Samstag, 12. Mai 2007

WM 2007

1 : 2
(1:1, 0:0, 0:0, 0:1) n.V.
Russland Finnland
 

Matchbericht



 
 

Und dann war er drin. Und Russland draussen.

Von Samuel Hufschmid

Ein Shorthander und ein Tor in der Verlängerung reichten den Finnen zum Finaleinzug. Die über weite Strecken überlegenen Russen brachten bei 30 Schüssen nur ein Tor zu Stande. Das reichte nicht.

Die beiden Teams trafen bei dieser WM bereits im letzten Spiel der Vorrunde aufeinander. Russland vermochte sich dabei mit fünf zu vier durchzusetzen – wohlbemerkt der knappste Sieg des noch ohne Verlustpunkte dastehenden Teams. Russland war trotzdem der (selbsterklärte) Favorit in diesem Spiel. Die bisherigen Leistungen überzeugten, das Publikum stand ihnen im Rücken und die Finnen hatten nach nur einem Tag Pause den kräfteraubenden Fight des Viertelfinals gegen die USA in den Beinen. Doch übermässige Motivation und ungebrochener Siegeswille können im Eishockey bekanntlich auch schädlich sein. So dauerte es nur 18 Senden, bis den Finnen die erste Möglichkeit zum Überzahlspiel geboten wurde. Gefährlich wurde es aber nicht. Beide Teams gingen energisch auf jeden Puck, das Spiel zeichnete sich in dieser Startphase eher durch kämpferischen Einsatz als durch besondere spielerische Qualitäten aus. Als in der sechsten Minute der Finne Bergenheim den puckführenden Markov unfair attackierte und dafür fünf Minuten auf die Bank geschickt wurde, eröffnete sich für Russland die grosse Möglichkeit, in Führung zu gehen. Zwar wurde auch Kovalchuk mit zwei Minuten bestraft, aber nach dessen Rückkehr aufs Eis blieben immer noch drei Minuten Powerplay übrig. Evgeni Malkin war es, der das Heimteam in der neunten Minute in Führung schoss.

Die Finnen, die im Spiel zuvor gegen die USA immer in Führung lagen, sahen sich plötzlich zu einer Reaktion gezwungen. Die Reaktion kam, und zwar in Unterzahl. Die Russen setzten sich zwar bei Ausschluss von Mikko Koivu gelang es den Russen rasch, sich gefährlich in der finnischen Zone festzusetzen. Ein unmotivierter und aussichtsloser Abschlussversuch Kovalchuks gelangte über Laamanen und Kapanen zu Jukka Hentunen, der den russischen Verteidigern entweichen und Eremenko bezwingen konnte. Das Spiel war damit neu lanciert, die Finnen machten Druck und erzwangen ein weiteres Überzahlspiel. Am Resultat änderte sich jedoch nichts mehr.

Im Zweiten Drittel strichen zwei weitere Überzahlsituationen strichen ebenso ungenutzt an den Finnen vorbei. Es lag weniger daran, dass sich Finnland nicht bemühte – die Russen spielten ein exzellentes Boxplay und verhinderten dadurch gefährliche Situationen. Durch einen Wechselfehler auf finnischer Seite kehrte sich in der achten Minute das personelle Ungleichgeweicht zu Gunsten der Gastgeber. Zwar konnten auch die Russen diese Situation nicht ausnutzen, doch zeigte sich ihr absoluter Siegeswille nun in positiver Ausprägung. Sie bauten einen enormen Druck auf und Lehtonens Tor stand unter Dauerbeschuss. Auch das wieder vollständige finnische Team hatte Mühe, mit dieser aggressiven Spielweise umzugehen. Den Russen gelang es sogar, die in Überzahl spielenden Finnen ihrerseits zu Fouls zu zwingen. Sergey Brylin, der erstmals eingesetzt werden durfte, wurde in der 33. Minute von Ruutu unfair von den Beinen geholt, versuchte aber noch im Fallen den Puck trotz angezeigter Strafe in seinen Reihen zu halten, was ihm tatsächlich gelang. Doch weder zu viert noch danach zu fünft gegen vier gelang ihnen ein Treffer. Mehrere weitere Überzahlsituationen folgten. Insgesamt wurden nur gute acht Minuten in normaler Besetzung gespielt, denn in schön abwechselndem Turnus bot sich den beiden Teams die Möglichkeit zum Powerplay. Obwohl keines genutzt wurde, zeigten die Russen eindeutig mehr Einsatz und vor allem mehr Zug aufs Tor. Das Fazit für die verbleibenden Spielzeit: Wenn es den Russen gelingt, den gleichen Einsatz beizubehalten, die Finnen zu Fouls zu zwingen, selbst aber weniger unnötige Strafen zu kassieren, sollte der Final erreicht werden können. Das zweite Fazit: Je länger die Finnen keinen Gegentreffer hinnehmen müssen, desto wahrscheinlicher ist entweder ein entscheidendes Goal oder ein Sieg im Penaltyschiessen.

Das dritte Drittel wurde in diesem Sinne angegangen. Keine Strafen der weiterhin druckvolleren und gefährlicheren russischen Mannschaft, aber auch kein Tor. Richtig gefährlich wurde es eigentlich nur einmal, als Alexander Frolov den am Boden liegenden Lehtonen dreimal hintereinander zu bezwingen versuchte. Doch irgendwie wollte der Puck die Torlinie auch in dieser Situation nicht passieren. Also musste eine Verlängerung über den Ausgang des Spiels entscheiden. Auch in dieser Verlängerung waren die Russen die stärkere Mannschaft. Sie erarbeiteten sich Chancen und es schien beinahe, als würde sich Finnland mit einer weiteren Penalty-Lotterie begnügen. Doch, wie es dann halt auch gehen kann, traf Mikko Koivu zum Game Winning Goal. Im Fallen und mit dem dazugehörigen Glück brachte er die Scheibe am russischen Torhüter vorbei. Russland war draussen, das Publikum geschockt und Mausestille begleitete die aufs Feld stürmenden finnischen Spieler. Es mutete wie in einem bizarren Stummfilm an; hier die jubelnden Weissen, da die unfassbaren, mit hängendem Kopf herumkurvenden Roten.



Telegramm:

Khodynka-Arena, Moskau. – 12'000 Zuschauer. – SR: Vinnerborg (SWE), Gemeinhardt (GER)/Masik (SVK). – Tore: 08:36 Malkin (Gonchar, Frolov/Ausschluss Bergenheim) 1:0. 12:06 Hentunen (Kapanen, Laamanen/Ausschluss Bergenheim!) 1:1. 65:40 Koivu (Ruutu) 1:2. – Strafen: 7-mal 2 Minuten gegen Russland, 6-mal 2 Minuten plus 5 Minuten und Matchstrafe (Bergenheim) plus 10 Minuten (Koivu) gegen Finnland.

Russland: Jemerenko (Ersatz: Koshechkin); Nikulin, Proshkin; Gonchar, Markov; Atjushov, Grebeshkov; Jemelin, Kondratjev; Brylin, Zinovjev, Zaripov; Frolov, Malkin, Kovalchuk; Radulov, Schastlivy, Kharitonov; Kulemin, Neprjajev, Ovjechkin.

Finnland: Lehtonen (Ersatz: Norrena); Koistinen, Kukkonen; Laaamanen, Saravo; Söderholm, Berg; Lehtinen, Viuhkola, Peltonen; Kallio, Koivu, Tuomo Ruutu; Hentunen, Kapanen, Miettinen; Bergenheim, Pyörälä, Jarkko Ruutu; Pärssinen, Kontiola.

Bemerkungen: Russland ohne Morozov (verletzt), erstmals mit Brylin. Finnland ohne Nummelin (verletzt). Beste Spieler: Alexander Jemerenko; Kari Lehtonen.


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Fotos von Thomas Oswald


























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