun, mit der Mannschaft die wir dieses Jahr haben, mit den drei starken Ausländern ist es klar dass wir versuchen werden, die Regular-Season auf einem Spitzenplatz zu beenden, falls möglich auf dem ersten Platz, dann wird man sehen was in den Playoffs passieren wird."
 
 
Wie haben sich die drei Neuzugänge in die Mannschaft intergriert?

"Alles verläuft bestens und die drei Neuen haben sich bereits sehr gut in der Mannschaft integriert."
 
 
Dann wollte ich noch von Sandro wissen ob für sein letztes Spiel spezielle Trikots hergestellt wurden, wie es mit den Spielern aussieht, und ob sein Trikot mit der Nummer 2 am Schluss des Spiels offiziell zurückgezogen wird.

"Wir werden in speziellen Retro-Trikots spielen, mit den alten Logos der beiden Mannschaften, von den Spielern die angekündigt sind, haben alle definitiv zugesagt, die einzigen zwei Fragezeichen sind Mats Waltin und der "Zar" Larionov der sich anschickt einen neuen Vertrag in der NHL zu unterschreiben. Ueber den Rückzug meines Trikots weiss ich noch nichts Näheres, doch ich nehme an, ja."



Abschliessend bedankte ich mich bei Sandro Bertaggia für seine Disponibilität und habe ihm viel Glück und Erfolg bei seiner neuen Tätigkeit gewünscht. Dass Sandro Bertaggia perfekt schwedisch spricht, konnte ich auch bei einem Telefongespräch zwischendurch erfahren.

Und natürlich geht der Aufruf an alle "richtigen" Hockeyfans, am 31. August um 18.00 in der Resega beim Ultimate-Derby nicht zu fehlen! Wer nicht die Gelegenheit hat die Billette bei den offiziellen Vorverkaufsstellen zu beziehen, kann diese entweder telefonisch beim HCL Lugano reservieren lassen, oder sich an die Tageskassen wenden, die eine Stunde vor Spielbeginn geöffnet sein werden.


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