Donnerstag, 19. April 2007

U18-WM 2007

4 : 3
(2:1, 0:0, 1:2, 1:0) n.V.
Russland Schweiz
 

Matchbericht



 
 

Schweizer verpassen Halbfinale in der Verlängerung

Von Martin Merk

Die Schweizer U18-Nationalmannschaft war im Viertelfinale der Sensation nahe und forderte Russland über 60 Minuten. Erst in der Verlängerung übernahmen die Russen das Zepter und Nikita Filatov erzielte in der 67. Minute das 4:3-Siegestor für die Sbornaja.

«Alles ist möglich!» lautete die Schweizer Devise gegen Russland. Doch gegen die kleine Sbornaja erwischte die Mannschaft von Felix Hollenstein einen denkbar schlechten Start. Mit dem ersten Schussversuch schaltete Andrej Loktinov die Schweizer Abwehr um Roman Josi und Yannick Blaser aus, Jegor Averin brauchte nur noch den Abpraller abzustauben und schon stand es 1:0 nach nur 31 Sekunden. Vier Minuten später erhöhte der Verteidiger Vjacheslav Voinov mit einem gezielten Weitschuss auf 2:0. Die Schweizer zeigten sich über die Torentscheidung verärgert: So reklamierte man beim 1:0 ein vorausgegangenes Offside. «Beim zweiten Tor was es ganz klar ein Stockfoul an Robert Mayer», so der U18-Nationaltrainer Felix Hollenstein, «als er mit der Fanghand rausfuhr, wurde er behindert.» Es sah bis zu diesem Zeitpunkt ganz nach einem Schweizer Debakel aus, doch zeigte das restliche Drittel, dass die Russen durchaus kein perfektes Eishockey aufführten und sich die Fehler nach den beiden Toren des dritten Blocks häuften. Die Schweizer kamen so vermehrt in den Angriff und Denis Hollenstein traf in der 7. Minute mit einem Weitschuss zum 2:1. Der russische Torhüter Vadim Zhelobnjuk wurde dabei von Pascal Berger und Roman Schlagenhauf gestört, welche auf das Ablenken warteten. Der Puck schien vom Schlittschuh Bergers ins Tor zu gehen, auch wenn Hollenstein den Treffer zugesprochen erhielt.



Die Schweizer kamen ab dem Mitteldrittel immer besser ins Spiel. Durch ihre disziplinierte Spielweise kamen sie in einigen Fällen auch zu Überzahlsituationen, ohne selbst in Unterzahl anzutreten müssen. So wurde ein Chancenplus von 11:8 erarbeitet, dazu hatte man einen Schuss an die Torumrandung zu verzeichnen. Der Ausgleich blieb den Schweizern jedoch verwehrt, dafür rettete Patrick Geering seinem bereits geschlagenen Torhüter Mayer, als er auf der Linie den Puck wegbuchsierte. Auch wenn die Schweizer das Spiel machten und zu Chancen kamen, blieben die Russen gefährlich. Insgesamt wurden die favorisierten Russen mit dem Flügel Alexej Cherepanov als am stärksten eingestuften Spieler des Turniers erstaunlich gut in Griff gehalten.



Im Schlussdrittel starteten die Schweizer energetisch und nach einer Serie an Torschüssen vergab Hollenstein die grösste Chance in der 42. Minute. Das daraufhin folgende Powerplay sollte den Schweizern jedoch den hart gesuchten Erfolgsmoment bringen: Hollenstein junior konnte sich nach eineinhalb Minuten doch als Torschütze feiern lassen beim verdienten 2:2-Ausgleich. Dies wiederum weckte den schlafenden Bären, der nun vermehrt zu Chancen kam. Doch bevor die Russen zum Schlussspurt ansetzen konnte, traf Berger mit seinem dritten Punkt des Tages von hinter dem rechten Bullykreis aus zur 2:3-Führung der Schweizer. Eine heisse Schlussphase stand bevor und vier Minuten vor Schluss schafften die Russen den Ausgleich: Nikita Kljukin stocherte den Puck ins Tor, der Schiedsrichter sah nach einem Schweizer Reklamieren auf dem Video keine Torhüterbehinderung. Die Partie ging so in eine zehnminütige Verlängerung, in welcher die Schweizer jedoch müde wirkten und wenig zu melden hatten. Matchwinner wurde so Nikita Filatov, der mit einem schnellen Angriff Mayer umspielte und in der 67. Minuten mit seinem Treffer für die Entscheidung sorgte.



Russland spielt so morgen im Halbfinale, die Schweiz am Samstag um den fünften Platz. Auch wenn die Köpfe leer sind, dürfen die Schweizer stolz auf ihre Leistung sein: Sie hatten die Russen mehr als gefordert, waren über die Mehrheit der Spielzeit die bessere Mannschaft und eine Halbfinal-Qualifikation wäre keineswegs unverdient gewesen. Besonders auffällig in diesem Spiel war die Linie Hollenstein-Schlagenhauf-Berger, welche für alle drei Treffer verantwortlich war, während die anderen drei Linien weniger glücklich waren und auf Negativ-Bilanzen kamen.



Stimmen:

Roman Josi, Verteidiger Schweiz: «Es ist bitter, wir haben geführt und kassieren dann dieses Tor in der Verlängerung. Dass wir diese zwei Tore zu Spielbeginn erhalten haben, war sicher nicht sehr gut, da hätten wir defensiv aufmerksamer spielen müssen. Insgesamt war es aber ein gutes Spiel und im zweiten Drittel hätten wir das eine oder andere Tor machen müssen. Wir wussten, was wir können und haben schon in der Vorbereitung nur knapp gegen sie verloren, individuell waren sie aber ein bisschen stärker als wir. Der Frust ist nun gross, aber wir wollen am Samstag das Spiel gewinnen.»

Pascal Berger, Stürmer Schweiz: «Wir haben aus unerklärlichen Gründen den Start verschlafen. Trotz des 2:0-Rückstandes haben wir immer an uns geglaubt und jeder hat für jeden gekämpft. Ein Zweitore-Rückstand macht nicht manche Nation gegen die Russen wieder wett. Alle im Team waren hochmotiviert, denn wir spielen nicht alle Tage um die Medaillen. Dank den Playoffs konnte ich heute die mitgebrachte Erfahrung ins Spiel einbringen, leider hat es nicht ganz gereicht. Am Samstag wollen wir um jeden Preis gewinnen.»

Etienne Froidevaux, Captain Schweiz: Läuferisch hatten wir keine Chance gegen unseren heutigen Gegner, doch mit einem tollen Teamgeist haben wir dieses kleine Defizit ausgleichen können. Niemand hätte gedacht, dass wir so weit kommen und darum können wir stolz auf uns sein.»

Felix Hollenstein, Headcoach Schweiz: «Wir haben einen guten Match gespielt, in der Overtime verloren. Das ist momentan eine totale Enttäuschung, im Moment sind die Köpfe sicher leer. Der Unterschied war, dass wir im richtigen Moment die Tore hätten machen müssen. Wir haben über zwei Drittel besser gespielt als sie, aber die Tore nicht gemacht. Die Mannschaft hat Top-Hockey gespielt heute und hätte den Sieg mehr als verdient gehabt. Am Schluss ist die Overtime Glückssache und es ist leider nicht für uns gelaufen. Jetzt wollen wir uns wieder motivieren und den fünften Platz holen.»

Alpo Suhonen, Teamleiter Schweiz: «Während zwei Dritteln waren wir die bessere Mannschaft. Einzig in den ersten zehn Minuten dominierten uns die Russen und gingen durch ein Offsidetor in Führung. Im mittleren Abschnitt müssen wir das Spiel für uns entscheiden, doch wer die Tore nicht macht, der bekommt sie.»



Telegramm:

Hakametsä, Tampere. – 724 Zuschauer – SR: Smith (USA), Kalivoda (CZE)/Winnekens (DEU). – Tore: 0:31 Avenin (Cherepanov) 1:0. 4:48 Voinov (Kulikov, Loktionov) 2:0. 6:31 Hollenstein (Berger, Müller) 2:1. 42:53 Hollenstein (Berger, Schlagenhauf/Ausschluss Chudinov) 2:2. 49:45 Berger (Schlagenhauf) 2:3. 55:48 Kljukin 3:3. 66:37 Filatov (Voinov) 4:3. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Russland, 1-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Russland: Zhelobnjuk (Ersatz: Pechurskij); Seleznjev, Churljajev; Tokranov, Chudinov; Voinov, Kulikov; Lukjanchikov, Goncharov; Cherepanov, Averin, Dadonov; Korostin, Karamnov, Petrov; Kugryshev, Koktionov, Filatov; Andronov, Kljukin, Kagarlitskij.

Schweiz: Mayer (Ersatz: Ciaccio); Josi, Blaser; Kebede, Müller; Geering, Stoop; Villa; Sciaroni, Froidevaux, Hasani; Hollenstein, Schlagenhauf, Berger; Cunti, Schommer, Moser; Donati, Bianchi, Suri.

Bemerkungen: 39:17 Geering rettet auf der Linie. – Schüsse aufs Tor: 31:30 (7:4, 8:11, 11:14, 5:1). – Beste Spieler: Vitaly Karamnov; Denis Hollenstein.


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Fotos von Christian Häusler


























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