Mittwoch, 9. Mai 2007

WM 2007

4 : 0
(1:0, 0:0, 3:0)
Russland Tschechien
 

Matchbericht



 
 

Siegreich auch am „Tag des Sieges“

Von Samuel Hufschmid

Das russische Team behauptete sich auch im Viertelfinal gegen Tschechien und bleibt dank einem diesem klaren Sieg weiterhin ein grosser Favorit auf den Turniersieg. Alles andere als ein Sieg an diesem 9. Mai, dem „Tag des Sieges“, wurde von Bykovs Team auch nicht erwartet. Doch trotz dem überzeugenden Resultat stand der Ausgang des Spiels über lange Stecken offen, erst das 2:0 im letzten Drittel verhalf den Russen zu genügend Selbstvertrauen, um diesen Vorsprung in einen sicheren Sieg verwandeln zu können.

Russland gegen Tschechien wäre nach der Vorrunde einem vorgezogenen Halbfinal gleichgekommen, standen doch beide Teams als Gruppenerster ohne Punktverlust da. Doch den Tschechen missglückten sämtliche Spiele der Zwischenrunde, so dass sie schlussendlich froh sein durften, überhaupt an der entscheidenden Phase des Turniers teilnehmen zu können. Dazu kam der grosse Publikumsaufmarsch (12‘000 Russen mit fast ebensovielen Fahnen erschienen an diesem geschichtsträchtigen Feiertag in der Khodynka-Arena) und die scheinbare Unbesiegbarkeit Russlands, das im letzten Spiel mit Schweden bereits gegen einen der grossen Titelanwärter gewinnen konnte. Das Spiel begann aber ausgeglichener als diese Vorzeichen hätten vermuten lassen können. Tschechien konnte bereits ab der zweiten Minute in Überzahl agieren, wusste diesen Vorteil aber nicht zu nutzen und kassierte in der siebten Minute den ersten Gegentreffer. Russlands zweiter Block nutzte das erste Powerplay gleich aus, bemerkenswert ist der geniale Pass Malkins, der den Torschützen Markov im Rückwärtsfahren mit der Stockaussenseite bediente und dadurch sämtliche tschechischen Verteidiger falsch reagieren liess. Markov hätte bloss noch einschieben müssen, verwandelte aber mit einem scharfen Schuss in die linke obere Ecke und krönte dadurch Malkins Zaubervorlage mit einem der schöneren Tore dieses Turniers. Nach diesem frühen Torerfolg blieb Russland die stärkere Mannschaft, die Tschechen ihrerseits verbauten sich Chancen, indem sie immer wieder überflüssige Strafen einfingen. Es schien, als wollten sie es mit der Brechstange versuchen, beispielhaft dafür steht ein Angriff von Marek Zidlicky, der bei vier gegen vier die blaue Linie überquerte und aussichtslos aufs Tor schoss, dies obwohl mindestens zwei russische Verteidiger die Schussbahn blockierten. Russland dominierte und die Tschechen schienen keinen Weg zu finden, ihr eigenes Angriffsspiel aufzuziehen. Praktisch bei jeder Puckeroberung verloren sie diesen kurz darauf, als hätten sie Angst, einen Fehler zu machen. Das war der Fehler. Besonders wenn auf russischer Seite Ilya Kovalchuk in Puckbesitz war, wurde es gefährlich. Doch Russland, das in dieser Phase bereits eine Vorentscheidung hätte herbeiführen können, verwandelte keine der zahlreichen, guten Tormöglichkeiten.

So konnten sich die Tschechen mit nur einem Tor Rückstand ins zweite Drittel retten. Dieses Drittel wurde enorm viel spannender, die Tschechen kamen mit enormem Selbstvertrauen aus der Kabine zurück und belagerten das russische Tor richtiggehend. Nach 30 Sekunden hatten sie schon drei gefährliche Torschüsse zu verzeichnen – das Spiel schien plötzlich wieder offen. Doch das zweite Drittel blieb, trotz vieler Chancen auf beiden Seiten, torlos. So konnte Russland immer noch mit Vorsprung ins letzte Drittel starten, und durfte zudem noch 50 Sekunden lang zu fünft gegen vier antreten. 23 Sekunden reichten jedoch und Russland führte mit 2:0. Die lange fällige Vorentscheidung war da. Erneut war es russlands zweiter Block, der im Powerplay erfolgreich war. Ein abgeprallter Schuss von Kovalchuk führte dazu, dass der Puck langsam am linken Torpfosten vorbei hinters Tor gleitete. Dort war Malkin zur Stelle, der ihn blitzschnell am für kurze Zeit orientierungslosen tschechischen Torhüter vorbei ins Tor beförderte. Die Tschechen versuchten zu reagieren, taten dies jedoch zu ungestüm. Das kurz darauf folgende Powerplay musste zu schnell zum Torerfolg führen, jeder, der nur die geringste Möglichkeit zum Torschuss hatte, schoss drauf los. So verstrichen nicht nur diese zwei Minuten Überzahl, sondern auch das Ende der Partie rückte immer näher. Und dabei hatten sie auch noch Glück, nicht schon zu diesem Zeitpunkt den entscheidenden Treffer zu kassieren. Ein Schuss von Andrei Markov streifte die Latte, ein anderer traf das bereits verschobene Tor. Mehrmals herrschte totale Hektik vor dem tschechischen Goalie, so auch in der 52. Minute, als Grebeshkov als einziger die Übersicht behielt und dem völlig frei stehenden Radulov mustergültig auflegte. Dieses 3:0 war die Entscheidung, Malkins wunderschönes „Buebetrickli“ in der 55. Minute war reine Resultatkosmetik. Die Russischen Spieler begannen, das sowieso blendend gelaunte Publikum zu zusätzlichen Beifallsovationen zu motivieren und konnte so die letzten fünf Minuten quasi als Triumpfmarsch zu absolvieren. Wie passend für diesen „Tag des Sieges“, oder wie er in der kompletten Übersetzung heisst, dem „Tag des Sieges der Sowjetunion über das faschistische Deutschland im Grossen Vaterländischen Krieg von 1941 bis 1945“. Sowieso war vieles geprägt von diesem Feiertag, so ertönte in den Spielunterbrechungen vor allem russische Marschmusik, zu welcher die Cheerleader für einmal nicht tanzten, sondern militärischen Gleichschritt nachahmten. Dazu viele Fahnen in der Luft und nicht weniger Hände auf der Brust – wie gesagt, alles andere als ein Sieg wäre einfach nicht möglich gewesen; obwohl diese Möglichkeit doch während 40 Minuten allgegenwärtig war.



Telegramm:

Khodynka-Arena, Moskau. – 12'000 Zuschauer. – SR: Pellerin (CAN), Dedioulia (WRU)/Losier (CAN). – Tore: 6:48 Markov (Malkin, Frolov/Ausschluss Klesla) 1:0. 40:23 Malkin (Kovalchuk/Ausschluss Smid) 2:0. 51:24 Radulov (Grebeshkov) 3:0. 54:46 Malkin (Ausschlüsse Morozov; Zidlicky) 4:0. – Strafen: 10-mal 2 Minuten gegen Russland, 8-mal 2 plus 10 Minuten (Cajanek) gegen Tschechieh.

Russland: Jemerenko (Ersatz: Koshechkin); Nikulin, Proshkin; Gonchar, Markov; Atjushov, Grebeshkov; Jemelin, Kondratjev; Morozov, Zinovjev, Zaripov; Frolov, Malkin, Kovalchuk; Radulov, Schastlivy, Kharitonov; Kulemin, Neprjajev, Ovjechkin.

Tschechien: Cechmanek (Ersatz: Pinc); Zidlicky, Caslava; Michalek, Klesa; Hamr, Barinka; Smid; Vyborny, Plekanec, Olesz; Irgl, Cajanek, Hubacek; Bednar, Novotny, Tenkrat; Sykora, Hlinka, Rolinek; Balastik.

Bemerkungen: Russland ohne Brylin (noch nicht einsatzberechtigt). Tschechien ohne Platil und Marek (beide überzählig). – Schüsse aufs Tor: 32:27 (14:6, 10:9, 8:12). – Beste Spieler: Alexander Jeremenko; Rostislav Olesz.


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Fotos von Thomas Oswald


























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